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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel
Autoren: Robert Lamont
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öffnete die übertragenen Dateien. Es handelte sich tatsächlich um die Zeitungsseiten, die als Grafiken übermittelt worden waren.
    »Warte mal, hier«, sagte Lafitte. »Da ist es. Das Foto. Sieht dir verdammt ähnlich, nicht?«
    Es war stark gerastert, aber es gab keinen Zweifel. Zamorra erkannte sich selbst.
    So hatte er wohl vor fast drei Jahrzehnten ausgesehen. Nicht viel anders als jetzt.
    »Hier ist noch ein Bild«, sagte Lafitte. Er scrollte die Seite weiter. Zamorra sah das Foto eines verbeulten und ausgebrannten Autos. Ein Cadillac Seville.
    Schwarzer Seville, Baujahr 1973. Er erinnerte sich. Das war sein Auto.
    Gewesen.
    Aber er wusste mit hundertprozentiger Sicherheit, dass er mit dem Wagen nie einen Unfall hatte. Als er 1974 nach Frankreich ging, um sein Erbe anzutreten, hatte er den Cadillac für gutes Geld verkauft.
    »Das Bild ist eine Fälschung«, sagte er leise. »Oder die haben da irgendeinen anderen Wagen fotografiert. Diesen Unfall hat es nie gegeben.«
    Falsch. Es gab ihn, und du bist tot.
    Langsam schüttelte er den Kopf.
    »Ich glaube, ich muss da mal nach dem Rechten sehen«, sagte er. »Gibst du mir die Adressen dieser Zeitungsverlage beziehungsweise Redaktionen? Wir fliegen 'rüber, und ich kümmere mich selbst darum.«
     
     
    In den Abendstunden hatten sie die Autos wieder im Château. Nicole telefonierte mit den Zeitungsredaktionen in New York. Dort war gerade die Mittagspause vorbei. Ja, man erinnerte sich: ein gewisser Pascal Lafitte hatte bereits nachgefragt und …
    »Mein Chef ist derjenige, um den es in Ihrem damaligen Artikel geht«, sagte Nicole. »Er ist nicht bei einem Verkehrsunfall umgekommen. Es gab keinen Unfall.«
    »Das ist unmöglich. Unsere Redakteure denken sich so etwas doch nicht einfach nur aus! Aber wir sind an einem Zusammentreffen mit Ihrem Chef durchaus interessiert.«
    Nicole versuchte, die drei Gesprächstermine einigermaßen hintereinander auf die Reihe zu bekommen. Alles sollte so rasch wie möglich ablaufen, aber zugleich auch Pausen dazwischen zulassen. Immerhin war es nicht immer einfach, in New York rasch von einer Adresse zur anderen zu gelangen. Weder mit öffentlichen Verkehrsmitteln noch zu Fuß; im eigenen Auto erst recht nicht.
    Aber sie bekam es hin. Einen Mietwagen bestellte sie erst gar nicht, aber eine Hotelsuite in Manhattan. Und den Flug buchte sie von Florida aus, rief dort kurz in Tendyke's Home an und stellte fest, dass außer dem Personal niemand anwesend war. Robert Tendyke und auch die Zwillinge waren irgendwo unterwegs.
    Aber das störte Butler Scarth nicht. »Natürlich werde ich Sie zum Flughafen bringen«, versprach er.
    Damit war alles klar.
    Sie packten die Reisetaschen, und der Trip nach New York begann. Der Weg führte hinunter in den Keller des Châteaus. Damals, als Zamorras unseliger Vorfahre Leonardo deMontagne das Château hatte errichten lassen, musste Magie oder eine unglaubliche Menge an Arbeitssklaven eingesetzt worden sein; unter dem Gemäuer zog sich ein wahres Labyrinth von Gängen und Kammern in den massiven Fels hinein. In regelmäßigen Abständen führten Luftschächte nach oben, durch die das teilweise von Heerscharen von Spinnen bewohnte, hoffnungslos verstaubte Labyrinth belüftet wurde. Hier drang vermutlich auch das Lebendfutter für die Achtbeinigen ein, das sich in den zahlreichen, manche Kammern wie mit Schleiern ausfüllenden Netzen verfing. Bis heute hatte Zamorra erst einen kleinen Teil dieser unterirdischen Anlage erforschen können.
    Am Ende eines langen, mehrfach abknickenden Ganges öffnete sich ein großer Kuppelraum, unter dessen Decke eine winzige Miniatursonne frei in der Luft schwebte. Sie musste schon seit Jahrhunderten brennen. Woher sie ihre Energie nahm, und aus welchem Grund sie frei schwebte, war bis heute ein Rätsel.
    Darunter wuchs eine kleine »Kolonie« von Regenbogenblumen. Die blühten permanent, und ihre mannsgroßen Kelche schimmerten in allen Farben des Regenbogenspektrums. Diese Blumen dienten als Transportmittel. Wer zwischen sie trat und eine exakte Vorstellung von seinem Ziel hatte – entweder von der Umgebung oder einer dort befindlichen Person –, fand sich im nächsten Moment an diesem Ziel wieder. Beziehungsweise zwischen den dortigen Regenbogenblumen, die aber nicht allzu weit von Zielort oder Zielperson entfernt wachsen durften.
    Es gab an vielen Stellen der Erde solche Blumen; etliche hatten Zamorra und Nicole selbst angepflanzt, um bessere Reisemöglichkeiten
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