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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B
Autoren: Jonathan Tropper
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einen kokainsüchtigen Freund zu haben und zu begreifen, dass vielleicht doch nicht alles ein gutes Ende nehmen wird.
    Dreißig
.......................................................................... ....................................................................... scheiße!
    Alison lebte an der Central Park West, fünf Blocks Richtung Innenstadt und drei Blocks östlich von meiner Wohnung, aber es hätte auch eine andere Welt sein können. Ich lebte in einem Mietshaus an der Zweiundneunzigsten Straße, zwischen West End und Riverside, tagsüber eine recht nette Gegend, aber nachts wurde sie ein verruchter Drogen-Umschlagplatz mit Dealern und pockennarbigen, ausgemergelten Junkies, die auf den Bürgersteigen und in Hauseingängen heimlich ihre Geschäfte abwickelten. Wenn ich nachts mit einem beklommenen Gefühl diesen Spießrutenlauf von oder zu meiner Wohnung antrat, kam ich mir vor wie ein auffälliger Eindringling und betete nicht um Glück und Erfüllung, sondern lediglich darum, in Ruhe gelassen zu werden.
    Drüben an der Central Park West gab es nichts dergleichen. Die Vorstände der genossenschaftlichen Wohnungsbaugesellschaften würden es nicht zulassen. Bei jedem Gebäude gab es in der Lobby mindestens zwei Portiers, die dafür sorgten, dass die Nachbarschaft friedlich und die Bürgersteige frei von den Großstadtstrolchen blieben, die sich von meiner Nachbarschaft angezogen fühlten. Zu Alisons Nachbarn zählten Mia Farrow, Diane Keaton, Tony Randall, Carly Simon, Madonna und unzählige andere Prominente, die man oft zwischen den überdachten Hauseingängen und den Taxis entdecken konnte, die ihnen uniformierte Portiers mit silbernen kleinen Pfeifen herbeiriefen. In Alisons Aufzug gab es sogar einen Knopf mit einem kleinen eingravierten Auto, mit dem man den Portier wissen lassen konnte, dass man ein Taxi haben wollte, so dass er einem – je nachdem, wie weit oben man wohnte – bereits eines herbeigewinkt hatte, wenn man unten ankam. Wenn man im Penthouse wohnte, wartete vielleicht schon ein Taxi, bis man unten war, wogegen sich nichts sagen ließ. Um von meiner Wohnung aus ein Taxi zu bekommen, musste man hinüber bis zur West End laufen und sich selbst eines herbeiwinken, aber viel häufiger kam es vor, dass man einfach bis zum Broadway ging und die U-Bahn nahm.
    Alisons Zuhause war eine geräumige Dreizimmerwohnung mit abgetrenntem Esszimmer und einer Wohnküche, zwei großen Bädern und Blick auf den Central Park. Es war ein Geschenk ihrer Eltern gewesen, also musste sie sich nicht einmal um die Miete Sorgen machen. Nicht dass sie Sorgen gehabt
hätte
, bei ihrem sechsstelligen Gehalt und ihrem Trustfonds-Portfolio. Die Reichen werden wirklich nur noch reicher. Ihre Wohnungseinrichtung war spärlich, aber geschmackvoll, auch wenn ich mir sicher bin, dass das jadegrüne, L-förmige Ledersofa im Wohnzimmer vermutlich mehr gekostet hat als sämtliche Einrichtungsgegenstände in meiner Wohnung zusammen, Stereoanlage und Videorekorder eingeschlossen.
    Als ich in der Wohnung ankam, saßen Lindsey und Alison bereits auf besagtem Sofa unter einem gerahmten Magritte und tranken Apricot Sour. Lindsey war zwanglos gekleidet – in einer schwarzen Banana-Republic-Jeans und einer ärmellosen Körperweste stellte sie noch immer eine allmählich schwindende sommerliche Bräune zur Schau –, während Alison einen kurzen Karorock und ein weißes T-Shirt trug. Das Haar hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden. Beide Frauen waren schön, dachte ich, aber wie Tag und Nacht. Lindsey war sexy, aber einschüchternd, während Alison einladend, aber verletzlich war.
    »Wir haben eben festgestellt«, sagte Lindsey, »dass unsere Generation die erste ist, für die die Popkultur das einzige Bezugssystem ist. Jede Erfahrung nehmen wir durch die Linsen der Popkultur auf. Wir sind zu einem solchen Ausmaß damit aufgewachsen, dass es das Einzige ist, auf das wir uns stützen können.«
    »Nenn mir ein Beispiel«, sagte ich, während ich mich zu ihr auf die Couch setzte und dem Impuls widerstand, sie zu küssen. Ich gab mich damit zufrieden, ihr Parfum einzuatmen, während ich mir bei Alison Rum und Soda bestellte. Ich hatte Lindsey in den letzten beiden Jahren nur ein paar Mal gesehen, so dass ich noch immer bei jedem Wiedersehen ein bittersüßes Flattern in derBrust verspürte. Das Verhältnis von Bitterkeit und Süße schwankte je nachdem, in welcher Stimmung ich mich in dem betreffenden Augenblick
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