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Zärtlichkeit des Lebens

Zärtlichkeit des Lebens

Titel: Zärtlichkeit des Lebens
Autoren: Nora Roberts
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ein ganzes Arsenal von Tränen aufwog.
    Jetzt setzte sie ihn ein, um das Haladay-Gebäude gründlich anzuschauen und zu analysieren. In architektonischer Hinsicht schien es hervorragend gelungen zu sein, sowohl was Funktionalität wie auch Ästhetik betraf. Schon immer war es Sarahs Ziel gewesen, wenn sie am Reißbrett saß, diese beiden Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen. Das Haladay-Gebäude paßte zu Phoenix. Es wirkte so klar und leicht wie die Wüstenluft.
    Auf seine Art war Maxwell Haladay wohl ebenso hervorragend wie das Gebäude, das für ihn geschaffen worden war. Er war schlau, schnell von Begriff und hatte sich von unten hochgearbeitet. All dies sprach Sarah an. Ihr gefiel das Bodenständige an Haladays Kampf um Erfolg, und sie war gefühlvoll genug, um sich über den glücklichen Ausgang zu freuen. Darüber hinaus regten die geheimnisvollen Gerüchte, die sich um sein Privatleben während seines fünfzigjährigen Aufstiegs zur Macht rankten, ihre Fantasie an.
    Sie wußte, daß Haladay vor etwa dreißig Jahren wegen gesundheitlicher Probleme seiner Frau nach Arizona gezogen war. Nach ihrem Tod war die Hauptniederlassung seines Unternehmens in Phoenix geblieben, obwohl Haladay-Niederlassungen sich über die ganze Welt erstreckten. Sarah hoffte, daß der Mann sich als ebenso interessant wie sein Gebäude erwies. Sie beendete ihre Prüfung der auf fünfzig Stockwerke hochgetürmten Fassade und schaute dann schnell nach links und rechts, ehe sie im grellen Sonnenschein die Straße überquerte.
    Die Eingangshalle erwies sich als weitläufig und angenehm kühler als der Bürgersteig. Der mit einem Mosaik geschmückte Boden funkelte im Licht eines Dutzends silberner Kronleuchter.
    An den Wänden hingen Gemälde mit Szenen aus Arizona, mit Wüsten, Bergen, Ebenen, Canyons, und eine besonders ausdrucksvolle Kohlezeichnung einer alten Navajo-Indianerin.
    Die Künstlerin in Sarah zog es zu dem Porträt, während der Stadtmensch in ihr ein wenig durch die Weite der Landschaftsbilder eingeschüchtert wurde. Ferner gab es noch eine Sammlung von Kakteen, ein Blumenarrangement und etliche Sessel und Sofas, doch im wesentlichen bot die Halle Weite und Kühle. Eine Reihe von Aufzügen säumte eine dezent beigefarbene Wand.
    Es ist soweit, sagte sie sich und schüttelte eine gewisse Spannung im Nacken ab. Es gibt nichts Unhöflicheres, als zu spät zu einem Termin zu kommen. Sie rückte sich das Ledertäschchen, das diagonal über ihrem Blazer hing, auf der Hüfte zurecht, als sie sich den Aufzügen näherte. Dann drückte sie einen Knopf und schickte sich an zu warten.
    »Entschuldigen Sie, Miß!«
    Sarah drehte sich um und fand sich einem uniformierten Wachmann gegenüber. Er hatte ein eckiges, vom Leben gezeichnetes Gesicht und müde Augen. Sarah hatte eine Schwäche für müde Augen und versuchte seine berufsmäßige Nüchternheit mit einem raschen Lächeln aufzuhellen. »Einen schönen guten Tag.«
    Ihr fantastisches Aussehen verfehlte seine Wirkung nicht. Er erwiderte zwar ihren Gruß nicht, zog jedoch den Bauch ein. »Zu wem möchten Sie denn?«
    »Ich bin mit Byron Lloyd verabredet.«
    »Wie ist Ihr Name, Miß?«
    »Sarah Lancaster.« Sie warf einen flüchtigen Blick auf sein Namensschild. Dann lächelte sie ihn wieder an.
    Ihr aufrichtiges, bezauberndes Lächeln gab den Ausschlag.
    »Fünfzigster Stock. Ich rufe hinauf und gebe Bescheid, daß Sie unterwegs sind.«
    »Danke, Joe.« Schließlich fügte sie hinzu: »Schaue ich annehmbar aus?«
    Sie trug ihr Haar in einem dicken Zopf geflochten und tief im Nacken zu einem Knoten gebunden. Ihr dreiteiliges graues Kostüm wurde durch eine knallrosa Bluse aufgepeppt.
    »Sie schauen echt hübsch aus.«
    Da sie dies als Joes allerhöchstes Lob interpretierte, schenkte ihm Sarah erneut ein Lächeln, ehe sie den Aufzug betrat.
    »Wünschen Sie mir viel Glück«, bat sie ihn, was er auch tat, als sich die Aufzugtüren hinter ihr schlössen. »Ich glaube, ich kann es gebrauchen«, flüsterte sie und holte tief Luft.
    Dieses Gespräch war der wichtigste Meilenstein in ihrem bisherigen Berufsleben, denn Sarah konzentrierte zur Zeit all ihre Kraft auf ihre Karriere als Architektin. Sie wollte unbedingt für Haladay arbeiten. Das Vorstellungsgespräch in New York war gut gelaufen, erinnerte sie sich, während sie an den kleinen roten Zahlen ablas, daß sie sich dem fünfzigsten Stock näherte.
    Schritt eins, ihre Bewerbung, war erfolgreich gewesen. Schritt zwei, das
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