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Zaertliche Brandung - Roman

Zaertliche Brandung - Roman

Titel: Zaertliche Brandung - Roman
Autoren: Janet Chapman
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zwangen sich die drei Männer, ihre trübe Stimmung abzuwerfen und Darcy zuzulächeln, als sie sich neben Jesse setzte.
    Darcy, Inbegriff von glamourösem Manhattan-Schick, wirkte in elegantem Schwarz sehr kultiviert und kühl. In ihren acht Zentimeter hohen High Heels konnte sie es mit der Größe ihres Begleiters einigermaßen aufnehmen. Jesse und Darcy trafen einander seit drei Monaten, was in etwa Jesses üblicher Aufmerksamkeitsspanne für das schöne Geschlecht entsprach.
    Sam vermutete, dass sein Bruder bald weiterwandern würde, was ganz in Ordnung war. Darcys Schönheit vermochte gewisse Mängel ihres Wesens und ihres Charakters nicht wettzumachen. Ihre Interessen gingen über Reisen, Shoppen und das Verbrauchen ihres Treuhandvermögens nicht hinaus.
    Als Nächstes holten sie Paula ab, Bens Dame, die nicht seine einzige Freundin war. Ben, der sich der Gunst verschiedener Frauen erfreute, hatte sich schon
zweimal schmerzlich die Finger verbrannt; das erste Mal mit neunzehn und dann wieder vor vier Jahren.
    Beim letzten Mal war es knapp gewesen. Bram hatte schon geglaubt, er würde endlich eine Schwiegerenkelin bekommen, und Jesse und Sam hatten gehofft, von dem Druck befreit zu werden, sich eine Frau suchen zu müssen. Doch just als es ausgesehen hatte, als wäre Ben zu einem Heiratsantrag bereit, hatte er die Beziehung beendet. Über den Grund hatte er sich ausgeschwiegen.
    Eine Frau musste sehr standfest und unerschütterlich sein, um einen Sinclair zu heiraten. Sie musste intelligent und stark sein, und sie musste verzeihen können. Außerdem war Mut gefragt. Die Sinclair-Männer waren nicht für ihre Geduld bekannt und wurden von ihrer Umgebung mit entsprechender Vorsicht behandelt, Bram im Besonderen. Dieser hatte seine Enkel dazu erzogen, ebenso unerbittlich, unnachgiebig und ehrgeizig zu sein.
    Sam, Ben und Jesse waren zu Waisen geworden, als Sam zwölf war. Ihre Eltern waren auf der Rückkehr von einer Konferenz in Übersee, der ein Romantikurlaub gefolgt war, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Bram, der unter der Nachricht vom Tod seines letzten überlebenden Sohnes vor Gram fast zusammengebrochen war, hatte damals mit Grammy Rose die Jungen abgeholt und zu sich genommen. Seit jenem Tag hatte sich eine starke Bindung zwischen den drei verlorenen
und verwirrten Kindern und ihren trauernden Großeltern entwickelt. Tiefe, verzweifelte Liebe war, gespeist von Freundschaft und Respekt, aufgeblüht.
    Das war der Grund, weshalb Bram sich nicht zwischen ihnen entscheiden konnte und sein Unternehmen nicht allein einem seiner Jungen übergeben wollte; sie alle besaßen Anteile an Tidewater und waren dank ihrer Sinclair-Energie reiche Männer. Einen der drei zum Firmenoberhaupt zu bestimmen, ging über die Kräfte des Alten.
    Der Wagen fuhr vor dem Marriott vor, wo Willa in der Lobby wartete. Sie erinnerte Sam an eine zerstreute Professorin, deren Körper Schwierigkeiten hatte, mit ihrem Verstand mitzuhalten. Willamina Kents Kopf schwebte zu hoch in den Wolken, um die alltäglichen Details des Lebens wahrzunehmen. Und ihr Herz war offenbar ihr ärgster Feind. Warum sonst hätte sie diese Mission für einen Menschen übernehmen sollen, den sie erst seit sechs Wochen kannte?
    Kaum hatte sie ihn erblickt, als sie auch schon zur Drehtür lief. Anstelle ihrer einer Satteltasche ähnelnden Handtasche trug sie eine flache Clutch mit langem Schulterriemen, die in ihrer Hand baumelte. Mit stoischer Resignation beobachtete Sam, wie sie durch die Tür hinaustrat und ihre Tasche in der Tür hinter ihr eingeklemmt wurde. Der Riemen riss, die Tasche landete auf dem Boden und wurde wenig überraschend von der Tür hinter ihr mitgeschleppt.

    Willa geriet gefährlich ins Wanken, als sie sich danach bückte. Sam griff nach ihrem Ellbogen, um sie zu stützen, dann hob er die Tasche selbst auf.
    »Danke«, murmelte sie, die malträtierte Tasche an sich drückend, während der lange Halteriemen wie ein Schwanz hinter ihr baumelte, als sie zum Wagen lief.
    Sam half ihr in den Wagen, in dem Grabesstille herrschte. Als er sich neben sie setzte, sah er, dass ihre Wangen flammend rot waren – passend zu ihrem Kleid.
    Das Kleid sah aus, als käme es aus einem Second-Hand-Laden, und war womöglich noch unmodischer als das Kostüm, das sie bei der Sitzung getragen hatte. Die Rüsche des Stehkragens, der sie zu ersticken drohte, reichte ihr bis zum Kinn, der Saum ging ihr fast bis zu den Fesseln.
    Wenigstens ihre Schuhe waren
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