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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee
Autoren: Keith Laumer
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Betäubungsgeschoß. Wäre ich aber auf Sie ‘reingefallen, wäre ich Ihnen so dankbar gewesen, daß ich freiwillig hierher gekommen wäre.«
    »Wie Sie es nun ja auch getan haben.« Der Kleine wirkte auf einmal weit weniger schüchtern, dafür jedoch vollkommen entspannt. Und schien plötzlich weit weniger darauf bedacht, mir einen Gefallen zu tun.
    »Sie haben einen Fehler gemacht«, sagte ich. »Sie wollten zu viele Fliegen mit einer Klappe schlagen. Was hatten Sie mit dem Schwarzen vor – nachher?«
    Seine Miene erstarrte. »Nachher – wonach?«
    »Was es auch sei, es hätte bestimmt nicht geklappt«, stellte ich fest. »Er hatte Sie nämlich auch schon durchschaut.«
    »… auch schon?« Er beugte sich vor, als begreife er nicht, machte eine blitzschnelle Handbewegung zur Hüfte und hielt mir eine seltsame, kleine Waffe unter die Nase, die ganz aus glänzenden Stangen und Hebeln zu bestehen schien.
    »Sie werden mir jetzt eine erschöpfende Auskunft über sich geben, Mr. Ravel – oder wie immer Sie sich zu nennen belieben.«
    »Schon wieder daneben getippt – Karg«, antwortete ich.
    Sekundenlang reagierte er nicht. Dann begannen seine Finger zu zucken, seine Waffe begann zu spucken, und Nadeln schlugen an meine Brust, von der sie sofort wieder abprallten. Ich ließ ihn gelassen das Magazin leerschießen. Dann hob ich die Pistole, die ich in meiner Hand verborgen hatte, während er die Stühle zurechtrückte, und schoß ihn genau unter das linke Auge.
    Er fiel auf seinen Stuhl zurück. Sein Kopf war auf die linke Schulter gesunken, so daß es aussah, als betrachte er die Wasserflecken an der Decke. Ein paarmal öffneten und schlossen sich seine kleinen, pummeligen Hände. Dann sank er sehr langsam zur Seite und schlug zu Boden wie eine zweihundert Pfund schwere Maschine.
    Was er natürlich auch war.

 
3.
     
    Ich ging zur Tür und lauschte auf Geräusche, die andeuteten, daß jemand die Schüsse gehört hatte und neugierig nachsehen kam, was hier wohl los sei. Anscheinend jedoch kümmerte sich niemand darum. Das paßte haargenau zu diesem Viertel.
    Ich legte den Karg lang auf den Rücken, erbrach das Siegel an seiner Bandkassette und nahm das Band heraus, das ihn dirigiert hatte.
    Man hatte in der Zentrale schon vermutet, daß hier, auf dem Schauplatz der Alten Ära, etwas vorging, das außerhalb des üblichen Schemas lag. Doch nicht einmal der Meister-Zeitlenker hätte vermutet, daß es zwischen den Agenten der Zweiten und Dritten Ära eine geheime Zusammenarbeit gab. Dieses Band konnte der Schlüssel sein, nach dem die Nexx-Planer suchten.
    Zunächst aber hatte ich noch meine beruflichen Pflichten zu erledigen. Ich unterdrückte also den Impuls, mich so schnell wie möglich davonzumachen, und kümmerte mich um das, was notwendig war.
    Das Band war beinahe abgelaufen, und das hieß, daß der Auftrag des Kargs beinahe erledigt war. Das war er nun allerdings, aber nicht ganz so, wie man es beabsichtigt hatte. Ich verstaute das Band in der Innentasche meines Hemdes und durchsuchte die Taschen des Roboters. Alle leer. Dann zog ich ihn aus, um nach seinen Identitäts-Daten zu suchen, die ich unter der linken Fußsohle fand.
    Zwanzig Minuten benötigte ich, um den Raum zu durchsuchen. In einer der ausgebrannten Birnen der Deckenlampe fand ich einen auf den Schaukelstuhl gerichteten Gehirnabtaster. Der Karg hatte sich eine Menge Mühe gemacht, um ganz sicherzugehen, daß er mich leergezapft hatte, bevor er meine Überreste beseitigte. Ich zeichnete das Ergebnis meiner Suche auf, überprüfte ein zweites Mal, was ich schon einmal überprüft hatte, und war mir klar darüber, daß ich nur Zeit gewinnen wollte. Ich hatte das, wozu man mich hergeschickt hatte, erledigt. Die Ereignisse waren mehr oder weniger genauso abgelaufen, wie es in der Nexx-Zentrale geplant worden war, und die Tatsache, daß es mir gelungen war, den Karg an einen einsamen Ort zu locken, wo ich ihn außer Gefecht setzen konnte, bildete den Abschluß meiner Aktion. Es wurde Zeit, daß ich mich zurückmeldete, Bericht erstattete und wieder an meine Arbeit ging, die darin bestand, den Kosmos von neuem zu gestalten. Ich drückte also auf seinen Zerstörungsknopf, schaltete das Licht aus und verließ das Zimmer.
    Unten auf der Straße fuhr ein großer Wagen an mir vorbei; er machte in der Stille ringsum viel Lärm, aber es wurde nicht auf mich geschossen. Beinahe war ich ein bißchen enttäuscht. Aber was half’s: meine Arbeit war getan. Mein
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