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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel
Autoren: Robert Lamont
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gesehen.«
    Im nächsten Moment flog er zur Seite. Nicole war schräg hinter ihm aufgetaucht und fällte ihn mit einem betäubenden Handkantenhieb. »Weg hier, schnell!«, stieß sie hervor und riss Zamorra mit sich auf ihren Cadillac zu.
     
     
    »Was ist jetzt mit deinem Cognac, Zamorra?«, wollte Mostache von der Tür her wissen.
    »Bring ihn schon her«, seufzte Zamorra.
    »Wir teilen ihn uns«, verlangte Nicole. »Was da gerade ablief, ist doch völlig absurd!«
    »Wir pendeln zwischen zwei Wirklichkeiten«, vermutete Zamorra. »Und es wird jedesmal echter.«
    Mostache kam mit dem Cognacschwenker. Zamorra nahm wieder einen kräftigen Schluck und reichte ihn an Nicole weiter.
    »Kannst du überhaupt noch fahren?«, fragte Mostache.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Wohl besser nicht. Mann, hier läuft doch alles verquer.« Er setzte sich auf die Motorhaube des BMW. »Fällt dir das denn nicht auf?«
    »Mir fällt auf, dass du ein paar seltsame Dinge in deinen nicht vorhandenen Bart brabbelst«, sagte der Wirt.
    Unwillkürlich griff Zamorra an sein Kinn. Bis vor ein paar Tagen hatte er wieder mal ein kleines Bärtchen getragen, es aber wieder abrasiert. »Was für ein Auto fährt André eigentlich zur Zeit? Einen Peugeot?«
    »Einen Mercedes«, sagte Mostache. »Ein 200er Heizöldampfer. Die französischen Autos rosten schon im Prospekt, hat er gesagt. Deswegen wollte er ›deutsche Wertarbeit‹, hat er groß 'rausposaunt und eine Menge Geld dafür hingeblättert. Und an seinem Mercedes rosten ihm jetzt schon die Türkanten, dabei ist die Karre gerade mal ein Jahr alt. Hast du das nicht mitgekriegt?«
    »Wie denn, wenn wir ständig unterwegs sind? Und er fährt ja nicht mit dem Auto zur Kneipe. Er wohnt ja nur ein paar hundert Meter von hier.«
    Nicole gab den Cognacschwenker an Mostache zurück. »Pass gut drauf auf, dass keiner das gute Stöffchen klaut oder verwässert«, sagte sie. »Wiir schauen mal bei Lafitte 'rein.«
     
     
    Pascal Lafitte, Zamorras »Vorkoster« in Sachen Zeitungsmeldungen, war der ewige Pechvogel. Wenn er nicht von Zamorra für seine Arbeit bezahlt worden wäre, wären er und seine Familie mit den zwei Kindern längst in gewaltige Schwierigkeiten gekommen. Er schaffte es zwar immer wieder, Arbeit zu bekommen, aber fast immer bei den falschen Firmen – nur ein paar Wochen oder Monate, nachdem er eingestellt wurde, kam der Bankrott und damit die Entlassung. Oder es wurde rationalisiert, und dann flogen natürlich zuerst die, die zuletzt eingestellt worden waren, zugunsten der dienstälteren Mitarbeiter.
    Derzeit war er gerade mal wieder freigestellt , wie es so nett umschrieben wurde. Er öffnete die Tür.
    Beinahe hatte Zamorra damit gerechnet, dass Pascal ihn nicht erkannte. Aber der junge Familienvater zog ihn und Nicole sofort in die Wohnung.
    »Sieht so aus, als hättet ihr ein Problem«, sagte er.
    »Da kannst du'n Lied draus machen«, brummte Zamorra. »Kann ich diesen Zeitungsartikel noch mal sehen?«
    »Kannst du«, sagte Lafitte. »Ich habe ihn vorhin eingescannt und dir zugemailt, aber das Original liegt noch hier. Und ich habe ein bisschen herumtelefoniert. Zwei andere Zeitungen haben auch über die Sache berichtet. Die Artikel bekomme ich noch. Bei einer dritten Zeitung reicht das Archiv nicht mehr so weit zurück. Muss damals richtig was los gewesen sein.«
    »Das ist also keine Fälschung?«
    Lafitte schüttelte den Kopf. »Kann ich mir nicht vorstellen. Die Zeitungen gehören unterschiedlichen Verlagen. Die würden kaum ins gleiche Horn stoßen, wenn es nur irgendein Gag wäre. Nein, Zamorra, da kocht was anderes. Sieht aus, als wärest du tot.«
    »Nein, verdammt!«, fuhr er auf. »Ich lebe, das siehst du doch!«
    »Sicher. In den Zeitungen steht aber wohl was anderes. Eine soll sogar ein Porträtfoto von dir gebracht haben. Wie gesagt, ich warte noch auf die Artikel. Vielleicht sind sie sogar schon da.« Er sah auf die Uhr. »Wann werden die Jungs drüben denn wach? Warte mal, etwa sechs Stunden Vorlauf in New York … Nee, die sind noch nicht wieder in ihren Büros, wenn sie bis zum späten Abend an ihren Artikeln gesessen haben. Aber – ach, kommt mit.«
    Sie folgten ihm in sein Arbeitszimmer. Der Rechner lief noch. Lafitte verband ihn mit dem Internet und rief seine Mails ab. »Ziemlich große Dateien«, brummte er. »Das wird es sein. Haben sie vielleicht gestern abend noch kurz vor Feierabend 'rübergeschickt.«
    Schließlich klinkte er sich wieder aus und
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