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Zehn zärtliche Kratzbürsten

Zehn zärtliche Kratzbürsten

Titel: Zehn zärtliche Kratzbürsten
Autoren: Arto Paasilinna
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Finne seinen Mund öffnete, kam sowieso kein vernünftiges Wort heraus.
    Sie fand, Rauno Rämekorpi sei ein typischer finnischer Mann. Das war ein schwerer Schlag für das Selbstbewusstsein des G e burtstagskindes.
    Rauno versuchte sich zu wehren und erklärte, dass der finnische Mann und auf jeden Fall er selbst ein beeindruckendes Gesam t kunstwerk sei, das auf der ganzen Welt nicht seinesgleichen finde.
    Tarja wechselte daraufhin das Thema und sprach von ihrer Toc h ter.
    Tarja: Sirena ist ein nettes Mädchen, obwohl sie schwarz ist. Und schön ist sie auch, nicht wahr?
    In der Tat. Rauno Rämekorpi sagte zu Tarja, dass auch er gern der Vater ihres Kindes geworden wäre, aber ein glutäugiger Araber sei ihr anscheinend lieber gewesen. Jetzt aber ergebe sich für ihn die Möglichkeit, Pate des Mädchens zu werden, ein wenig so, wie es Saara Lankinen für Tarja gewesen sei. Er besitze mehr Geld, als Saara je besessen habe, er sei Industrierat und keine Hure. Moralisch sei er Saara allerdings kaum überlegen, wenn nicht sogar sittenloser, als es die Patentante gewesen war.
    Tarja: Als Paten brauchen wir dich nicht. Aber falls du Interesse hast, mach dir deinen eigenen Bankert. Wir sitzen hier so schön beisammen, also runter mit dem Frack, auch wenn du ein furchtbares Schwein bist, ein verheirateter Mann, der fremde Frauen verführt. Dein Ruf ist weit verbreitet, aber das ist deine Sache.
    Rauno fand den Vorschlag überraschend, aber absolut verlockend. Tarja forderte ihn auf, sein Heil zu versuchen. Sie sei noch gut in Form, nicht zu alt, im Frühjahr sei sie siebenunddreißig geworden. Sie verstehe sich darauf, Kinder zu erziehen, schließlich sei sie Lehrerin.
    Tarja: Legen wir los!
    Während Rauno seinen Festanzug ablegte, blätterte Tarja in dem Buch, das über ihn verfasst worden war. Sie las das Inhaltsverzeic h nis und staunte über seinen Lebensweg. Nicht übel, ein tüchtiger Kerl! In der Jugend Blockhausbau, dann ein Sägewerk, später ein Exportsägewerk in der Gegend von Oulu, ein Brand, der es zerstörte und danach ein Wechsel in die Metallbranche. Vor etwa zehn Jahren hatte der Rämekorpi-Konzern damit begonnen, Kabinenmodule für Kreuzfahrtschiffe zu bauen. Entscheidend war ein Auftrag der Hietalahti-Werft über sechshundert Luxuskabinen gewesen, und von da an hatte der Konzern jährlich Tausende davon hergestellt. Der Konzern stand wirtschaftlich sehr gut da und hatte, wenn man die Zulieferer mitrechnete, tausend Beschäftigte.
    Tarja: Du bist ja ein echter Fabrikbesitzer geworden, ein mächt i ger Boss. Ich werde dann mal aus meinem Trauerkleid steigen!
    Rauno merkte, dass Tarja trotz ihrer flotten Sprüche angespannt war. Traurig war sie außerdem, die Patentante schien ihr doch sehr nahegestanden zu haben.
    Rauno Rämekorpi hingegen hatte jetzt keinen Sinn für Kummer. Das Frackhemd, die Strümpfe und die Unterhose auf die Stuhllehne geworfen, und dann nichts wie ran.
    Das tat wirklich gut nach all der Zeit, dachte er, als er sich eine grüne North State anzündete. Die Zukunft würde zeigen, was die Aktion gebracht hatte. Gut möglich, dass ein Kind entstanden war, das sagte ihm sein Gefühl in den Lenden. Nach der Zigarette auf direktem Weg in die Dusche, und dann wieder rein in die steifen Festklamotten. Aufmerksam half Tarja ihrem Gast, küsste ihn auf die Schulter und war auch sonst zuvorkommend. Die beiden gönnten sich noch ein paar Gläser von dem schäumenden Getränk, waren guter Dinge.
    Rauno fragte, ob Tarja in letzter Zeit den Vater ihres Kindes g e troffen hatte.
    Tarja: Nein, und ich will es eigentlich auch nicht. Die Kleine hat ihm geschrieben, und vor ein paar Jahren war der Typ mal hier in Helsinki.
    Sie erzählte ein wenig verbittert, wie viel Mühe es sie gekostet hatte, den Mann zur Rückkehr nach Nordafrika zu bewegen. Und auch die Tochter machte sich nicht mehr viel aus ihrem Vater, verabscheute ihn sogar fast, da der Kerl sein Kind auf eine Art und Weise umarmt hatte, die an Inzest denken ließ.
    Tarja: Bedauerlich, aber so ist es nun mal gekommen. Ich habe gelegentlich Geld nach Tunesien geschickt, aber nicht mehr in letzter Zeit.
    Sie unterhielten sich über die grenzenlose Not in der dritten Welt, über die ewigen Kriege, die immer wiederkehrenden Katastrophen in Schwarzafrika und in Südostasien. Tarja sagte, dass sie sich nicht länger um die Milliarden von Armen in jenen hoffnungslosen Erdte i len sorgen mochte. Sie hatten ihren Teil geleistet. Sie hatte Jahre ihres
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