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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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Sie sich das.«
    »Tja, lasst euch nicht dabei erwischen«, erwiderte Reacher. »Denkt dran, was mit Petrosian passiert ist. Vergesst das nie, okay?«
     
    Damit endete das Ganze, mit einem Unentschieden, einem von beiderseitigem Misstrauen bestimmten Patt, ohne dass noch irgendjemand etwas dazu sagte. Reacher stand auf, ging um den Tisch herum und durch die Tür, nahm den Aufzug und fuhr ins Erdgeschoss hinunter. Er stieß die beiden Türflügel aus knorrigem Eichenholz und den mit Maschendraht verstärkten Glasscheiben auf und trat hinaus in die kühle Luft. Stand mitten in der Nacht auf einem Gehsteig an einer dunklen, menschenleeren Straße in Portland und sah sich nach beiden Seiten um, ohne nach etwas Bestimmtem Ausschau zu halten.
    »Hey, Reacher!«, rief Harper.
    Sie stand hinter ihm, im Schatten einer Säule neben dem Eingang. Er drehte sich um und sah ihre blonden Haare und den schmalen weißen Streifen ihrer Hemdbrust zwischen den Jackenrevers schimmern.
    »Selber hey«, sagte er. »Ist bei dir alles okay?«
    »Das wird schon wieder«, meinte sie. »Ich werde um eine Versetzung bitten. Vielleicht sogar hierher. Mir gefällt’s hier.«
    »Wird man die auch bewilligen?«
    Sie nickte. »Selbstverständlich. Die wollen doch kein Aufsehen erregen, solange die Etatberatungen noch andauern. Die Sache wird heimlich, still und leise beigelegt werden.«
    »Als wäre sie nie passiert«, sagte er. »So sind wir da droben verblieben.«
    »Du hast dich also mit ihnen geeinigt?«
    »Soweit das überhaupt geht.«
    »Ich hätte zu dir gestanden«, sagte sie. »Egal, was es gekostet hätte.«
    Er nickte. »Das war mir klar. Die könnten mehr von deiner Sorte gebrauchen.«
    »Ich hab was für dich«, sagte sie.
    Sie reichte ihm einen dünnen Papierstreifen. Einen Reisebon, ausgestellt von der Verwaltung in Quantico.
    »Damit kommst du nach New York«, meinte sie.
    »Und was ist mit dir?«, fragte er.
    »Ich sage einfach, ich hätte ihn verloren. Dann wird man mir einen Neuen faxen.«
    Sie küsste ihn kurz auf die Wange und ging weg.
    »Viel Glück!«, rief sie.
    »Gleichfalls!«, rief er zurück.
     
    Er lief die zwölf Meilen zum Flughafen auf dem Bankett der nur für Autos gebauten Straßen. Drei Stunden brauchte er dafür. Dort angekommen, tauschte er den FBI-Gutschein
gegen ein Flugticket ein und wartete eine weitere Stunde, bis die erste Maschine startete. Schlief unterwegs vier Stunden und landete um ein Uhr nachmittags auf dem La Guardia Airport.
    Er gab sein letztes Geld für einen Busfahrschein zur nächsten U-Bahn-Station und die Fahrt mit der U-Bahn nach Manhattan aus, stieg an der Canal Street aus und lief nach Süden zur Wall Street. Kurz nach zwei war er im Foyer des sechzigstöckigen Bürogebäudes, wo er sich dem Heer der übrigen Angestellten anschloss, die gerade von der Mittagspause zurückkehrten Der Empfangsbereich von Jodies Kanzlei war verlassen. Niemand saß am Schalter. Er trat durch eine offene Tür und ging einen Korridor entlang, der von Eichenregalen voller juristischer Fachbücher gesäumt war. Die Büros links und rechts waren leer. Papiere lagen auf den Schreibtischen, und über den Stuhllehnen hingen Jacketts, aber nirgendwo war ein Mensch zu sehen.
    Er kam zu einer Doppeltür, hinter der er lautes Stimmengemurmel, Gelächter und Gläserklirren hörte. Er zog den rechten Flügel auf und stand einen Moment lang mitten im Lärm, der ihm aus dem Konferenzraum entgegenschlug, in dem sich zahllose Menschen drängten. Sie trugen dunkle Anzüge, weiße Hemden, Hosenträger und dezente Krawatten oder strenge, dunkle Kostüme und schwarze Nylonstrümpfe. Helles Licht fiel durch die verglaste Außenwand auf einen langen, mit weißen Tüchern gedeckten Tisch, auf dem reihenweise Sektkelche und gut hundert Flaschen Champagner aufgebaut waren. Zwei Barkeeper hatten alle Hände voll zu tun, um den golden perlenden Schaumwein so schnell wie möglich nachzuschenken. Rundum nippten die Menschen an ihren Gläsern, prosteten sich zu und schauten zu Jodie.
    Sie glitt durch die Menge, als besäße sie magnetische Kräfte. Auf Schritt und Tritt drängten sich aufgeregte Menschen um sie, bildeten immer neue Grüppchen, die sie sofort
umlagerten, wo immer sie auftauchte. Sie wandte sich nach links und rechts, lächelte, stieß mit ihnen an und ging dann weiter, um sich von den nächsten Bewunderern feiern zu lassen. Sie entdeckte ihn im selben Moment, als er sein Spiegelbild im Glasrahmen eines Renoir-Gemäldes an
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