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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
Autoren: Maria V. Snyder
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mehr gesehen hatte. Außerdem war sie von dem andauernden Versteckspiel und Spionieren in Ixia ziemlich erschöpft.
    Eine Weile lang sagte niemand etwas an unserem Tisch. Plötzlich hatte meine Mutter eine Idee. Strahlend verkündete sie: „Ihr könnt Yelena doch hierlassen, während Ihr die Mädchen nach Hause bringt.“
    „Es wäre ein Umweg für sie, zurückzukommen und Yelena zu holen“, wandte Bavol Cacao ein.
    Stirnrunzelnd sah meine Mutter ihn an. Ich konnte förmlich sehen, wie es in ihrem Kopf arbeitete. „Natürlich! Leif kann Yelena doch zur Zitadelle begleiten. Er muss ohnehin in zwei Wochen wegen einer geschäftlichen Angelegenheit zum Ersten Magier.“
    Widersprüchliche Gefühle kämpften in meiner Brust. Ich wäre gerne geblieben, doch ich hatte Angst, mich von Irys zu trennen. Hier war ich zwar bei meiner Familie, aber sie waren auch Fremde für mich, denen ich misstraute. Dagegen kam ich einfach nicht an. Diese Vorsichtsmaßnahme war mir in Ixia in Fleisch und Blut übergegangen. Außerdem war die Aussicht, in Gesellschaft von Leif zu reisen, alles andere als verlockend.
    Ehe jemand zustimmen oder widersprechen konnte, sagte Mutter: „Ja. Das ist die Lösung.“ Und damit war das Thema für sie beendet.
    Am nächsten Morgen überkam mich plötzlich ein Anfall von Panik, als Irys ihren Rucksack über die Schultern zog. „Lass mich hier nicht allein“, flehte ich sie an.
    „Du bist doch nicht allein. Ich habe fünfunddreißig Cousins und Cousinen gezählt und jede Menge Tanten und Onkel.“ Sie lachte. „Es tut dir bestimmt gut, ein bisschen Zeit mit deiner Familie zu verbringen. Auf diese Weise wird dein Misstrauen ihnen gegenüber allmählich nachlassen. Wir sehen uns dann im Bergfried der Magier wieder. Du kannst ihn leicht finden – er liegt mitten in der Zitadelle. Übe bis dahin, deine magische Kontrolle zu verbessern.“
    „Jawohl, Sir.“
    May umarmte mich stürmisch. „Deine Familie ist so lustig. Hoffentlich lebt meine auch in den Bäumen“, sagte sie.
    Ich strich ihr über die Zöpfe. „Eines Tages werde ich dich besuchen. Versprochen.“
    „Vielleicht kann May mit Beginn der kühlen Jahreszeit auf die Schule in der Zitadelle gehen, wenn sie bis dahin gelernt hat, auf ihre Kraftquelle zuzugreifen“, sagte Irys.
    „Das wäre ja fantastisch!“, rief May begeistert. Die Zwillinge umarmten mich kurz.
    „Viel Glück“, sagte Gracena lächelnd. „Du kannst es gebrauchen.“
    Gemeinsam kletterte ich mit ihnen die Strickleiter hinunter auf den Boden des Dschungels, wo die Luft ein wenig kühler war, um mich von ihnen zu verabschieden. Ich schaute Irys und den Mädchen nach, die sich einen Weg durch den von Pflanzen überwucherten Pfad bahnten. Kaum waren sie aus meinem Blickfeld verschwunden, überkam mich das Gefühl, mein Körper sei wie ein Blatt im Wind und könne jederzeit von der leisesten Böe fortgeweht werden.
    Ich wollte ein wenig allein sein, bevor ich wieder nach oben kletterte. Aufmerksam schaute ich mich um. Nichts in den undurchdringlichen Baumkronen des Dschungels deutete auf den Wohnsitz der Zaltanas hin. Üppiger Pflanzenwuchs rings um mich herum versperrte den Blick in alle Richtungen. Über das dröhnende Summen der Insekten hinweg konnte ich das leise Plätschern fließenden Wassers hören. Das dichte Grün machte es mir jedoch unmöglich, die Quelle des Geräuschs zu lokalisieren.
    Enttäuscht, verschwitzt und gereizt von den Angriffen tausender Moskitos, die um mich herumschwirrten, gab ich den Versuch auf und kletterte die Strickleiter hinauf. Oben angekommen, verirrte ich mich prompt im Labyrinth der Räume, die sich im warmen und trockenen Dschungeldach endlos aneinanderreihten.
    Fremde Gesichter nickten oder lächelten mir zu. Andere runzelten die Stirn und wandten sich ab. Ich hatte keine Ahnung, wo mein Zimmer lag. Ebenso wenig wusste ich, wie ich mich verhalten sollte, und natürlich wollte ich auch niemanden fragen. Der Gedanke, meiner Mutter die Geschichte meines Lebens zu erzählen, war auch nicht gerade erfreulich. Letztlich, das war mir klar, würde es mir nicht erspart bleiben, aber im Moment war mir die Vorstellung unerträglich. Ich hatte fast ein Jahr gebraucht, ehe ich Valek von meinen Erlebnissen berichtete – wie sollte ich meine Torturen jemandem schildern, den ich gerade erst kennengelernt hatte?
    Ziellos lief ich umher, auf der Suche nach dem Fluss, den ich auf dem Grund des Urwalds gehört hatte. Von jedem Aussichtspunkt schaute
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