Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
Lebens für die Entwicklungshilfe geopfert, und was war der Lohn? Ein schwarzes Balg und ein Tritt in den Hintern. Warum halfen die Ölstaaten nicht ihren ärmeren Nachbarn? Die islamische Lehre war in vieler Hinsicht tolerant, aber die Mullahs und Scheichs interpretierten ihre Gesetze wie der Teufel den Koran.
    Rauno gab zu bedenken, dass Tarja vielleicht den falschen Mann getroffen hatte, in fremden Ländern konnte man sicher auch gute Ehepartner finden.
    Tarja: Mir begegnet immer der falsche Mann, ich ziehe solche Kerle an wie ein Staubsauger. Auch jetzt habe ich hier wieder so einen bekloppten alten Knacker, Industrierat und was weiß ich nicht alles. Wieder bin ich reingefallen, aber sei's drum.
    Sie zündete sich eine Zigarette an und erklärte unversehens, dass sie auf dem Friedhof nicht ihre Patentante, sondern ihre eigene Mutter begraben habe. Sie sei das Kind einer Hure, das solle der Industrierat nur wissen.
    Tarja: Alles ist irgendwie so hart, das ganze Leben.
    Sie erzählte, dass ihre Mutter nicht gewollt hatte, dass sie in ihrem Salon aufwuchs, was nur zu verständlich war. Saara hatte aber gut für ihre Tochter gesorgt, hatte ziemlich regelmäßig den Unterhalt an das Heim gezahlt, hatte für die Schulbildung der Tochter gesorgt und ständigen Kontakt mit ihr gehalten. Trotzdem war Tarja allein aufgewachsen, unter schwierigen Bedingungen, vaterlos, und hatte erst, als sie in die Pubertät gekommen war, begriffen, welchen Beruf die Mutter ausübte. Das war hart für sie gewesen, und eigentlich hatte sie sich nie an den Gedanken gewöhnen können. Jetzt war ihre liebe Mutter gestorben und begraben, und Tarja würde nie erfahren, ob ihr richtiger Vater unter jenen Liebhabern auf dem Friedhof gewesen war und am Grab der Mutter seines Kindes Blumen niede r gelegt hatte. War der Vater überhaupt noch am Leben? Lieber war ihr der Gedanke, der Mann wäre tot, hätte die Mutter nicht mit zu Grabe getragen, aber wie sollte sie das jetzt noch herausfinden. Dieses Geheimnis würde nie gelüftet werden, denn der Mann wusste ja selbst nichts von seiner Vaterschaft.
    In ihren letzten Lebensjahren war Saara zusammengeschrumpft, war klein und runzelig geworden, aber ihre Augen hatten bis zuletzt gestrahlt und waren ab und zu schelmisch aufgeblitzt. Kein Wunder, dass die Männer Sara Langenskiöld einst in ihrem Salon zu Füßen gelegen hatten. Aber gegen das Alter war sie machtlos gewesen, sie war gleichsam geschlechtslos und durchscheinend zart geworden. Die früher so hinreißend schöne Frau hatte sich in ihr breites Bett gelegt, um zu sterben, hatte ihren vertrockneten Körper mit den Falten des Seidenlakens bedeckt und ihren Geist aufgegeben, der sacht ins Unbekannte entschwebt war. Sie hatte ihre schönen Augen unter den dunkelblauen, künstlichen Wimpern selbst geschlossen.
    Tarja wusste nicht, wie viele Kinder ihre Mutter gehabt hatte, wie viele Halbgeschwister sie besaß. Es hatte keine Bedeutung mehr.
    Sie hatte es schrecklich gefunden, beim Begräbnis ihrer eigenen Mutter das trauernde Patenkind zu spielen, aber es war die einzige Möglichkeit gewesen, sie hatte auf keinen Fall am Grab einen Ska n dal verursachen wollen.
    Tarja: Bis zum Schluss musste ich versuchen, das Patenkind me i ner eigenen Mutter zu sein …, so waren das Leben und der Tod, die uns verbanden.
    An der Tür sagte sie noch zu Rauno, dass sie, sollte sie von dieser Begegnung schwanger werden, dem Kind eine gute Mutter sein wolle, das dürfe er glauben.
    Tarja: Jetzt ist in meinem Leben alles gut, da meine Mutter tot ist und vor den Männern Ruhe hat …, und ich habe einen guten und treuen Liebhaber.
    Als Rauno Rämekorpi in Sorjonens Taxi einstieg, sagte er sich, dass er soeben mit einer Frau geschlafen hatte, deren Mutter eine Hure gewesen war und die ein uneheliches farbiges Kind hatte, die jetzt möglicherweise erneut schwanger werden und ein weiteres Kind gebären würde. Irgendwie kein gutes Gefühl.
     

3 Eila
     
    Eila Huhtavesi freute sich, als sie die Stimme des frischgebackenen Industrierates hörte. Rauno erklärte, dass er Blumen und Delikate s sen in die Firma bringen wolle, da er das Zeug wegen des Asthmas seiner Frau nicht zu Hause haben könne und es auch nicht übers Herz bringe, die schönen Sträuße in den Müll zu werfen. Eila sagte ihm, dass sie momentan zu Hause und nicht in der Firma sei, dass er aber trotzdem willkommen sei. Blumen seien ihr nach dem harten Tag gerade recht, die Geburtstagsfeier des Chefs sei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher