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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor
Autoren: Lisa Kleypas
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liebst mich”, sagte sie und wand sich innerlich, weil das so
mitleidheischend klang.
    „Ich habe
dich geliebt. Ich liebe dich immer noch. Genau deshalb fällt mir die Sache ja
so schwer. Mir tut das genauso weh wie dir. Ich hoffe, du begreifst das.”
    „Gibt es
eine andere?”
    „Wenn es so
wäre, hätte das nichts damit zu tun, warum ich eine Pause von uns
brauche.”
    Sie hörte,
wie verletzt und gequält ihre eigene Stimme klang. „Du sagst, du machst eine
Pause, als meintest du eine Kaffeepause. Aber es geht dir nicht um eine Pause.
Du machst Schluss für immer.”
    „Ich
wusste, dass du sauer sein würdest. Ich wusste es. Ganz egal, wie ich es
anstelle, es ist immer verkehrt.”
    „Was hast
du denn erwartet? Begeisterung? Freudentänze?”
    „Es tut mir
leid. Es tut mir leid! Wie oft soll ich es sagen? Ich kann es nicht noch mehr
bedauern als im Moment. Ich habe getan, was in meiner Macht stand, und es tut
mir leid, dass ich nicht gut genug für dich war. Nein, ich weiß: Du hast nie
gesagt, dass ich nicht gut genug bin, aber ich habe es trotzdem bemerkt. Denn
was ich auch tat, es ist mir nicht gelungen, deine Unsicherheit zu überwinden.
Und schließlich musste ich mir eingestehen, dass diese Beziehung für mich
nicht funktioniert. Das hat mir keinen Spaß gemacht, das kannst du mir glauben.
Wenn es das für dich einfacher macht: Ich fühle mich beschissen.”
    Angesichts
ihres verständnislosen Blicks seufzte Kevin kurz auf. „Schau, da ist noch
etwas. Das musst du von mir erfahren, bevor es dir irgendjemand anders steckt.
Als ich begriffen habe, dass unsere Beziehung in einer Krise war, musste ich
mit jemandem darüber reden. Ich wandte mich an ... eine befreundete Person.
Und je mehr Zeit wir miteinander verbrachten, desto näher kamen wir uns. Wir
hatten beide keine Kontrolle darüber. Es ist einfach passiert.”
    „Du gehst
mit einer anderen? Noch bevor du mit mir Schluss gemacht hast?”
    „Emotional
hatte ich mich längst von dir getrennt. Ich hatte nur noch nicht mit dir
darüber gesprochen. Ich weiß, ich hätte anders damit umgehen sollen. Tatsache
ist aber, dass ich mich neu orientieren muss. Das ist am besten für uns beide.
Aber was es wirklich hart für alle Beteiligten macht, mich eingeschlossen, ist
der Umstand, dass dir die Person, mit der ich jetzt zusammen bin ...
nahesteht.”
    „Sie steht
mir nah? Du meinst, sie ist eine meiner Freundinnen?”
    „Ähm, nicht
ganz ... es ist ... Alice.”
    Alles in
ihr zog sich zusammen. Sie fühlte sich, als hätte sie gerade noch im letzten
Moment einen Sturz vermieden, während das Adrenalin bereits durch ihre Adern
rauschte. Lucy brachte kein Wort heraus.
    „Sie hat
das genauso wenig geplant wie ich”, sagte Kevin. Lucy blinzelte,
schluckte. „Was hat sie nicht geplant? Du ...
    du gehst
mit meiner Schwester? In sie hast du dich verliebt?”
    „Ich hatte das nicht
vor.”
    „Hast du
mit ihr geschlafen?”
    Beschämtes
Schweigen gab ihr die Antwort.
    „Raus
hier”, sagte sie.
    „Okay, aber
ich will nicht, dass du ihr die Schuld ...”
    „Raus hier.
Mach, dass du rauskommst!” Lucy hatte die Nase voll. Sie war sich nicht sicher,
was sie als Nächstes tun würde, aber sie wollte Kevin nicht dabei haben, wenn
sie es tat.
    Er wandte
sich zur Tür. „Wir sprechen später noch mal darüber, wenn du in Ruhe darüber
nachdenken konntest, in Ordnung? Ich möchte nämlich, dass wir Freunde bleiben.
Aber da ist noch etwas, Lucy ... Alice wird schon bald hier einziehen. Du musst
dir also eine neue Bleibe suchen.”
    Lucy
schwieg. Vollkommen geschockt saß sie noch minutenlang wortlos da, nachdem er
längst fort war.
    Verbittert
fragte sie sich, warum diese Entwicklung sie so überraschte. Das Muster war
nämlich immer dasselbe. Alice hatte stets bekommen, was sie wollte. Sich immer
genommen, was sie brauchte. Und nie einen Gedanken an die Konsequenzen
verschwendet. Jedes Mitglied der Familie Marinn setzte Alice an erste Stelle,
und natürlich tat Alice selbst das auch. Es wäre leicht gewesen, sie zu hassen,
aber manchmal zeigte Alice eine Mischung aus Verletzlichkeit und Schwermut, die
an die stille Traurigkeit ihrer Mutter erinnerte. Lucy war immer diejenige
gewesen, die sich um Alice kümmerte. Sie bezahlte die Rechnung im Restaurant,
wenn sie gemeinsam essen gingen. Borgte ihr Geld, das sie nie zurückerhielt.
Lieh ihr Kleider und Schuhe, die sie nie wiederbekam.
    Alice war
klug und redegewandt, aber es war ihr schon immer schwergefallen,
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