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Zehn Jahre nach dem Blitz

Zehn Jahre nach dem Blitz

Titel: Zehn Jahre nach dem Blitz
Autoren: Pjhilip K. Dick
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Grau sich wieder darübergebreitet hatte, sprang Kommissar Dale Nunes auf die Füße und wandte sich an die Versammelten: »Und jetzt die Fragen, Leute.«
    Die Zuhörer verharrten reglos. So reglos, wie es ihnen möglich war, ohne dadurch aufzufallen.
    Wie es seine hervorgehobene Stellung erforderte, erhob sich Nicholas und stellte sich an Dales Seite. »Ein Gespräch zwischen uns und der Estes-Park-Regierung ist unumgänglich«, sagte er.
    Aus dem Hintergrund der Führungshalle erhob sich eine scharfe Stimme – die sowohl einem Mann wie auch einer Frau gehören konnte: »Präsident St. James, ist Maury Souza tot? Ich sehe, daß Dr. Tigh anwesend ist.«
    Nicholas erwiderte: »Ja. Aber er ist tiefgefrostet, es besteht also noch Hoffnung. Nun Leute,’ ihr habt gehört, was der Beschützer gesagt hat. Davor seid ihr Zeugen der Erstürmung und Vernichtung Detroits geworden. Ihr wißt, daß wir mit unserem Soll bereits im Rückstand sind; wir müssen in diesem Monat fünfundzwanzig Bleierne liefern, und im nächsten ...«
    »In welchem nächsten Monat?« erklang eine bittere, mutlose Stimme aus der Menge. »Im nächsten Monat werden wir nicht mehr hier sein.«
    »O doch«, entgegnete Nicholas. »Wir können einer Überprüfung standhalten. Ich will euch noch einmal daran erinnern. Die anfängliche Strafe besteht lediglich in einer Kürzung der Lebensmittelrationen um fünf Prozent. Erst danach können Aushebungsvermerke gegen uns verhängt werden, und selbst dann würde es sich noch auf eine Dezimierung beschränken – einer aus jeder Zehnergruppe. Erst wenn wir unser Soll in drei aufeinanderfolgenden Monaten nicht erfüllt haben, müssen wir mit der Möglichkeit – ich sage Möglichkeit – einer Schließung rechnen. Aber uns bleibt immer noch eine gesetzliche Einspruchsmöglichkeit: wir können unseren Anwalt zum Hohen Gericht im Estes-Park schicken, und ich versichere euch, daß wir das auch tun werden, bevor wir uns einer Schließung unterwerfen.«
    Eine Stimme rief: »Haben Sie noch einmal einen Ersatzmann für den Chefmechaniker angefordert?«
    »Ja«, erwiderte Nicholas. Aber es gibt auf der Welt keine anderen Maury Souzas, dachte er. Außer in anderen Tanks. Und von den – welches war die zuletzt genannte Zahl? –, von den einhundertsechzigtausend Tanks der westlichen Hemisphäre wird kein einziger sich bereitfinden, einen wirklich fähigen Chefmechaniker freizustellen, selbst wenn es uns gelingt, zu einigen der anderen Tanks eine Verbindung herzustellen. Nicht mehr, als damals vor fünf Jahren, als dieser Tank im Norden, Judy Garland, einen horizontalen Gang zu uns bohrte und uns anflehte – buchstäblich anflehte –, Souza nur auszuleihen. Für die Dauer eines Monats. Und wir sagten nein.
    »Also gut«, sagte Kommissar Nunes aufmunternd, da keine freiwilligen Fragen gestellt worden waren. »Ich werde gezielte Fragen stellen, um zu sehen, ob die Botschaft des Beschützers euch erreicht hat.« Er deutete auf eine junges Ehepaar. »Was war die Ursache für das Versagen unseres Verteidigungsschirmes um Detroit? Erheben Sie sich und nennen Sie Ihren Namen, bitte.«
    Das junge Paar erhob sich widerstrebend, und der Mann sagte: »Jack und Myra Frankes. Das Versagen ist auf die Einführung der neuen Streuraketen vom Typ Drei Galatea in Volks-Pakt zurückzuführen, die in die submolekularen Teilchen einzudringen vermochten. Vermute ich. Etwas dergleichen.« Hoffnungsvoll nahm er wieder Platz und zog seine Frau auf ihren Stuhl zurück.
    »In Ordnung«, erklärte Nunes; das war annehmbar. »Und warum hat die Technologie der Pakt-Leute die unsere zeitweilig überholt?« Er ließ den Blick schweifen auf der Suche nach einem Opfer, das er befragen konnte. »Ist es ein Versagen unserer Regierung?«
    Eine altjüngferliche Dame in mittleren Jahren erhob sich.
    »Fräulein Gertrude Prout. Nein, es ist nicht auf ein Versagen unserer Regierung zurückzuführen.« Augenblicklich setzte sie sich wieder auf ihren Platz.
    »Worauf dann?« fragte Nunes, immer noch an sie gerichtet. »Worauf ist es zurückzuführen? Würden Sie sich bitte erheben, Madam, wenn Sie Ihre Antwort geben? Danke.« Miss Prout hatte sich wieder erhoben. »Haben wir versagt?« fragte Nunes eindringlich. »Nicht dieser Tank allein, sondern wir Tanker in unserer Eigenschaft als Lieferanten von Kriegsmaterial allgemein?«
    »Ja«, sagte Miss Prout mit ihrer dünnen, unterwürfigen Stimme. »Es ist uns nicht gelungen ...« Sie zögerte. Sie konnte sich nicht
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