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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht
Autoren: Victoria Hanley
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mich so gut kennen? »Aber wenn Sie meinen Vater umbringen, haben Sie nicht mehr so viel, mit dem Sie verhandeln können.«
    »Falsch. Wenn du einen Elternteil verlierst, verdoppelt sich der Wert des anderen.« Sie hob ihren Zauberstab.
    »Halt!«, schrie ich.
    Sie nahm ihn wieder herunter. »Deine Mutter für das aevia ray .«
    »Ja! Wenn Sie sie aus dem Gletschergewebe befreien und auf Ihren Zauberstab schwören, dass Sie sie nie wieder behelligen werden.«
    Meteor stand so reglos da, er hätte wie meine Eltern gefroren sein können.
    »Gute Entscheidung, Zaria.« Lily flog zurück zur Saphir-Mauer, und ich folgte ihr.
    Lily strich mit der Hand über das Steintor. »Indem du dieses Tor geöffnet hast, hast du mir einen größeren Gefallen getan, als du ahnst, Zaria.« Sie schwebte hindurch und wieder heraus.
    Warum musste sie sich an meinem Unglück weiden; warum musste sie mir vorführen, wie problemlos sie den königlichen Besitz betreten konnte? Glaubte sie, ich litt nicht schon genug unter meinem Versagen?
    Sie ließ mich warten, während sie ein und aus, ein und aus ging.
    Während ich ihr so zusah, flackerte meine Feynara-Magie auf.
    Nein. Lily versucht, mich dazu anzustacheln, meine Magie aufzubrauchen. Sie weiß etwas über die Zauber, die diese Insel durchdringen …
    Meteor schwebte neben mir nach oben. Auch wenn ich ihn keines Blickes würdigte, musste ich zugeben, dass seine Anwesenheit mich davor bewahrte, den Verstand zu verlieren. Ohne ihn an meiner Seite hätte ich vielleicht aufgegeben und meiner Feynara-Magie die Oberhand gelassen.
    »Leisten Sie Ihren Schwur!«, rief ich ihr schließlich zu.
    »Geduld, Zaria. Dies ist ein Freudentag für dich.« Sie hatte eine Hand auf dem Tor, mit der anderen hielt sie ihren Zauberstab. »Ich, Lily Morganit, schwöre, dass ich Cinna Turmalin nie wieder behelligen werde.« Sie blies auf ihren Zauberstab und streckte ihn aus.
    Der scheußliche Stoff, der meine Mutter umgab, fing an, sich aufzuwickeln, glitt auf den Sand und bildete am Fuß ihrer Steinplatte eine Spirale aus Dunkelheit. Ich eilte an ihre Seite und fiel noch rechtzeitig vor ihr auf die Knie, um zu sehen, wie der Film über ihren Augen wegschmolz.
    Als sie mich sah, sprach aus ihrem Gesicht Freude – gemischt mit Entsetzen. »Zaria?« Mein Name, schwach ausgesprochen. Ihr erstes Wort nach fünf Jahren.
    Ich wollte sie berühren, konnte mich aber nicht bewegen. Konnte nicht sprechen oder sonst irgendetwas tun.
    Sie legte mir eine Hand aufs Gesicht. »Meine Zaria. Du bist …«
    Meteor kniete neben ihrem Kopf, weit genug entfernt, dass sie ihn nicht sehen konnte. »Zaria ist jetzt vierzehn«, erklärte er ihr. »Sie waren fünf Jahre lang in Gletschergewebe gefangen.«
    »Fünf Jahre?« Sie versuchte, den Kopf zu drehen, versuchte zu sehen, wer da sprach.
    »Mutter«, sagte ich. »Ich habe dich so vermisst. Und ich muss dir … etwas Wichtiges sagen.«
    »Dein Vater?«, fragte sie. »Jett?« Sie versuchte, sich aufzusetzen, war dazu jedoch sichtlich zu schwach.
    »Vater ist hier. Jett nicht.« Mehr konnte ich ihr nicht sagen, noch nicht.
    Meteor half ihr, sich so hinzusetzen, dass sie meinem Vater den Rücken und mir den Blick zuwandte. Ihre Flügel hingen ihr schlaff und glanzlos an den Schultern herunter.
    »Bitte schauen Sie nicht hinter sich«, riet ihr Meteor und trat nach vorne, wo sie ihn sehen konnte.
    »Vater liegt dort immer noch in Gletschergewebe gefangen«, erklärte ich ihr.
    »Danke«, sagte sie traurig und betrachtete dann einen Augenblick lang Meteor. »Zirkons Sohn.« Er nickte, und sie wandte sich wieder mir zu. »Wie bin ich freigekommen?«
    »Ich habe um dein Leben gefeilscht, aber ich habe nicht genug anzubieten, um auch Vater zu befreien. Jetzt muss ich meine Schulden bezahlen.«
    »Deine Schulden? Was schuldest du, meine Zaria? Und wem?«

Der Blick meiner Mutter wanderte von meinem Gesicht zum Strand. Ich sah über meine Schulter und folgte ihrem Blick zu der Saphir-Mauer, den beiden finsteren Elfen und Lily Morganit neben dem offenen Tor von Anschield.
    »Du hast mit ihr einen Handel abgeschlossen?«
    »Ja. Ich kann ihn nicht rückgängig machen, sonst bringt sie Vater um.«
    »Harte Bedingungen.« In ihren Augen braute sich ein Sturm zusammen, der Rest von ihr war ganz ruhig. »Aber von dieser Elfe hätte ich Schlimmeres erwartet.«
    Es ist schlimmer. Ich konnte ihr jedoch nicht sagen, wie viel schlimmer. Noch nicht.
    »Ich würde mit dir gehen«, sagte sie, »aber ich kann
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