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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod
Autoren: Petra Busch
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Reichtum fällt auf. Zumindest Marius hat damit ein Problem. Der Vater sagte wörtlich: ›Marius ist bescheiden. Er braucht nicht viel.‹«
    »Ich vermute, Marius
will
nicht viel. Will sich abgrenzen.«
    »Warum sind die Kinder nicht in einer Privatschule?«, fragte Habermaß.
    »Gute Frage.« Ehrlinspiel faltete die Hände auf dem Tisch. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass Günther Assmann der Reichtum viel bedeutet. Eher schon seiner Frau. Aber sie scheint dennoch ganz bodenständig. Oder, Freitag?«
    »Sehe ich auch so. Lene Assmann räumt Rebeccas Zimmer auf, putzt wohl auch mit und kocht selbst. Sie macht den Garten. Ihr Göttergatte sieht mir allerdings nicht nach Hausmann oder einem aus, der in der Erde buddelt und Gartenwege anlegt und Bäume schneidet.«
    »Dieser Assmann« – Josianne rieb sich über die Schläfen –, »was ist das für ein Typ?«
    »Schwer einzuschätzen. Er war angespannt. Hat dauernd auf die Uhr gesehen. Ich kann aber nicht sagen, ob aus Sorge um die Kinder oder wegen seiner Hauptprobe.«
    »Am Sonntag ist Premiere im Großen Haus«, erklärte Freitag. »Faust. Ist wohl höchst wichtig für ihn.«
    »Wichtiger als seine Kinder?« Habermaß fixierte Freitag.
    Der wiegte den Kopf. »Jedenfalls gibt es heute eine erste und morgen eine zweite Hauptprobe. Morgen sind dann alle Beteiligten samt Musik und so dabei, und die Probe darf noch unterbrochen werden. Am Samstag steigt die Generalprobe, da spielen sie ohne Unterbrechung durch, als säße Publikum dabei.«
    »Wir wollen ja nur zu gern davon ausgehen, dass die Kinder weggelaufen sind. Richtig?« Josianne tippte mit einem Zeigefinger mehrmals auf ihre Unterlippe.
    Die Männer nickten.
    »Andererseits haben sie nichts mitgenommen von zu Hause. Keine Klamotten, kein Geld. Auch wenn ich mich da hoffentlich irre: Aber was, wenn die Assmann-Sprösslinge nicht ausgerissen sind?«
    »Das würde bedeuten: Sie hatten einen Unfall, den noch niemand bemerkt und gemeldet hat, oder …«
    »… jemand hat sie entführt«, vollendete Ehrlinspiel Freitags Überlegung.
    »Weiter angenommen, Assmann fiele bei den letzten wichtigen Proben aus – bekommt dann ein anderer seine Rolle?«
    »Ein Konkurrent will ihn fertigmachen, meinst du? Sorgt dafür, dass seine Kinder weg sind und dass Assmann durchdreht, und reißt sich dann seinen Faust-Auftritt unter den Nagel?« Ehrlinspiel rieb sich über die Nasenwurzel. »Finde ich komplett verfrüht, das anzunehmen. Aber wir müssen alles in Betracht ziehen. Kennt sich jemand mit dem Theater aus?«
    Verneinendes Murmeln.
    Was für ein Armutszeugnis für die Polizei, dachte Ehrlinspiel und wusste, wen er danach fragen würde. Fast schämte er sich, dass er bei dem Gedanken daran schon wieder diese Freude in sich spürte, während andere um ihre Kinder bangen mussten. »Oder wir haben es mit einer klassischen Entführung zu tun. Durch jemanden, der schlichtweg an das Geld der Assmanns will.«
    »Gemeldet hat sich aber niemand.«
    »Bis jetzt.«
    »Kontrastgedanke«, sagte Josianne. »Könnten die Eltern dahinterstecken?«
    »Motiv?«
    »Immerhin haben sie eineinhalb Stunden gewartet, bis sie uns angerufen haben, nachdem sie – angeblich – das Verschwinden der Kinder bemerkten.«
    »Sie haben herumtelefoniert. Im Haus und auf dem Grundstück gesucht. Das hätte ich auch gemacht.«
    »Dennoch, verschwundene Kinder bedeuten viel Presse. Eine bessere Publicity kann der Mann vor seiner Premiere nicht kriegen.«
    Freitag stützte den Kopf in die Hände. »Kann ich mir nicht vorstellen. Wenn meine Mädchen weg wären, hätte ich …«
    Die Tür ging auf, und ein Kollege mit Glatze, buschigen grauen Augenbrauen und ebensolchem Schnurrbart kam herein. »Freitag! Ich hab’s!«
    »Wie? Was?«
    »Assmanns! Du hast doch heute Nachmittag von diesen aus angerufen, und Gudrun aus der Datenstation hat …«
    »Wegen eventuellen Vorstrafen in der Familie.«
    Der Mann nickte. »Ich habe Gudrun gerade in der Cafeteria getroffen. Sie erwähnte den Namen. Ich wusste gleich, wer das ist!«
    »Ja, klar. Günther Assmann ist der Schauspieler, der zurzeit auf zig Plakaten –«
    »Das meine ich nicht. Mensch, Leute!« Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Sie war mit braunen Flecken übersät. »Ihr seid zu jung!«
    »Jetzt spuck’s aus!« Ehrlinspiel starrte ihn an.
    »Annika Assmann.«
    Niemand sagte ein Wort, niemand bewegte sich. Das Neonlicht flackerte.
    »Tochter von Lene und Günther Assmann. Sie ist vor fast zwanzig
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