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Zehnmall Männerliebe

Zehnmall Männerliebe

Titel: Zehnmall Männerliebe
Autoren: Sissi Kaipurgay
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ins Hier und Jetzt zurück, nicke und eile voran ins kühle Haus.
    Meine Küche ist funktionell, mehr will ich nicht darüber sagen. Carmito ist mir gefolgt und be o bachtet staunend, wie ich dem Kaffeeautomaten zwei Espresso entlocke. Ja, das ist mein einziger Luxus, neben dem Wagen, klar. Mein funkelndes Küchengerät mit Milc h schaumdüse und – und – und …  
    „Danke“, sagt er, als ich ihm das Tässchen in die Hand drücke.
    Wir schlürfen das heiße Zeug und mir rinnt noch ein weiterer Liter Schweiß aus den Poren. Jetzt aber schnell unter die Dusche.
    „Ich schwinge mich mal unter den Strahl“, murmele ich und laufe zum Bad, streife die Shorts ab und trete in die Duschkabine.
    Es drängt sich ein schmaler Körper hinterher und schon steht Carmito bei mir und prustet, als eiskaltes Wasser über uns läuft. Es dauert e i nen Moment, bevor das Wasser lauwarm wird und schließlich heiß. Ich starre meinen Traumprinzen an und der mich. Wir gucken uns nicht auf die Schwänze – okay, aber nur kurz – sondern in die Augen. Was ich in seinen s e he, lässt mein Herz höher schlagen. Er mag mich. Oh mein Gott! Ich habe mich verliebt, gestern und jetzt gerade wieder. Langsam legt Carmito die Arme um meinen Hals und hebt das Kinn, dann vereinigen sich unsere Lippen. Lange und voller Gefühl. Danach ist die Welt wie neu erschaffen.  
    „Das mit den Tausendern war gelogen, oder?“, wispert mein Schatz und blinzelt die Wassertro p fen weg.  
    „Ein bisschen“, brumme ich, wobei ich die Finger an seinen empfindlichen Seiten auf und ab gle i ten lasse.  
    „Uh. Oh. Mhm“, summt Carmito und drängt sich an mich.
     
    Wir waschen uns gegenseitig und danach geht es ab in den Himmel. In mein Himmelbett, in dem wir ganz fürchterlich verruchte Sachen miteinander anstellen. Was? Nö, das sage ich nicht, bin schließlich ein Gentleman, oder?
     
    ENDE

Kopf oder Zahl
     
    Bosnien während der Kriege, irgendwo im Niemandsland…
     
    Ich bin gerade erst siebzehn und werde von einer Gruppe Militärs ve r schleppt. Dort, wo ich lande, darf ich nicht nur dem Chef zu Willen sein, sondern muss auch täglich Leute erschi e ßen. Bis ich auf Chri s tian treffe, der sich dem widersetzt und ich auch ...  
     
     
    Jedes Mal, wenn es galt, ein paar der Gefangenen zu exekutieren, machte sich mein Vorgesetzter einen Spaß daraus, einen Münze für jeden dieser armen Teufel zu werfen. Es war nämlich eine Art Spiel, einige der Todgeweihten nicht sofort zu erschießen. Sie erhielten einen Schuss in ein ungefährliches Körperteil und durften bis zum Schluss jammern und flehen, bis mein Chef endlich das Zeichen gab, die armen Kerle zu erlösen.
    Wir schrieben den 13. Dezember 1995, ein kalter Wintertag zog auf. Vladimir, so hieß mein Vorgesetzter mit Vornamen, nahm eine Münze und guckte kalt lächelnd in die Runde. Diese bestand aus Mikael, Juri und mir, und wie ich waren die beiden anderen gerade erst der Kindheit entwachsen und noch nicht einmal volljährig. Mikael war sechzehn und Juri erst fünfzehn Jahre alt. Gefühlsmäßig schon abgestumpft, doch in unseren Träumen noch Kinder.
    „Also“, sagte Vladimir und ließ die Münze immer wieder in die Luft schnellen. „Kopf oder Zahl.“
    Mikael neben mir schluckte schwer. „Kopf“, sagte er leise und das Geldstück wurde aufgefangen.
    „Oh“, machte Vladimir, „Kopf. Glückwunsch an den Gefangenen. Er wird nicht leiden müssen.“
    Wieder flog die Münze und es folgten noch fünfmal eine Antwort und ein Kommentar. Gefangener eins, drei, fünf und sechs würden gleich sterben, Nummer zwei und vier würden leiden, bis Vladimir genug Blut geleckt hatte. Mir war übel und ich musste mich – gleich nachdem ich wegtreten durfte – übergeben. Die Angst saß tief. Ich war gerade erst siebzehn geworden und erst seit einem Monat hier. Man hatte mich geholt und meinen Eltern gesagt, ich würde gebraucht.
    Damals dachte ich noch, ich würde in den Krieg ziehen, der seit Jahren das Land verwüstete, doch stattdessen landete ich in diesem Auffanglager und war nur dazu da, Vladimir gefällig zu sein. Sogar bücken musste ich mich schon mal für ihn, was mich zwar gedemütigt hatte, aber nicht so schlimm war wie die Erschießung unschuldiger Menschen. Wieso die unschuldig waren? Nun, sie waren es einfach, denn hier wurde blind eingesammelt, was nur irgendwie verdächtig wirkte.
    Dafür reichte es, die falsche Tabaksorte zu rauchen oder mit dem falschen Geschlecht zu verkehren.
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