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Zaertliche Brandung - Roman

Zaertliche Brandung - Roman

Titel: Zaertliche Brandung - Roman
Autoren: Janet Chapman
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die Abfälle geholt. Dazu hat sie immer ihre Tasse Haselnusskaffee getrunken. Als Craig das Lokal gekauft hat, hat er verlangt, dass Gertrude die Abfälle bezahlt. Er hat behauptet, es wäre für ihn viel zusätzliche Arbeit, die Reste auszusortieren. Außerdem hat er ihr den Kaffee in Rechnung gestellt.«
    »So kam es, dass du beschlossen hast, mit Watson ein Wörtchen zu reden, damit er Gertrude die Reste wieder gratis überlassen sollte.«
    »Ja, so ungefähr. Gertrude, eine stolze Frau, wollte nicht, dass man in der Stadt erfährt, wie arm dran sie war. Ihr Mann hatte für das Alter nicht gut vorgesorgt, vermutlich, weil er nicht erwartet hatte, dass sie so lange leben würden. Schon als er vor fünf Jahren starb, waren sie ausschließlich auf ihre kleinen Renten angewiesen. Wenn aber der Ehemann stirbt, kommt sein Scheck nicht mehr, und der Frau bleibt nur ihr Scheck, der meist nur die Hälfte von seinem ist, wenn sie nie außer Haus gearbeitet hat.«
    »Du hast also Craig Watson zur Rede gestellt, weil er
Gertrude die Speisereste berechnet hat. Und wie konnte die Situation so eskalieren, dass Geschirr zu Bruch gegangen ist?«
    »Als er sich weigerte, könnte es sein, dass ich gedroht habe, allen seinen Gästen zu eröffnen, was für ein fieser Typ er ist. Aber ich habe nur geblufft, weil das bedeutet hätte, dass Gertrude in eine peinliche Lage geraten wäre.« Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu und sah dann wieder aus dem Fenster.
    »Ich bin zufällig gegen einen Tellerstapel am Rand eines Geschirrbords gestoßen.« Sie sah Sam mit erhobenem Kinn an.
    »Wenn ich mich in etwas hineinsteigere, rede ich oft mit den Händen.«
    »Du hast Geschirr im Wert von siebenhundert Dollar zerbrochen?«
    »Die Teller könnten ein paar Puter getroffen haben, die auf der Theke auftauten, und die wiederum könnten in eine Spüle voller Seifenwasser gefallen sein.« Sie schwenkte ihre Hand.
    »So genau weiß ich das nicht mehr. Aber ich wette, dass Craig die Puter am nächsten Tag serviert hat, auch wenn er sie mir auf die Rechnung gesetzt hat. Ein paar andere Dinge hat er sicher auch noch dazugetan. Ich habe mir nicht die Zeit genommen, Inventur zu machen.«
    Sam musste sich so beherrschen, mit seinem Lachen nicht herauszuplatzen, dass er Seitenstechen bekam.

    »Also gut«, sagte er und zwang sich zu einer ernsten Miene, »soll ich mit Watson über die Abfälle reden?«
    »Zu spät. Gertrude ist vor einem halben Jahr gestorben. Ich habe ihre Katzen zu mir genommen, aber vier sind bald darauf an Altersschwäche gestorben. Die anderen waren noch jung und leben jetzt bei Ida Bates, Shelbys Schwiegermutter, in Grand Point Bluff.«
    »Und was wurde aus Gertrudes Haus, wenn sie keine Familie hatte?«
    »Sie hat es einer örtlichen wohltätigen Einrichtung vermacht.«
    »Schön für sie. Also, zurück zum heutigen Abend. Würdest du mir die Ehre erweisen, mit mir auf den Ball zu gehen, Willamina?«
    »Kommt darauf an.« Sie senkte den Blick auf ihren Schoß.
    »Wenn du es noch möchtest, nachdem wir miteinander gesprochen haben … dann ja, ich gehe mit dir auf den Ball.«
    Sam legte die Stirn in Falten.
    »Was bekümmert dich, Schätzchen? Warum bist du zum Café gekommen und hast mich gesucht?«
    Die Antwort sollte er nie hören, nur ihren Schrei, der ihm das Blut in den Adern stocken ließ, als ein entgegenkommender Lieferwagen plötzlich auf ihre Seite geriet und frontal mit ihnen zusammenstieß.

20
    W illa weigerte sich, die Augen zu öffnen. Die ganze letzte Stunde hatte man an ihr herumgetastet und herumgedrückt.
    Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so große Schmerzen gelitten zu haben. Sogar ihre Haare taten weh.
    »He, Süße. Machen Sie die Augen für mich auf.«
    Die Stimme war weich und einschmeichelnd und gehörte der Person, die am meisten Hand an sie gelegt hatte, seit sie im Krankenhaus angelangt war. Langsam schlug Willa die Augen auf und sah ihn an, gegen die Helligkeit im Raum zwinkernd.
    Seine verschwommene Silhouette bewegte sich über ihr und brachte ihren Augen Schatten.
    »Porzellanblau – schön. Ich hatte immer eine Schwäche für blaue Augen. Ich weiß, dass Sie desorientiert sind und mir am liebsten sagen möchten, ich solle mich zum Teufel scheren, aber wir lassen Sie jetzt in Ruhe, versprochen. Jetzt wollen wir rekapitulieren, ja?«, sagte er mit strahlendem Lächeln.
    »Ich bin Dr. Zeus, und Sie befinden sich in der Notaufnahme
des Berry Bay Hospital. Können Sie mir Ihren Namen
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