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Zaehme mich

Zaehme mich

Titel: Zaehme mich
Autoren: Emily Maguire
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Voraussetzung für eine Heirat, zumal alle intelligenten Menschen begriffen hatten, dass nur so der Bestand einer Ehe über die Flitterwochen hinaus gewährleistet war.
    Sarah verstand nicht, was das alles mit ihr zu tun haben sollte. Sie war vierzehn Jahre alt, sie hatte glatte Haut und glänzendes dunkelbraunes Haar, das bis zur Mitte ihres Rückens reichte. Sie hatte mehr Bücher gelesen als alle Menschen, die sie kannte, sprach fließend Französisch und
    – zumindest stockend – Japanisch. Sie hatte dreimal Geschlechtsverkehr gehabt und dabei zwei Orgasmen erlebt. Sie war so verliebt und wurde so sehr geliebt, dass sich ihr alles vor Augen drehte, wenn sie an irgendetwas anderes denken wollte. Durchschnittsgedanken waren für Durchschnittsmenschen. Zu denen gehörte sie nicht. Und zu denen wollte sie auch nie gehören.

3
    Bald waren sie frustriert über den engen Rücksitz von Mr.
    Carrs Falcon und die Zeitvergeudung durch das Fahren und Parken. Daher trafen sie sich lieber in der Schule. Im Klassenzimmer war es zu riskant, fand Mr. Carr, doch er hatte die Möglichkeiten an der Schule erkundet und eine Reihe von alternativen Treffpunkten aufgetan.
    Es gab das Bücherzimmer im Fachbereich Englisch, das nach den Unterrichtsstunden nie benutzt wurde und verschlossen werden konnte. Dummerweise lag es im selben Stockwerk wie das Lehrerzimmer, was bedeutete, dass sie sehr leise sein mussten beim Liebesspiel. Sicherer war es im Lagerraum der Landwirtschaftsschule, weil dieser in einem Blechschuppen untergebracht war, der durch die Gemüsebeete der Schüler von den Hauptgebäuden getrennt war. Doch er war leider nicht belüftet und bis oben hin gefüllt mit Dünger, und der Gestank hing danach noch stundenlang an ihrem Körper.
    Der Umkleideraum der Jungensporthalle war ideal –
    weitab von den eigentlichen Schulgebäuden, verschließbar und mit gekachelten Böden ausgestattet, die jeden Eindringling so früh verrieten, dass Sarah und Mr. Carr durch den Hintereingang die Flucht ergreifen konnten.
    Allerdings wurde er jeden Tag außer Montag zum Sport nach der Schule benutzt. Dann gab es noch die Kantine (am Nachmittag stets leer, aber schwer zu erreichen, ohne mindestens von einem halben Dutzend Lehrern und Schülern gesehen zu werden) und die Aula (aus der sie bis spätestens halb sechs verschwunden sein mussten, weil dann der Tanzunterricht begann).
    Jeden Tag beim Abschied sagte Mr. Carr Sarah, wo sie morgen am Nachmittag sein sollte. An manchen Tagen war er in Eile, weil er zu einer Besprechung musste, oft kam er zu spät, und zweimal tauchte er überhaupt nicht auf. Er ließ sein Handy eingeschaltet, um zu wissen, ob jemand nach ihm suchte, und mehrere Male musste er mitten im Vögeln weg, weil ein anderer Lehrer angerufen hatte und schon unterwegs war in die Bibliothek oder ins Lehrerzimmer, wo sich Mr.
    Carr angeblich aufhielt.
    Mitunter war die Tür verschlossen und Mr. Carrs Hose unten, noch bevor Sarah ihre Schultasche abgestellt hatte.
    Bei anderen Gelegenheiten ließ er sie stundenlang zu seinen Füßen sitzen und hielt ihr Vorträge über Lyrik, ohne sie auch nur ein einziges Mal zu berühren, bis es Zeit für sie zum Aufbruch war. Dann bat er sie, noch fünf Minuten zu bleiben. Wenn sie einwilligte, was sie fast immer tat, küsste er sie sanft und schlief mit ihr. Als sie einmal nein sagte, sie müsse nach Hause, sah er sie mit großen, feuchten Augen an, als hätte sie ihn geschlagen. Dann gab er ihr eine Ohrfeige und schimpfte, dass er sich von einem Flittchen wie ihr nicht die Zeit stehlen ließ. Er stieß sie auf die Knie, machte seinen Hosenschlitz auf, und dann fickte er sie, eine Hand an ihrem Hinterkopf und die andere an die Wand des Umkleideraums gestützt, in den Mund, bis er kam.
    Sie sackte auf den kalten Fliesen zusammen. Ihre Augen und ihre Kopfhaut brannten, und sie hatte Mühe, nicht zu würgen und sich zu übergeben. Er zog seinen Reißverschluss zu und stupste sie mit dem Fuß an. »Also los jetzt, Sarah. Vorhin hast du es doch noch so eilig gehabt, nach Hause zu kommen. Jetzt lauf.«
    Sarah hielt sich an seinen Beinen fest und zog sich nach oben, bis sie stand. Sie nahm ein kariertes Taschentuch aus seiner Hemdtasche, faltete es auseinander, hob es an die Lippen, spuckte das saure Zeug in ihrem Mund aus, faltete das Taschentuch wieder zusammen und steckte es zurück in seine Tasche.
    »Widerlich«, bemerkte sie, denn das war es auch, doch in dieser Nacht konnte sie nicht schlafen, so
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