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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B
Autoren: Jonathan Tropper
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herrlichen Geruch von neuem Plastik, den Geruch von Kindheit. Als Luke Skywalker in
Die Rückkehr der Jedi-Ritter
Darth Vader die Maske herunterriss, hatte ich das Gefühl, als hätte man mir irgendetwas unwiederbringlich weggenommen. Zuzulassen, dass Vader der dunklen Seite der Macht abschwor, das würde seine böse Gegenwart in den ersten beiden Filmen für immer beeinträchtigen.
Star Wars
und
Das Imperium schlägt zurück
würden für mich niemals wieder das sein, was sie einmal waren – wie auch zwischen mir und dem Jungen, der ich einmal gewesen war, eine weitere Verbindung gekappt worden war.
    Im Laufe der Jahre hatte Vader jedoch den Sturm überstanden und es geschafft, sich als prominenteste Ikone aus der Trilogie einen Namen zu machen, und auch wenn ich aus dieser Tatsache einen gewissen Trost schöpfte, nahm sie mir doch nichts von meiner Verlegenheit, die ich wegen meines Kaufs empfand, als ich dem jungen Mädchen an der Kasse meine American-Express-Karte reichte. Ich ging nach Hause, die Maske in einer Tüte, fühlte mich beschämt,schwermütig und auf eine seltsame Weise aufsässig. Als ich in meine Wohnung kam, nahm ich die Maske aus der Tüte und legte sie auf den Küchentisch, und eine Zeit lang starrten wir uns einfach an, als könnte sich keiner von uns beiden so recht vorstellen, was der andere hier eigentlich machte.

3

    D
reißig
… scheiße!
    Das war mein stilles Mantra in den Wochen vor und nach meinem dreißigsten Geburtstag. Soweit ich wusste, hatte man dem Tag keine Stunden und dem Jahr keine Tage genommen, und doch hatte sich dieser Meilenstein an mich herangeschlichen wie eine gewaltige, stille Welle, die sich hinter einem aufbaut, während man der Küste zugewandt ist. Er war bei weitem zu schnell gekommen. An manchen Tagen hatte ich das Gefühl, als würde ich noch immer denken wie ein Neunzehnjähriger, und nun war ich auf einmal doch schon ein Jahrzehnt älter.
    Star Wars
war über zwanzig Jahre her. Ich kann mich noch erinnern, wie ich den Film sah, als er in die Kinos kam. Ich bin viermal in die Vorstellung gegangen. 1977 gehörten Videorekorder noch nicht zum allgemein üblichen Standard, und man wusste nie, wann man wieder die Gelegenheit haben würde, einen bestimmten Film zu sehen. Man musste den Film verinnerlichen, so dass man ihn einfach mitnehmen konnte.
    Dreißig
… scheiße! Es war wie eine dieser sinnlosen Listen, die ich für den
Esquire
verfasste. Mick Jagger, Roger Daltry und die Beatles sind alle schon über fünfzig. Billy Joel und Elton John sind auch nicht mehr weit davon entfernt, ebenso Harrison Ford und Sylvester Stallone. Gary Coleman und die ganzen Bradys sind erwachsene Männer. Magic und Bird haben sich zurückgezogen, Jordan hat sich schon zweimal zurückgezogen, und Shaquille O’Neal ist sechs Jahre jünger als ich. Ich habe vor acht Jahren das College abgeschlossen. Meine Eltern sind in den Sechzigern, dem Alter, das ich immer mit Großeltern in Verbindung brachte, nicht mit Eltern. Inzwischenkann es mir jeden Tag passieren, dass ich zu einem Arzt gehe und feststellen muss, dass er jünger ist als ich.
    Wäre ich ein Athlet, dann hätte ich meine beste Zeit jetzt hinter mir. Wäre ich ein Hund, dann wäre ich jetzt schon tot.
    Dreißig
… scheiße!
    Es ist eine hübsche runde Zahl, wenn man alles unter Dach und Fach hat. Erfolg, Liebe, eine Familie, das grundsätzliche Gefühl, dass man tatsächlich auf diesen Planeten gehört. Wenn man das alles hat, dann stehen einem die Dreißig gut. Aber wenn man es nicht hat, dann fühlt man sich, als hätte man eine Frist versäumt, und auf einmal nehmen die Chancen, es je richtig zu deichseln, je wirklich Glück und Erfüllung zu finden, rapide ab. Man begreift, dass all die Hoffnungen und Träume bis zu diesem Zeitpunkt in Wirklichkeit Erwartungen waren, die nun, noch immer unerfüllt, verzweifelte Stoßgebete an einen Gott geworden sind, an den man, da war man sich doch sicher, gar nicht mehr glaubte. Bitte, gib mir ein unbeschwertes Herz und ein hübsches Mädchen an die Hand, oder wie auch immer dieses Lied geht. Ist das zu viel verlangt?
    Dreißig
… scheiße!

    Alt genug, um auf einmal schon die Vierzig zu erkennen, den Prozac-Geburtstag, der im Rückspiegel am Horizont schimmert, ein metallischer, glitzernder Fleck, der beständig größer wird. Alt genug, um allmählich die kleinen, fast unmerklichen Spuren des Alterns bei seinen Freunden und im eigenen Spiegel zu erkennen. Alt genug, zweifellos, um
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