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Zehnmall Männerliebe

Zehnmall Männerliebe

Titel: Zehnmall Männerliebe
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Christian stieß einen heiseren Schrei aus, gleich einer Eule. Nach wenigen Sekunden bewegten sich ein paar Gestalten und er wurde empfangen wie ein Robin Hood. Ich stand doof daneben, bis er mir einen Arm um die Schultern schlang und sagte: „Das hier ist mein Retter.“
    Jetzt stand ich im Mittelpunkt und konnte mich der Umarmungen kaum erwehren.
     
    Am folgenden Tag endete der Krieg, dennoch brachte Christian mich aus der Gefahrenzone und übergab mich ein paar Leuten, die mich nach Deutschland eskortieren sollten. Hier würde ich niemals wieder sicher sein. Ich nahm Abschied und schloss ihn in meine Arme. Mein Gott, ich war erst siebzehn und er zehn Jahre älter als ich, was meine Tränen ja wohl entschuldigte. Unbekanntes lag vor mir, dennoch, ich vermisste ihn sofort, nachdem ich in den Hubschrauber gestiegen war.
     
    Es brauchte seine Zeit, bis ich die deutsche Sprache verstand und auch selbst anwenden konnte. Ein ganz neues Leben tat sich auf, fern der Restriktionen meines Heimatortes. Hier, in Hamburg, konnte ich meiner sexuellen Leidenschaft frönen und gleichzeitig einfach nur unbehelligt leben. Christian jedoch vergaß ich nie.
    Er war selbst dann bei mir, wenn mich ein Unbekannter in irgendeinem der Gayclubs fickte. Mein Herz war nie dabei, meine Gedanken bei ihm.
     
    Der Zeitpunkt meiner Heimkehr oder aber auch der Tag, an dem ich Christian aus den Augen verlor, jährte sich das achte Mal. Ich ging in meine Stammkneipe, um mich zu betrinken, wie jedes Jahr, doch diesmal lief alles anders. Kaum dort angekommen, fiel mir ein großer Blonder auf, der am Tresen hockte. Er sah aus wie Christian, doch das war mir schon oft passiert, dass ich an unserem ‚Jahrestag‘ Gespenster sah.
    Ich bestellte mir ein Bier und guckte zu dem Blonden, der jetzt den Kopf hob. Christian! Mein Herz stockte und in meinem Bauch versammelte sich ein Schmetterlingsschwarm.
    Meine große Liebe war hier, starrte mich an und sagte: „Ich habe so lange gewartet, und nun kann ich dich endlich wiedersehen. Freust du dich oder hänge ich einem Traum hinterher?“
    Mein Herz klopfte wild und ich … ich rutschte auf den Hocker neben ihm.
    „Wollen wir reden?“, fragte ich und warf ihm einen scheuen Blick zu.
    „Ja. Zu dir oder zu mir?“, fragte Christian.
    Eine atemlose Sekunde später sagte ich: „Zu dir.“
     
    Wir verließen die Kneipe und Christian schlang unbefangen einen Arm um meine Schultern. Während wir liefen, erzählte er, dass er in Zukunft einen Job machen würde, für den er Hamburg nicht mehr verlassen musste. Darum hatte er auch so lange gewartet, mit mir Kontakt aufzunehmen, mich aber nie aus den Augen verloren.
    Das Gefühl, dass er immer in der Nähe gewesen war, ich ihn aber nie gesehen hatte, raubte mir für einen Moment den Atem. Ich legte meinen Arm um seine Taille und genoss seine beglückende Anwesenheit, roch seinen Duft und lauschte seiner Stimme. Damals im Urwald, auf unserer Flucht, waren wir uns nachts oft sehr nahe gewesen, hatten wir sogar Küsse getauscht. Das alles war nun wieder präsent und ich fragte mich, ob er nur gekommen war, um für immer zu verschwinden.
     
    In seiner Wohnung, die sauber und gemütlich eingerichtet war, aber irgendwie unbenutzt wirkte, setzten wir uns aufs Sofa, tranken ein Bier und redeten stundenlang über alles, nur nicht über uns. Christian hatte zahlreiche, gefährliche Auslandseinsätze hinter sich und war nun fünfunddreißig. Er wirkte müde und vom Leben erschöpft. Ich war fünfundzwanzig, fühlte mich aber viel älter. Die Zeit, die ich damals in diesem Lager zugebracht hatte, hatte sich auf meine Seele ausgewirkt und auch mein Gesicht war von kleinen Falten gezeichnet
    Irgendwann rückte Christian zu mir und sein Blick war eine einzige Frage. In meinem Bauch polterte es aufgeregt und ich nickte leicht, als er meine Lippen ansah. Er beugte sich vor und küsste mich so zart, dass es sich anfühlte, als würde eine Feder über meine Lippen streifen. Meine Sehnsucht brach sich Bahn. Ich umschlang ihn mit beiden Armen und zog ihn in einen tiefen Kuss, der uns beide atemlos machte und einander näher brachte.
    „Boris, ich hab so lange auf dich gewartet. Hat es sich gelohnt oder bist du in einen anderen verliebt?“, flüsterte Christian mit unsicherer Stimme.
    „Idiot. Du bist die ganze Zeit in meinem Herzen. weißt du das denn nicht?“ Ich lehnte meine Stirn an seine und für einen Moment blieben wir so, während meine Finger über seinen Rücken
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