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Zeit für Eisblumen

Zeit für Eisblumen

Titel: Zeit für Eisblumen
Autoren: Katrin Koppold
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Davids Stimme klang belegt.
    „Ja, das war er“, sagte ich dumpf.
    „Es tut mir leid, dass ich einfach so bei euch hereingeplatzt bin. Aber meine Mutter hat mir gesagt, …“
    „Das hast du mir schon erzählt“, unterbrach ich ihn. „Außerdem konntest du nicht wissen, dass Sam gekommen ist. Ich weiß auch nicht, warum er so überreagiert hat. So ist er normalerweise nicht.“
    „Wenn ich dein Freund wäre und extra nach Irland geflogen wäre, um dich zurückzuholen, würde ich auch ausflippen, wenn dich ein Wildfremder vor meinen Augen in den Arm nimmt.“
    „Meinst du?“ Ich sah ihn an.
    Er nickte. „Ganz sicher.“
    „Und mir tut es leid, dass ich dich in diesen ganzen Schlamassel mit hineingezogen habe. Es war falsch von mir, nach Irland zu kommen, nur damit ich Gewissheit bekomme. Ich hätte mit Sam reden müssen. Ich werde auch mit ihm reden. Jetzt ist sowieso alles egal. Du musst den Test nicht machen.“
    „Ich habe ihn bereits gemacht. In acht bis zehn Tagen kommt das Ergebnis.“
    „Aber dazu muss man deine DNA mit der von Paul vergleichen“, sagte ich verblüfft.
    „Du hast seinen Schnuller in meinem Auto liegen lassen. Du musst deinem Freund also überhaupt nichts sagen.“
    „Das kann ich auch nicht“, meinte ich bitter. „Denn er sitzt wohl schon auf dem Flughafen und wartet auf seinen Flieger.“
    „Willst du ihm denn nicht erzählen, dass Paul einen Unfall hatte?“
    „Er wird nicht ans Telefon gehen. Glaub mir! Ich kenne ihn. Er kann ziemlich stur sein.“
    „Versuch es wenigstens!“
    „Du hast recht.“ Ich zog mein Handy aus der Tasche und suchte seine Nummer. Sofort ertönte ein Freizeichen. Doch nur die Mailbox meldete sich.
    „Siehst du!“ Resigniert ließ ich mich im Stuhl zurücksinken.
    „Schreib ihm eine Nachricht!“
    „Ich muss es ihm persönlich sagen.“
    Schweigend saßen wir nebeneinander. Ich sah auf meine Armbanduhr. Die Minuten krochen nur langsam voran. Erst eine knappe halbe Stunde war vergangen, seitdem Paul in den OP gebracht worden war.
    „Ich wünschte, ich wäre niemals nach Irland gekommen“, sagte ich. „Dann würde Paul jetzt nicht im Krankenhaus liegen und du müsstest dich nicht mit der Frage quälen, ob ein fremdes Kind dein eigenes ist. Ich bin schuld an allem, was passiert ist.“
    „Das ist doch Unsinn. Du hast Paul schließlich nicht absichtlich vor das Auto geschubst.“
    „Aber ich habe mit dir geschlafen, weil ich sauer auf Sam war. Und damit fing alles an.“
    „Bedauerst du es?“
    „Natürlich.“
    „Ich fand es schön“, sagte David leise.
    „Wirklich?“ Überrascht sah ich auf.
    „Du hast überhaupt nichts gesagt. Dass du mich wiedersehen möchtest oder so.“
    „Du hast mir schließlich deutlich signalisiert, dass dir nichts daran liegt, unser Treffen zu wiederholen.“
    „Eine völlig neue Erfahrung für dich, oder?“ Meine Mundwinkel wanderten unwillkürlich nach oben.
    David senkte verlegen den Blick. „Allzu oft ist es mir noch nicht passiert.“
    „Was ist mit dir und Eva? Sie wäre doch die perfekte Freundin für dich. Sie ist jung und hübsch, sie kann gut reiten und es ist offensichtlich, dass sie total in dich verliebt ist.“
    „Meine Mutter würde sich freuen. Ihre Eltern auch. Aber wir kennen uns schon so lange. Sie ist meine beste Freundin. Vielleicht würde es nicht funktionieren. Ich möchte sie nicht verlieren.“
    Ich wusste, was er meinte. Bei Sam hatte ich genau die gleichen Befürchtungen gehabt. Bei David jedoch überraschte mich diese Äußerung.
    Ich lächelte. „Du bist also gar nicht so unnahbar.“
    „Mach ich auf dich den Eindruck?“
    Ich nickte. „Aber genau das hat mich auch an dir so fasziniert. Dass du über den Dingen zu stehen scheinst. Zum Beispiel als du dich zu dem Casting angemeldet hast.“
    „So unbeteiligt war ich nicht“, wandte David ein. „Mein Geld näherte sich dem Ende. Ohne die Erlaubnis, als Straßenmusiker auftreten zu dürfen, hätte ich meine Tour durch Europa abbrechen müssen.“
    „Du hast in der Fußgängerzone so wunderbar gespielt. Aber vor allem, als wir abends zusammen im Englischen Garten am Monopteros gesessen haben“, sagte ich wehmütig. „Du hast großes Talent. Du solltest es nicht einfach wegwerfen!“
    „Spielst du schon wieder auf mein Stipendium an?“
    „Vielleicht.“
    „Ich werde mich nicht dafür bewerben.“
    „Das habe ich mir gedacht. Du möchtest deiner Mutter helfen, das Gestüt auszubauen. Für Feriengäste.“
    „Ja.
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