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Zaertliche Brandung - Roman

Zaertliche Brandung - Roman

Titel: Zaertliche Brandung - Roman
Autoren: Janet Chapman
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besser. Schwarz, wieder mit Fünfzentimeterabsätzen, passend zu dem breiten Gürtel, der ihre Taille umspannte. Die Tasche, in deren Reparatur sie sich vertieft hatte, war braun.
    Sam streckte die Hand aus und nahm sie ihr ab. Nachdem er das Ding untersucht hatte, entschied er, dass es verlorene Liebesmüh war, und riss den Tragriemen einfach ab.
    »Jetzt haben Sie eine Hand-Clutch«, sagte er und gab ihr die Tasche zurück.
    Zunächst hatte sie mit großen Augen zugesehen, als er den nutzlosen Riemen abriss, dann senkte sie den
Blick auf ihren Schoß. Das Täschchen hin und her drehend, sah sie schließlich die anderen Insassen des Wagens mit schüchternem Lächeln an.
    »Hallo«, sagte sie zu Jesse, der seinen Blick nicht von ihr losreißen konnte.
    Ben schubste ihn wortlos.
    »Ach, … hallo«, antwortete Jesse.
    »Ich sollte die Herrschaften wohl bekannt machen. Das ist meine Freundin Darcy. Und das ist Paula, Bens Freundin. Meine Damen, das ist Willamina.«
    Alle lächelten höflich, dann wandte Willa sich an Sam.
    »Holen wir jetzt Ihre Verabredung?«
    »Nein, ich habe den Schwarzen Peter gezogen.«
    Sie lief rot an und senkte den Kopf, wobei sich ihr lockerer Haarknoten löste.
    Teufel noch mal. Er hatte es nicht sagen wollen. Er wusste, dass sie ebenso ungern hier war wie sie alle. Aber trotz allem, was er zu seinen Brüdern über Willas Mut gesagt hatte, stand auch fest, dass sie Jagd auf einen Ehemann machte. Nur eine Frau, die hoffte, in die vermögende Sippe der Sinclairs einzuheiraten, würde einwilligen, nach New York zu fahren und über etwas abzustimmen, von dem sie keine Ahnung hatte.
    Nun, wenn dieser Abend gelaufen war, würde Willamina Kent nur allzu gern nach einer Dreifachdosis entschlossenen Junggesellentums nach Hause fliegen. Sie alle hatten schon tolleren Frauen den Laufpass gegeben.
Bram würde das Zeitliche segnen, ohne eine Schwiegerenkelin bekommen zu haben.
    Voller Bedauern, ihre Gefühle verletzt zu haben, aber entschlossen, der Bedrohung, die sie verkörperte, mit Widerstand zu begegnen, wandte Sam sich ab und starrte aus dem Fenster.
     
    Ebenso gut hätte er sie ohrfeigen können. Sie wollte mit diesem arroganten Ekel gar nicht ausgehen. Sie wollte mit niemandem ausgehen. Am allerwenigsten mit diesen drei aufgeblasenen Pavianen, die sich als Männer aufspielten.
    Sie waren wie ihr Großvater – und Willa betrachtete dies nicht als Kompliment. Abram Sinclair war ein herrschsüchtiger arroganter alter Bock, auch wenn sie ihn lieb gewonnen hatte. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie auch seine Enkelsöhne lieben musste.
    Sie musste sie nicht einmal mögen.
    Sie war auf einer Mitleidsmission hier und aus keinem anderen Grund, ungeachtet aller Hoffnungen, die Abram sich womöglich machte. Ja, sie wusste genau, dass er sie verkuppeln wollte. Seine Lobeshymnen auf seine Enkel und seine subtilen Andeutungen, dass sie einsame, unverstandene Männer wären, waren unmissverständlich.
    Sollten sie sich doch auf eigene Faust Ehefrauen suchen. Allzu schwer sollte das für diese männlichen Prachtexemplare nicht sein. Aber selbst wenn sie potthässlich
gewesen wären, waren sie so reich, dass die meisten Frauen sich ihnen schmachtend zu Füßen geworfen hätten.
    Willa beäugte die Frauen im Wagen. Schön. Elegant. Gertenschlank. Alles was sie nicht war. Sie hasste sie. Sie hasste New York. Und sie hasste alle, die Sinclair hießen.
    Das Restaurant, das sie ansteuerten, war erstklassig und total angesagt. Die einzigen Fahrzeuge, die keine Limousinen waren, waren ausländische, teure Marken. Willa fühlte sich wie ein Vögelchen in einem Käfig voller Raubkatzen.
    Sam Sinclair war nicht sehr hilfreich.
    »Sollten Sie wieder nach meinem Ellbogen fassen, ramme ich Ihnen meinen Absatz ins Schienbein«, warnte sie ihn leise, als er die Hand nach ihr ausstreckte.
    Er zuckte zurück, als hätte sie ihn gebissen, dann kniff er die Augen zusammen.
    »Wenn Sie flach auf die Nase fallen, lasse ich Sie liegen.«
    Mit erhobenem Kinn und der ganzen ihr zu Gebote stehenden Würde folgte Willa den anderen Damen ins Restaurant – und fand sich unversehens in Asien wieder.
    Verdammt. Fernöstliche Küche. Lieber verhungerte sie, als mit zwei Stäbchen zu essen. Sie war ein Mädchen aus Maine, das sich von Fleisch, Kartoffeln und Meeresfrüchten ernährte.

    Man wies ihnen Plätze an einem runden Tisch in einem so spärlich erhellten Raum an, dass sie ihr Gegenüber kaum sehen konnte. Da sie nicht wusste,
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