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Young Sherlock Holmes 2

Young Sherlock Holmes 2

Titel: Young Sherlock Holmes 2
Autoren: Andrew Lane
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anscheinend um Haaresbreite zu spät gekommen, um sich einen Reim auf die Unterhaltung machen zu können.
    »Oh, Sherlock«, rief sein Bruder plötzlich von drinnen. »Du kannst dich genauso gut zu uns gesellen. In Anbetracht der Tatsache, dass du sowieso mithörst.«

2
    Mit gesenktem Kopf betrat Sherlock die Bibliothek durch die offene Terrassentür. Vor Verlegenheit war er knallrot. Doch merkwürdigerweise war er auch verärgert – wenngleich er nicht einmal sicher war, ob nun über Mycroft, weil der ihn erwischt hatte, oder über sich selbst, weil er sich hatte erwischen lassen.
    »Woher hast du gewusst, dass ich draußen war?«, fragte er.
    »Erstens«, begann Mycroft nüchtern zu erklären, »habe ich erwartet, dass du dort sein würdest. Du bist ein junger Mann mit einem überaus ausgeprägten Hang zur Neugier, und die Ereignisse der letzten Wochen haben gezeigt, dass du nicht sehr viel darauf gibst, dich gemäß den allgemein anerkannten gesellschaftlichen Regeln zu verhalten. Und zweitens wehte die ganze Zeit eine leichte Brise durch die leicht geöffneten Flügeltüren herein. Als du draußen standest, waren zwar weder du noch dein Schatten zu sehen, aber dein Körper hat den Luftzug unterbrochen. Und als die Brise auch nach ein paar Sekunden nicht wieder einsetzte, vermutete ich, dass etwas sie blockiert hatte. Und die wahrscheinlichste Erklärung dafür warst du.«
    »Bist du mir böse?«, fragte Sherlock.
    »Nicht im Geringsten«, erwiderte Mycroft.
    »Dein Bruder hätte es schlimmer gefunden«, sagte Crowe mit heiterer Stimme, »wenn du so unachtsam gewesen wärest, nicht auf deinen Schatten zu achten.«
    »Das«, stimmte Mycroft zu, »hätte einen bedauerlichen Kenntnismangel bezüglich einfacher geometrischer Gesetzmäßigkeiten bewiesen. Ebenso wie das Unvermögen, die unbeabsichtigten Folgen des eigenen Handelns vorherzusehen.«
    »Du machst dich über mich lustig«, beschwerte sich Sherlock.
    »Nur ein wenig«, gestand Mycroft. »Und nur in bester Absicht.« Er schwieg. »Was hast du von unserer Unterhaltung mitbekommen?«
    Sherlock zuckte die Achseln. »Es ging um irgendeinen Mann, der von Amerika nach England gekommen ist und den ihr für eine Bedrohung haltet. Oh, und um eine Familie namens Pinkerton.«
    Mycroft blickte zu Crowe hinüber und hob eine Augenbraue. Crowe konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Die Pinkertons sind keine Familie«, erklärte er, »obwohl es einem manchmal so vorkommen kann. Nein, die Pinkerton National Detective Agency ist eine Detektiv- und Leibwächter-Agentur. Sie wurde vor etwa zwölf Jahren von Allan Pinkerton in Chicago gegründet. Pinkerton hatte nämlich erkannt, dass die Eisenbahngesellschaften in den Vereinigten Staaten, deren Zahl immer noch stetig steigt, über keinen effektiven Schutz vor Raubüberfällen, Sabotageakten und Streiks verfügten. Seitdem vermietet Allan seine Leute als so eine Art Superpolizei.«
    »Die völlig unabhängig von staatlichen Vorschriften und Gesetzen handelt«, murmelte Mycroft. »Für ein Land, das sich seiner demokratischen Gründungsprinzipien rühmt, werden dort ganz schön viele Organisationen hervorgebracht, die sich der öffentlichen Kontrolle entziehen.«
    »Sie haben ihn Allan genannt«, bemerkte Sherlock. »
Kennen
Sie ihn etwa?«
    »Al Pinkerton und ich kennen uns schon ziemlich lange«, bestätigte Crowe. »Vor sieben Jahren haben wir Abraham Lincoln auf dem Weg zu seiner Amtseinführung zusammen durch Baltimore geschmuggelt. Damals gab es eine von den Südstaaten initiierte Verschwörung. Lincoln sollte in der Stadt umgebracht werden, aber die Pinkertons wurden engagiert, um ihn zu beschützen, und wir haben ihn lebend hindurchbekommen. Seitdem hat mich Al hin und wieder angeheuert. Hab nie ein reguläres Gehalt bezogen. Stattdessen bezahlt er mir gelegentlich ein Beratungshonorar.«
    »Präsident Lincoln?«, fragte Sherlock, dem bereits der Kopf schwirrte. »Aber wurde der nicht …«
    »Oh, am Ende haben sie ihn doch erwischt.« Crowes Gesicht war so ausdruckslos, als wäre es aus Granit gemeißelt. »Drei Jahre nach der Baltimore-Verschwörung hat wieder jemand sein Glück versucht und auf ihn geschossen. Lincolns Pferd ist mit ihm durchgegangen, und der Hut wurde ihm vom Kopf geblasen. Als man später seine Kopfbedeckung fand, war tatsächlich ein Einschussloch darin. Die Kugel hat ihn nur um Zentimeter verfehlt.« Er seufzte. »Und dann zwölf Monate danach, das ist jetzt gerade mal drei Jahre her,
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