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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee
Autoren: Keith Laumer
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stellte es wieder hin und hielt meinen Blick mit einem undefinierbaren Lächeln gefangen. »Und ich möchte hinzufügen, daß Ihre Zukunft um vieles größer sein wird – oder sein kann – als Ihre Vergangenheit.«
    »Sind wir uns irgendwo schon einmal begegnet?« erkundigte ich mich.
    Er schüttelte verneinend den Kopf. »Ich weiß, daß Sie das alles im Augenblick noch nicht ganz verstehen. Aber wir haben nicht viel Zeit. Bitte, hören Sie mir zu …«
    »Ich höre, Mr.… Wie war Ihr Name?«
    »Das spielt keine Rolle, Mr. Ravel. Ich habe nicht das geringste mit dieser Angelegenheit zu tun; ich bin lediglich der Überbringer einer Botschaft. Man hat mir aufgetragen, mich mit Ihnen in Verbindung zu setzen und Ihnen bestimmte Informationen zu geben.«
    »Aufgetragen?«
    Er zuckte die Schultern.
    Ich langte über den Tisch und packte sein Handgelenk. Es war so weich und glatt wie das eines Kindes. Als ich ein wenig fester zudrückte, schwappte der Alkohol aus dem Glas, das er hielt, auf den Tisch und auf seinen Schoß. Er spannte seine Muskeln an, als wolle er aufstehen, aber ich drückte ihn auf den Sitz zurück. »Augenblick, jetzt bin ich an der Reihe«, sagte ich. »Fangen wir noch einmal an dem Punkt an, wo Sie mir von Ihrem Auftrag erzählt haben. Ich finde das außerordentlich interessant. Denn wer könnte mich wohl für so wichtig halten, daß er mir einen aalglatten Schnüffler auf die Spur setzt?«
    »Mr. Ravel – was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erkläre, daß ich Mitglied einer Geheimorganisation von Supermenschen bin?«
    »Was ich dann sagen würde? Wie hätten Sie’s denn gern?«
    »Sie würden sagen, daß ich den Verstand verloren habe«, antwortete er prompt. »Deswegen hatte ich auch gehofft, das Thema umgehen und direkt zur Sache kommen zu können. Mr. Ravel, Ihr Leben ist in Gefahr.«
    Ich ließ diese Feststellung zwischen uns in der Luft hängen.
    »In genau –« er warf einen Blick auf seine Uhr, die er nach Art der Engländer an der Innenseite seines freien Handgelenks trug – »in anderthalb Minuten wird ein Mann dieses Lokal betreten, ein Mann in einem schwarzen Mantel. Er trägt einen Spazierstock bei sich – aus Ebenholz mit silberner Krücke. Er nimmt den vierten Hocker an der Bar, bestellt einen Whisky pur, trinkt ihn, dreht sich um, hebt seinen Stock und feuert Ihnen drei tödliche Pfeile in die Brust.«
    Ich trank einen Schluck aus meinen Glas. Es war echter Whisky – einer der kleinen Vorteile meines Jobs.
    »Und was kommt als Zugabe hinterdrein?« fragte ich.
    Der kleine Mann verzog gekränkt das Gesicht. »Sie machen Witze, Mr. Ravel, während ich von Ihrem Tod spreche.« Er hatte sich weit über den Tisch gebeugt, um mir diese Worte unter einem Regen von Speicheltröpfchen ins Gesicht zu schleudern.
    »Na, dann Prost«, antwortete ich, ließ seinen Arm los und hob mein Glas. »Machen Sie die Beerdigung bloß nicht zu feierlich.«
    Jetzt war die Reihe an ihm, mich festzuhalten. Seine fette, kleine Hand schloß sich mit mehr Kraft um meinen Arm, als ich ihm zugetraut hätte.
    »Ich habe Ihnen erklärt, was geschehen wird – es sei denn, Sie unternehmen sofort etwas, um diesem Schicksal zu entgehen!«
    »Aha! Damit beginnt dann wohl die große Zukunft, von der Sie sprachen.«
    »Mr. Ravel – Sie müssen dieses Lokal auf der Stelle verlassen!« Er griff in seine Jackentasche und fischte eine Visitenkarte mit aufgedruckter Adresse heraus: 356 Colvin Court.
    »Es ist ein altes Haus, sehr stabil, ganz in der Nähe. Es hat eine hölzerne Außentreppe, vollkommen sicher. Steigen Sie in den zweiten Stock hinauf. Ganz hinten liegt ein Zimmer mit der Nummer 9. Betreten Sie das Zimmer und warten Sie dort.«
    »Und warum sollte ich das tun?« fragte ich ihn, während ich seine Finger von meinem Ärmel löste.
    »Um sich aus Lebensgefahr zu retten!« In seiner Stimme klang jetzt eine Andeutung von Hysterie, fast so, als liefen die Dinge nicht ganz so, wie er es beabsichtigt hatte. Das war mir eine Genugtuung, denn ich hatte inzwischen das deutliche Gefühl, daß das, was ihm in den Kram paßte, nicht unbedingt vorteilhaft für mich und meine großartige Zukunft sein würde.
    »Woher kennen Sie meinen Namen?« erkundigte ich mich.
    »Bitte, Mr. Ravel – die Zeit wird knapp. Warum können Sie mir nicht einfach Vertrauen schenken?«
    »Der Name ist falsch«, stellte ich fest. »Ich habe ihn gestern einem Bibelverkäufer gegeben. Einfach ausgedacht. Sie sind nicht zufällig auch
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