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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens
Autoren: Nora Roberts
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ekstatisch erlebt. Es hatte keine heftigen schmerzhaften Aufwallungen gegeben, kein wildes Drängen, nur Unbeschwertheit und Freude. Ein bißchen hatte sie Angst davor, mit einem anderen Mann ins Bett zu gehen, erkannte sie plötzlich. Es könnte sich als nicht so unkompliziert erweisen.
    »Ich habe dich wirklich lieb, Benedict«, murmelte sie. Sie streichelte ihm über den Bart, dann richtete sie sich auf. »Und ich hoffe, daß du irgendwann jemanden findest, mit dem du nicht so sehr übereinstimmst.« Ernst sah sie ihn an und beugte sich vor, um ihn auf die Wange zu küssen. Dann lächelte sie, ihr langsames Lächeln, das ihr Gesicht nach und nach aufhellte.
    Benedict liebte dieses Lächeln; es war so typisch für Sarah.
    Innerhalb von Sekunden gab es alles und forderte alles. Sie schaute ihn an, wie er das Lächeln erwiderte, ehe sie sich abwandte und ein paar Schritte durchs Zimmer ging. Höchste Zeit, dachte sie, an morgen statt an gestern zu denken.
    Sie schaute aus dem Fenster auf die Straße hinunter. Bei der Ampel schnitt gerade ein Taxi ein anderes. Das Geräusch von quietschenden Reifen, schmetternden Hupen und promptem Gefluche drang zu ihr hoch. Es war eine heiße Nacht. Sarah konnte die Stadt durch den Vorhang hindurch riechen.
    »Ich habe einige Nachforschungen über den Ersten Maat auf dem Haladay-Schiff angestellt«, sagte sie unvermittelt. »Ach ja?« Benedikt schlüpfte aus seinen verschlissenen Tennisschuhen.
    »Mhm.« Sarah beobachtete, wie die Autos die Straße hinauftuckerten und zuckte nervös mit den Schultern. »Er hat mich fasziniert. Er hat etwas ziemlich…«, mit einer kreisenden Handbewegung suchte sie nach dem passenden Ausdruck, »…
    etwas Piratenhaftes an sich.« Lachend schüttelte Sarah den Kopf. »Vielleicht treibe ich jetzt den Vergleich zu weit.
    Jedenfalls frage ich mich, wie ein so junger Mensch der Zweite in der Hierarchie sein kann. Er ist schließlich erst sechsunddreißig.«
    Sie stellte fest, daß sie sehr gern ihre Gedanken über Byron Lloyd in Worte fassen wollte. »Mit sechzehn hat er bei Haladay zu arbeiten angefangen. Haladay war von jeher seiner Zeit voraus und bot schon damals seinen Leuten Weiterbildungsbeihilfen an. Byron arbeitete auf dem Bau, aber er nahm an jedem Kurs teil, in den er sich hineinquetschen konnte. Irgendwie ist er Haladay aufgefallen.« Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und schaute Benedict ernst an.
    »Haladay soll so leicht nichts entgehen. Deshalb kann ich mir lebhaft vorstellen, daß ein Heranwachsender, der sich tagsüber abschuftet und abends wie verrückt büffelt, sein Interesse geweckt hat. Offensichtlich hat er seine Möglichkeiten erkannt, denn er hat Byron die Technische Hochschule finanziert.« Bei der Erinnerung an seine abweisenden Augen, die niemals zu lächeln schienen, dachte sie, daß Byron eine Mischung aus Computer und Rechenschieber sein könnte.
    »Allmählich wurde er befördert, nachdem er praktisch in jedem Aufgabenbereich gearbeitet hatte, vielleicht mit Ausnahme des Schreibbüros. Jedenfalls hat er seine Lehrjahre abgedient.« Sarah hob das Glas und nippte. Der Wein prickelte ihr kalt und herb auf der Zunge. »Noch vor seinem dreißigsten Lebensjahr hat er sich zum Stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden emporgearbeitet.«
    »Keine geringe Leistung«, bemerkte Benedict, als sie innehielt und ins Leere starrte. »Anscheinend hat sich sein Ehrgeiz schon in jungen Jahren entwickelt. Ich kenne da Leute, die ähnlich strukturiert sind.« Er grinste.
    Sarah warf ihm einen schnellen Blick zu. »Tatsächlich?«
    Dann fuhr sie mit ihrer Schilderung fort. »Er gilt als brillant, nüchtern, kühl und gelassen.« Stirnrunzelnd schwenkte Sarah ihren Wein und dachte an den Eindruck, den Byron bei ihr hinterlassen hatte. Beherrscht und gefährlich. Vielleicht verstärkte seine Selbstbeherrschung die Gefahr noch. Irgend etwas an ihm hatte sie ein wenig durcheinandergebracht. Noch drei Wochen danach hatte sie sich dieses Gefühls nicht völlig entledigen können, und der Gedanke an ihn bereitete ihr leichtes Unbehagen. Sarah paßte das gar nicht.
    »Er gilt auch als großer Frauenkenner«, fuhr sie fort.
    »Ein vielbeschäftigter Mann«, kommentierte Benedict. Sarah schaute ihn finster an. Lachend stand er auf und hob die halbleere Flasche. »Er hat dich offensichtlich durchaus beeindruckt.« Nachdem er ihr Glas nochmals gefüllt hatte, stellte er die Flasche ab und knotete dann ihren Gürtel auf. Der Bademantel glitt willig
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