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Zarin der Vampire: Blut der Sünde. Horror-Mystery-Thriller (German Edition)

Zarin der Vampire: Blut der Sünde. Horror-Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Zarin der Vampire: Blut der Sünde. Horror-Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Tatana Fedorovna
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noch ein bleiches Gesicht. Es dauerte, bis die Wirkung sich dort zeigte.
    Ich spürte nun das Holz der Dielen unter meinen nackten Sohlen. Dieses Gefühl von Natur und Ursprünglichkeit mochte ich. Es erinnerte mich an die alten, angenehmen Zeiten.
    Bei der Anmietung der Wohnung hatte ich darauf bestanden, den Boden auszuwechseln. Der Vermieter versuchte mir zwar einzureden, dass das Holzimitat viel besser und robuster sei, doch ich bestand darauf.
    Das ist wie mit einer lebendigen Frau. Wer will schon eine künstliche Puppe als Ersatz? Das verstand er.
    Natürlich musste ich die Änderung bezahlen. In allen Räumen wurden durchgehende Eichendielen verlegt. Dem Vermieter gefiel es am Ende auch. Er versprach mir den Boden fair abzukaufen, falls ich auszog.
    Dieses behagliche Gefühl war mir diese Investition wert.
    Das gemaserte Holz unter den bloßen Füßen genießend, schlenderte ich in das Wohnzimmer. Genauso war es in Zarskoje Selo gewesen, als wir Kinder vor dem Schlafengehen noch barfuß hin und her huschten. Unsere Kindermädchen ärgerte das, aber wir mochten dieses Spiel. Wir hatten keine richtigen Gouvernanten, weil Mama und Papa Wert darauf legten, dass sie uns selbst erzogen und wir wie eine normale Familie lebten. Das war ungewöhnlich in Königshäusern unserer Zeit. Vielleicht war es falsch gewesen, denn daraus resultierte nun ein Teil des Schmerzes, den ich empfand. Da wir alle durch unsere Liebe verbunden waren, wog der Verlust jetzt umso schwerer.
    Manchmal drohten wir den aufgeregten Bediensteten damit, sie zu entlassen, wenn sie uns nicht gehorchten. Sie taten dann zwar mutig, doch wir spürten ihren Schreck. Gut bezahlte Arbeit war schon immer schwer zu finden gewesen. Wer wollte sie verlieren?
    Die Welt war zu dieser Zeit noch zauberhaft für uns. Nichts deutete darauf hin, dass nur wenige Jahre später alles anders sein würde …
    Auf dem Tisch stand mein geöffneter Laptop. Eigentlich mochte ich diese modischen Geräte nicht, doch die Zeit forderte ihren Tribut. Für die Jagd, das Finden und sogar für das Verstecken von Informationen war die Technik sehr praktisch.
    Da standen sie, die vielen Lügen und Fantastereien über meine Familie und unseren Tod. Viele Jahrzehnte war mir das wirklich egal gewesen, da mich die Jagd ausfüllte. Aber jetzt reichte mir das nicht mehr. Wurde ich älter? War das eine Nostalgie des Alters?
    Ließ ich meine Gefühle zu, verspürte ich Lust, die wahre Geschichte aufzuschreiben. Regelte ich sie herunter, verließ mich diese und wich dem Drang, zum Panikraum zu gehen und meine böse Arbeit fortzuführen. Das funktionierte wie bei einem Dimmer. Die vielen Jahre hatten mich gelehrt, mit diesem umzugehen.
    Ich ließ wieder ein wenig mehr Gefühle zu und genoss dieses masochistische Spiel des Wahrnehmens von Trauer und Schmerz. Dann drehte ich den Hahn ab und genoss die Empfindungen der anderen Seite: den kühlen Frieden, verbunden mit herzloser Bosheit. Jedes Mal staunte ich erneut, wie rasant sich dabei auch die Denkprozesse änderten. Ist somit nicht alles Denken und Handeln illusionär?
    Können Illusionen eine Schuld tragen und ist die Wahrnehmung dieser Schuld nichts als die Wahrnehmung einer neuen Illusion? Wie kann somit ein Mörder schuldig sein, wenn seine Gedanken auf Gefühlen und seine Handlungen auf Ursachen beruhen? Wer trägt die Schuld?
    Ich klickte auf den Laptop. Der Artikel erschien. Ich hatte ihn schon oft gelesen. Er beschrieb, dass meine Familie nach Jahrzehnten der Verunglimpfung heilig gesprochen worden war.
    Kurz zuvor hatte man durch eine DNA-Analyse nun auch den Tod meiner Schwester Maria und des Zarewitsch bewiesen. Lange hielten sich Gerüchte, dass die Bolschewiken sie angeblich verschont hätten. Sie waren  abseits von den anderen Familienmitgliedern in der Bergwerksgrube entdeckt worden. Es hatte sehr lange gedauert, bis dieser Mord  nun endlich überall als Verbrechen verurteilt wurde. Viel zu lange hat man diesen, selbst den Mord an uns Kindern, als eine Folge des Krieges und der Armut in Russland bagatellisiert.
    Die Schlüsse, die heutige Historiker aus den Funden zogen, waren aber zum großen Teil falsch. Auch meine Leiche hatten Wissenschaftler angeblich identifiziert. Dies zeigte, dass die angeblichen DNA-Analysen sehr oberflächlich erfolgt waren und das bewiesen, was man bewiesen haben wollte. Ich war jedoch dabei gewesen.
    Sollte ich für die Welt die ganze Wahrheit aufschreiben? Wozu noch? Diente dies nur meiner eigenen
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