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Zeit der Wut

Zeit der Wut

Titel: Zeit der Wut
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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galt dieser Pilić als Kriegsheld. In einem Film war er bei einem Angriff auf einen Tschetnik-Posten zu sehen. Man sah einen blonden Kerl mit grauen Augen, der seine Kalaschnikow schwenkte, den Kameramann anlächelte und
Tuče Thompson, Kalšnjikov a i Zbrojevka, baci bombu, goni bandu preko izvora
sang, „Entsichere die Thompson und die Kalaschnikow, zünde die Bombe, jag die Banditen“ … Seit er mit drei Ex-Söldnern in Rom aufgetaucht war, gingen bereits acht Raubüberfälle, vier Tote und ungefähr zwanzig Verletzte auf sein Konto. Für den Leiter der Kriminalpolizei Alessio Dantini, Marcos und Monicas Chef, waren die vier mit Kokain zugedröhnten Psychopathen zu einer Obsession geworden. Brutal. Entschlossen. Blutrünstig. Und vor allem nicht zu fassen.
    Moncia küsste ihn und begann sich anzuziehen. Mit der Zigarette zwischen den Lippen, der Rauch kräuselte sich in der Luft.
    – Mastino hat einen Tipp bekommen, fügte sie hinzu.
    Aldo Mastino. Der Chef des Überfallkommandos. Marco kannte ihn kaum. Er hatte den Ruf eines Bullen mit Eiern. Aber Dantini mochte ihn nicht. Marco öffnete das Fenster, um den Zigarettengestank zu vertreiben, und rief seinen Chef auf dem Handy an. Dantini hörte ihm schweigend zu, dann seufzte er leise.
    – Ich lass dich in Mastinos Einheit versetzen.
    – Der wird keine Freudensprünge machen.
    – Ist mir egal. Wenn ich nicht zu diesem verdammten Kongress müsste, würde ich mich persönlich darum kümmern.
    – Ich werde mein Bestes tun.
    – Klar. Denk daran, dass ich sie lebendig haben will, Marco.
    Er legte das Handy auf das Nachtkästchen und schlüpfte in ein T-Shirt. Monica Marino blickte ihn mit verschränkten Armen und besorgtem Blick an.
    – Du gehst hin, nicht wahr?
    – Ich pass schon auf.

2.
    Sie trafen sich im Morgengrauen in der Garage des Hauptquartiers. Aldo Mastino aus Caserta, Hauptkommissar, klein und gedrungen, spitzes Gesicht, Zigarettenstummel im Mundwinkel. Sandro Perro, Hauptkommissar, fett und schlaff, schiefe Boxernase, legendärer Mundgeruch. Die Polizisten Corvo, Rainer und Sottile. Muskelprotze, kampfbereit. Begeisterte Schützen. Die Falken des Überfallkommandos. Mastino begrüßte Marco ironisch – „da ist ja der Mann des Großen Chefs!“ – und zeigte auf das Auto mit den Panzerglasscheiben, das mit dem Logo einer Geldtransportfirma getarnt war.
    – Der Coup soll um sieben Uhr stattfinden, wir brauchen zwei Stunden, um uns zu postieren. Wir werden drinnen auf sie warten. Pilić und die Seinen glauben, es handle sich um einfache Beute, um einen Routineüberfall … Sie haben keine Ahnung von dem, was sie erwartet, wir zählen also auf den Überraschungseffekt. Los, nimm die.
    Marco blickte die Beretta an, die Mastino ihm reichte, und schüttelte den Kopf.
    – Mir ist mein Glücksbringer lieber, antwortete er und zeigte ihm seine Heckler & Koch, die ihm Avram geschenkt hatte, ein Israeli, den er beim Nato-Kurs kennengelernt hatte. Der erste Jude, mit dem er Brot, Salz und eine willige Kollegin geteilt hatte. Mastino nahm ihm die Maschinenpistole ab und wog sie in der Hand, dann gab er sie ihm zurück und nickte überzeugt.
    – Du weißt, dass das keine Dienstpistole ist, nicht wahr?
    – Dantini hat mir erlaubt, sie zu tragen.
    – Ach, ja Dantini … hat er dir einen Sonderbefehl erteilt, Junge?
    – Kein Blutvergießen.
    – Unseres oder ihres?, mischte sich Pietro ein und gab ein unangenehmes polterndes Lachen von sich.
    Marco antwortete nicht.
    – Und was ist das?
    Er stellte fest, dass Mastino wie hypnotisiert die runde Narbe an seinem Haaransatz betrachtete.
    – Mein drittes Auge, antwortete Mario todernst.
    – Wie ist das passiert?
    – Eine lange Geschichte.
    – Wolltest du damit vielleicht einen Nagel in die Wand schlagen, wie es die Carabinieri machen?
    Marco blickte Perro an, der eine sarkastische Miene aufgesetzt hatte. Gut, er war ehemaliger Boxer. Und sein Vorgesetzter. Aber seiner, Marcos, Schnelligkeit hätte er nichts entgegenzusetzen gehabt. Er hätte ihn mit zwei Schlägen zu Boden strecken können, vielleicht sogar mit einem. Er atmete langsamer, um die WUT zu kontrollieren. Du hast einen Auftrag, sagte er zu sich, Dantini vertraut dir. Enttäusch ihn nicht.
    Mastino legte ihm die Hand auf die Schulter.
    – Es reicht, befahl er, an die anderen gewandt. – Ferri ist einer von uns. Begrüßen wir ihn, wie es sich gehört.
    Die Jungs schauten sich verwundert an. Mastino runzelte die Stirn. Alle, sogar Perro,
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