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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel
Autoren: Robert Lamont
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PSI-Phänomenen, Experimenten mit Zener-Karten und Poltergeisteffekten erzählte oder ihnen erklärte, wie man Scharlatane entlarvte. Kein Tag war wie der andere.
    Damals, als er sich zum Parapsychologen ausbilden ließ, hatte Zamorra nicht im Traum damit gerechnet, was nur wenig später mit ihm geschah. Er erbte Château Montagne und zugleich auch ein magisches Amulett. Damit übernahm er eine Verpflichtung.
    Sicher, er hätte damals einfach alles wegwerfen und ignorieren können. Aber das war nicht seine Art. Außerdem war er von Natur aus neugierig. Er hatte plötzlich die einmalige Chance gesehen, trotz aller damit verbundenen Gefahren in der Praxis kennenzulernen, was er bis dahin nur aus der Theorie kannte. Und die Wirklichkeit hatte dann alles weit übertroffen.
    Irgendwann war er dann auf den Zauberer Merlin gestoßen. Er erfuhr, dass jenes ererbte Amulett einst von Merlin erschaffen wurde, und dass der alte Zauberer jeden Schritt Zamorras beobachtet und überwacht hatte. Zamorra war ein Auserwählter . Merlin hatte viel mit ihm vor. Er sah in Zamorra die Zentralfigur einer neuen »Tafelrunde«, wie er sie einst schon um den legendären König Artus aufgebaut hatte – und noch viel früher um einen Mann, der vor 2000 Jahren in einer kalten Nacht in einer kleinen Hütte geboren und rund dreißig Jahre später von den Römern gekreuzigt wurde.
    Beide Tafelrunden waren am Verrat gescheitert. Dies war Merlins dritter und wohl auch letzter Versuch, der nicht scheitern durfte. Zamorra gestand sich ein, dass er bei dem Gedanken daran ein starkes Unwohlsein verspürte. Er sah sich weder als Messias noch als Sagenkönig. Er war ein Mensch, der mitten im Leben stand, trotz seiner besonderen Berufung. Aber danach fragte Merlin nicht. Er hatte auch Artus nicht gefragt. Und alles andere verlor sich im Dunkel fehlender Überlieferungen.
    In all den Jahren war Zamorra nun mit allerlei seltsamen Phänomenen konfrontiert worden. Er hatte oft an der Schwelle des Todes gestanden und manchmal nur durch Zufall überlebt.
    Eigentlich sollte er das heute Erlebte auch nur als eines jener Phänomene ansehen. Aber seltsamerweise konnte er das nicht. Die Begegnung mit Goadec im Château machte ihm zu schaffen, zumal Goadec es ja durch seine eigene Geschichte bestätigt hatte. Und dann diese lautlose, mentale Stimme: Du bist tot!
    »Du sagst nichts mehr. Schläfst du schon?«, fragte Nicole leise.
    »Ja«, flunkerte Zamorra. »Zumindest versuche ich es«, fügte er dann hinzu.
    Aber es gelang ihm lange nicht. Er lag da und hörte Nicoles gleichmäßige Atemzüge. Irgendwann schlief er dann doch endlich ein.
    Er träumte von Toten. Von Menschen, die seine Freunde gewesen waren und die er verloren hatte. Bill Fleming, Inspector Kerr, Carsten Möbius, Michael Ullich, Balder Odinsson …
    Er trieb mit ihnen durch ein endloses Nichts, und sie versuchten ihn festzuhalten und nicht wieder in die Welt der Lebenden zurückzulassen. »Wohin willst du gehen?«, fragte Bill. »Du bist doch schon viel länger hier als wir alle …«
    Schweißgebadet wachte er auf.
     
     
     
    Château Montagne, Dienstag, 9. Juli 2002
     
    Ein Kleinlastwagen rumpelte in den Hof vor dem Hauptgebäude. Zamorra und Nicole wollten gerade ins Dorf fahren, um Nicoles Cadillac abzuholen, als der Kastenwagen auftauchte, halb um den Ziehbrunnen herum rollte und kurz vor der großen Freitreppe stoppte.
    Der Fahrer sprang heraus. Zamorra hatte ihn noch nie hier gesehen. Er kannte auch die Firma nicht, deren Schriftzug an Front und Flanken des Renault-Transporters für Aufmerksamkeit sorgte.
    Der Fahrer nickte Zamorra und Nicole grüßend zu und marschierte zur Treppe.
    Vor der ersten Stufe holte Zamorra ihn ein. »Wohin wollen Sie, Monsieur?«
    Der Fahrer runzelte die Stirn. »Zum Besitzer des Châteaus natürlich. Was dagegen?«
    »Sie stehen vor ihm.«
    »Monsieur Goadec hat mir gar nicht gesagt, dass er das Château verkauft hat«, erwiderte der Fahrer etwas spöttisch und ließ Zamorra stehen.
    »André Goadec?«, rief Zamorra ihm nach. »Meinen Sie den?«
    »Wen sonst? Wer sind Sie überhaupt?«
    »Mein Name ist Zamorra.«
    »Nie gehört.« Der Fahrer setzte seinen Weg schon wieder fort.
    »Chef«, rief Nicole.
    Zögernd wandte sich Zamorra ihr zu. »Komm her«, rief sie. »Schau dir das an!«
    Er gesellte sich zu ihr. Sie stand vor der offenen Garagentür.
    Dieser Bau hatte zu Olims Zeiten als Pferdestall gedient; heute wurden hier die Fahrzeuge der Schloßbewohner und
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