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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee
Autoren: Keith Laumer
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Bibelverkäufer, Mr. Äh?«
    »Ist Ihnen das wichtiger als Ihr Leben?«
    »Sie irren sich, Freundchen. Es ist nicht mein Leben, um das wir hier feilschen, sondern das Ihre.«
    Seine todernste Miene zerbrach in tausend Scherben. Er war noch damit beschäftigt, sie wieder zusammenzulesen, als die Tür aufging und ein Mann in schwarzem Mantel mit schwarzem Samtkragen, schwarzem Homburg und schwarzem Spazierstock hereinkam.
    »Sehen Sie?« wisperte mir mein neuer Freund verschwörerisch zu. »Genau wie ich Ihnen gesagt habe. Sie müssen schnell handeln, Mr. Ravel, bevor er Sie sieht …«
    »Ihre Technik läßt nach, mein Guter«, entgegnete ich. »Er hatte mich schon mit seinem Röntgenblick durchleuchtet, bevor er noch ganz zur Tür herein war.« Ich stieß seine Hand beiseite und schob mich aus der Nische. Der Mann in Schwarz war auf die Bar zugegangen und hatte sich auf den vierten Hocker gesetzt, ohne auch nur ein einziges Mal in meine Richtung zu sehen. Ich wand mich zwischen den Tischen hindurch und nahm den Hocker zu seiner Linken.
    Er sah mich nicht an, nicht einmal, als ich ihm mit dem Ellbogen in die Seite stieß. Falls er einen Revolver in der Tasche trug, so hatte ich ihn nicht gespürt. Der Stock lehnte an seinen Knien die schwere Silberkrücke höchstens fünf Zentimeter von seiner Hand entfernt. Ich beugte mich zu ihm hinüber.
    »Achtung, der Plan ist geplatzt«, sagte ich ungefähr zwanzig Zentimeter von seinem Ohr entfernt.
    Er reagierte gelassen und drehte den Kopf sehr langsam herum, bis er mir ins Gesicht sehen konnte. Seine Stirn war hoch und schmal, seine Wangen waren hohl, neben der Nase zeichneten sich weiße Linien auf der grauen Haut ab. Seine Augen glichen kleinen, schwarzen Kieseln.
    »Meinen Sie mich?« fragte er kalt.
    »Wer ist der Kerl?« erkundigte ich mich vertraulich.
    »Wer?« Noch immer kein Tauwetter in Sicht.
    »Der Traum eines Herrenausstatters da drüben, der mit den Händen, die man nur ungern berührt«, erklärte ich. »Der Kleine, bei dem ich eben gesessen habe. Er wartet da in seiner Nische, um zu sehen, wie alles ausgeht.« Ich lächelte ihn an.
    »Sie müssen sich irren.« Damit wandte der Schwarze sich wieder ab.
    »Nur nicht tragisch nehmen«, mahnte ich ihn. »Kein Mensch ist vollkommen. Wissen Sie was? Wir setzen uns jetzt zusammen und halten Lagebesprechung, wir drei. Was meinen Sie?«
    Das saß. Sein Kopf zuckte herum. Er rutschte von seinem Hocker und nahm seinen Hut. Gerade als er nach seinem Stock langte, stieß ich mit dem Fuß dagegen; mit lautem Klappern fiel er zu Boden. Als ich den Stock aufhob, setzte ich wie zufällig den Fuß darauf. Es gab ein leichtes, krachendes Geräusch.
    »Hoppla!« entschuldigte ich mich. »Tut mir leid.« Damit gab ich ihm den Stock zurück. Er riß ihn mir aus der Hand und hastete zur Herrentoilette. Fast hätte ich ihm zu lange nachgeblickt; aus dem Augenwinkel sah ich meinen Saufkumpan dem Ausgang zustreben. Ich erwischte ihn wenige Meter vor dem Lokal und drängte ihn gegen die Hauswand. Er wehrte sich, so gut man sich eben wehren kann, wenn man die Aufmerksamkeit der Passanten nicht wecken will.
    »Ich glaube, jetzt sind ein paar Erklärungen fällig«, sagte ich. »Wenn ich auf Ihre Hellseherei reingefallen wäre – was hätte es dann gegeben?«
    »Sie Narr – die Gefahr für Sie ist noch nicht vorüber! Ich versuche Ihnen das Leben zu retten! Kennen Sie denn keinen Dank?«
    »Tja, wenn ich das glauben könnte, mein Freund … Weshalb geben Sie sich so große Mühe mit mir? Mein Anzug würde Ihnen nicht passen, und das Bargeld in meinen Taschen würde nicht mal für ein Taxi zum Colvin Court und zurück reichen. Aber vermutlich gäbe es gar keinen Rückweg für mich.«
    »Lassen Sie mich los! Wir müssen von der Straße ‘runter!« Er wollte mich vors Schienbein treten, woraufhin ich ihm einen Schwinger in die Rippen verpaßte, daß er keuchend wie ein Dudelsack gegen mich fiel. Um das Gleichgewicht zu halten, trat ich einen Schritt zurück und hörte das leise ›plop‹ einer Pistole mit Schalldämpfer, und gleich darauf das Pfeifen, das entsteht, wenn einem eine Kugel um die Ohren saust. Wir befanden uns ganz in der Nähe einer tiefen Türnische und überwanden die Entfernung mit einem Riesensatz. Mein kleiner Freund versuchte noch immer, mein Knie außer Gefecht zu setzen, so daß ich mich gezwungen sah, seine Schienbeine einer Spezialbehandlung zu unterziehen.
    »Nur mit der Ruhe«, warnte ich ihn. »Dieser Schuß
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