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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Renner
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durchdringend an. »Oder ich werde sie dir einbläuen.«
    Meine Knie werden weich.
    »Keine Verfehlungen mehr während des Unterrichts«, fährt er mit schneidender Stimme fort, »keine nur halbherzigen Versuche. Kein Auflehnen mehr oder du wirst die Konsequenzen dafür zu spüren bekommen. Haben wir uns verstanden?«
    Ich kämpfe gegen eine drohende Ohnmacht an und nicke.
    »Gut. Und jetzt …«
    Ausnahmsweise einmal ist die Göttin Zeit auf meiner Seite. Bevor Benedict meine Strafe verkünden kann, klopft esan der Tür und die oberste Beraterin meines Vaters, eine grauhaarige Magierin namens Challen, kommt herein. »Verzeiht die Störung, Erzmagier. Pyramus möchte Euch sehen. Es ist dringend.«
    Mein Vater hebt ruckartig den Kopf wie ein Bluthund, der eine Spur wittert. Gefahr! Ich erstarre und versuche, so unsichtbar wie möglich zu werden – ich muss wissen, worum es geht. Pyramus ist mit Sicherheit gekommen, um Informationen über eine neue Verschwörung zu melden. Aber welche? Benedict erinnert sich meiner Anwesenheit. Er dreht sich stirnrunzelnd zu mir um und gibt mir mit einer unwilligen Handbewegung zu verstehen, dass ich entlassen bin. »Gehe wieder in den Unterricht, Zara. Entschuldige dich bei deinem Tutor und sorge dafür, dass du dir in diesem Trimester nichts mehr zuschulden kommen lässt.«
    Ich neige gehorsam den Kopf und eile aus der Bibliothek. Pyramus steht vor der Tür. Wie immer sieht er wie ein Krämer aus, der sich als Magier verkleidet hat. Niemand würde auch nur ahnen, dass dieser kleine, unscheinbare Mann einer der gefährlichsten Meistermagier von Asphodel ist. Er nickt mir respektvoll zu, als ich an ihm vorbeigehe. Was weiß er? Sobald ich außer Sichtweite bin, fange ich an zu rennen. Ich rase die Korridore entlang und bete, dass ich mich irre, aber ich befürchte, dass ich und der einzige Mensch, der so etwas wie ein Freund für mich ist, in tödlicher Gefahr schweben.
    Die Akademie befindet sich auf dem höchsten Hügel von Asphodel – eine Kalksteinfestung der Magie, deren rotes Ziegeldach von der südlichen Sonne über die Jahrhundertehinweg gebleicht wurde. Vier Gebäudetrakte umschließen einen Hof. Jede Seite steht für eines der Elemente – Wasser, Feuer, Erde, Luft. Die Werkzeuge eines Magiers. Wir spielen mit dem Stoff, aus dem das Leben geschaffen wurde.
    Ich verlangsame meine Schritte, als ich mich der Hügelkuppe nähere, und steige die breite Marmortreppe hinauf, die zum Säulengang führt. Die Wachen, die den Eingang flankieren, beachten mich kaum. Etwa einhundertfünfzig Meisterschüler besuchen die Akademie, alle gekleidet in lange weiße Roben, die unaufhörlich im Wind flattern, der durch jede Ritze in dem alten Gemäuer zieht. Wir wenigen sind die begabtesten jungen Magier der Stadt, dazu auserkoren, eines Tages machtvolle Ämter zu bekleiden. Anonymität ist hier ausgeschlossen. Außerdem verraten mich meine Größe und die roten Haare sofort als Benedicts Tochter, was für eine Spionin nicht gerade von Vorteil ist.
    Mein Herz pocht ungeduldig, als ich über den Innenhof eile. Er liegt verlassen da, alle anderen Schüler sitzen im Unterricht. Einzig das Plätschern des Springbrunnens und das Rascheln der uralten Rosmarinsträucher durchbrechen die winterliche Stille. Dieser Ort verkörpert die ganze Gleichgültigkeit unserer Göttin, der Zeit.
    Plötzlich habe ich das Gefühl, zu spät zu kommen. So schnell ich kann, laufe ich zu dem Treppenaufgang, der vom Hof ins Gebäude führt, und nehme immer zwei Holzstufen auf einmal.
    Das oberste Stockwerk der Akademie wird schon lange nicht mehr genutzt. Die Steinfliesen auf dem Boden sind rissig und schmutzig, die Fresken an der Wand so verblasst,dass die darauf dargestellten Szenen gespenstisch wirken. Seit Jahren gibt es nicht genügend Schüler, um diese alten Klassenräume zu füllen. Niemand kommt mehr hierher, bis auf Ratten und Mäuse und die Katzen, die sie jagen. Und Gerontius.
    Am Ende des Ostflügels befindet sich eine Tür, die sich in nichts von den anderen unterscheidet, außer dass sie von unsichtbaren Aufpassern bewacht wird. Als ich die Hand hebe, um anzuklopfen, schiebt sich der Riegel zurück und die in rostigen Angeln hängende Tür öffnet sich quietschend.
    »Komm herein, Zara. Ich hatte so eine Vorahnung, dass du mich heute besuchen würdest.«
    »Lügner.«
    Ich kenne diesen Raum so gut, dass ich ihn normalerweise kaum wahrnehme. Aber plötzlich ist es wichtig, dass diese Dinge existieren:
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