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Zeit der Teufel

Zeit der Teufel

Titel: Zeit der Teufel
Autoren: Robert Lamont
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Zamorra nachdrücklich. »Ob Sie daran glauben wollen oder nicht, ändert nichts an den Fakten.«
    Duval betrachtete ihre Hände. »Darf ich mal Ihr Bad benutzen?«, fragte sie.
    »Sicher. Aber … lassen Sie die Tür offen. Für den Fall, dass die Bannzeichen doch nicht funktionieren. Ich will nicht, dass Ihnen etwas zustößt, und ich werde auch ganz bestimmt nicht um die Ecke schielen …«
    »Ich werde mich auch ganz bestimmt nicht ausziehen«, sagte sie schroffer als beabsichtigt und verschwand in der kleinen Kabine. Tatsächlich ließ sie die Tür offen. Nach einer Weile kam sie wieder zurück. »Schürfwunden«, sagte sie. »Das wird schon wieder. Aber meine Klamotten sind ruiniert. Blutflecke und Risse.«
    »Spielen Sie jetzt auf den Dienstkleidungs-Passus in Ihrem Vertrag an?«
    »Gut, dass Sie mich auf diese Idee bringen«, murmelte Duval müde.
    »Schlafen wir erst mal drüber«, sagte er. »Ihr Zimmer kann ich nicht absichern, weil die Balkontür zersplittert ist. Sie bleiben hier. Sie nehmen das Bett, ich den Sessel.«
    Sie protestierte nicht einmal anstandshalber, sondern ließ sich so, wie sie war, auf sein Bett fallen.
    Er schlief nicht im Sessel.
    Sondern auf dem Fußboden.
     
     
    Aber es dauerte längere Zeit, bis sie beide schlafen konnten. Nicole Duval wälzte sich unruhig auf dem Bett hin und her. Und Zamorra erhob sich irgendwann, suchte das Bad auf und löste den Verband um seine linke Hand.
    Ziemlich gutes Heilfleisch, hatte der Polizeiarzt gesagt und darauf getippt, dass die Verletzung schon drei Tage zurücklag und nicht erst einen. Jetzt war schon fast nichts mehr zu sehen. Zamorra machte vorsichtige Greifübungen. Es schmerzte kaum noch.
    Er hatte sich auch früher schon gewundert, wie rasch bei ihm Verletzungen ausheilten. Wunden, die er sich bei wilden Kinderspielen zuzog, Stürze, sogar ein Knochenbruch – wo andere Tage und Wochen brauchten, ging es bei ihm annähernd dreimal so schnell. Und der Knochenbruch hatte sich bei einer späteren Röntgenaufnahme nicht einmal mehr nachweisen lassen; er war so perfekt verheilt, als hätte es ihn niemals gegeben. Weder einer der Ärzte noch Zamorra selbst hatten eine Erklärung dafür.
    Die sollte er erst viele Jahre später erhalten – er war ein Auserwählter , er alterte wesentlich langsamer als andere Menschen, und seine Verletzungen heilten rascher. Nur als Auserwählter hatte er dann vom Wasser der Quelle, des Lebens trinken können, und seitdem war sein Alterungsprozess gestoppt und wurden seine Heilungsprozesse noch weiter beschleunigt.
    Allerdings im Jahr 1973 noch nicht … da stellte er sich noch Fragen, auf die er keine Antworten erhielt …
    Vorsorglich legte er noch einmal einen neuen Verband an, aber weniger der Verletzung wegen, sondern eher aus polizeilichen Alibi-Gründen. Er wollte den Ermittlern keinen Grund geben, noch misstrauischer zu werden. Diesmal ließ er aber die Finger weitgehend frei, so dass er wenigstens teilweise zugreifen konnte. Das war auch effektiver beim An- und Auskleiden; mit nur einer Hand war es schon etwas problematisch.
    Er fragte sich, was das für ein Gegner war, mit dem er es zu tun hatte. Er war seinem Instinkt gefolgt, als er die Zaubersprüche anwandte, die er einmal irgendwo gelesen und verinnerlicht hatte; war es Zufall, dass sie ihm gerade jetzt wieder einfielen?
    Er hatte nur einen Schatten gesehen. Gestern im Auto von Frederix, jetzt auf den beiden Balkonen. Duval war über den Balkon geworfen worden, und auch er hatte einen Stoß erhalten, und dann musste sie den Schatten gesehen haben, der sie anschließend beide umbringen wollte. Sonst hätte sie nicht aufgeschrien.
    War es ein Wesen, das als Dämon bezeichnet wurde? Oder ein ruheloser Rachegeist? Aber Zamorra konnte sich nicht vorstellen, was ein Geist von ihm wollte. Er hatte ein paar Häuser vom anhaftenden Spuk befreit, einen Poltergeist befriedet, hier und da ein paar Kleinigkeiten getan – aber alle jene Schemen, mit welchen er zu tun hatte, waren bei weitem nicht so stark wie die Entität, mit der er es hier zu tun bekam.
    Es gab unzählige Dämonen. Schon antike Völker hatten sie gekannt und mit ihnen gelebt; sie unterschieden zwischen »guten« und »bösen« Dämonen. Dieser hier schien ein böser zu sein.
    Was wollte er von Zamorra?
    Warum tötete er Menschen in Zamorras Umfeld? Warum versuchte er jetzt auch noch, Zamorra selbst umzubringen?
    Ohne eine Antwort zu finden, schlief der Parapsychologe irgendwann auf dem
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