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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
Autoren: Maria V. Snyder
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Geschöpfe, die niemals lange genug an einem Ort geblieben waren, als dass ich sie genauer hätte betrachten können. In anderen Zimmern standen weitere Nachbildungen dieser Tiere, diesmal aus andersfarbigen Steinen zusammengeklebt. Meine Kehle schnürte sich zusammen, als ich an Valek und die Tiere dachte, die er aus Stein meißelte. Die Meisterschaft dieser Figuren würde er gewiss zu schätzen wissen. Vielleicht konnte ich ihm eine davon schicken.
    Ich hatte keine Ahnung, wann und ob ich ihn jemals wiedersehen würde. Der Commander hatte mich aus Ixia verbannt, nachdem meine magischen Kräfte entdeckt worden waren. Sollte ich nach Ixia zurückkehren, würde seine Anordnung, mich zu exekutieren, sofort wirksam werden. Wenigstens hatte er mir nicht ausdrücklich verboten, mit meinen Freunden aus Ixia Kontakt zu haben.
    Nun wurde mir auch klar, warum wir auf unserem Weg durch das Dorf niemandem begegnet waren. Wir betraten ein großes, rundes Gemeinschaftszimmer, in dem sich ungefähr zweihundert Leute befanden. Offenbar waren sämtliche Bewohner zusammengekommen. Sie saßen auf den aus Holz geschnitzten Bänken rund um eine riesige, mit Steinen ausgelegte Feuergrube.
    Als wir eintraten, verstummten die Gespräche sofort. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Sie schienen jeden Zentimeter meines Gesichts, meiner Kleidung und meiner schlammverkrusteten Stiefel zu begutachten. Ihre Mienen ließen keinen Zweifel daran, dass ich nicht ihren Erwartungen entsprach. Am liebsten hätte ich mich hinter Irys versteckt. Warum hatte ich sie bloß nicht genauer über die Zaltanas ausgefragt?
    Die Frauen der Zaltanas trugen ärmellose Kleider oder Röcke, deren Säume an den Knien endeten, und kurzärmelige Blusen mit farbenfrohen Blumenmustern. Die Männer der Sippe waren in helle Tuniken und einfache Hosen gekleidet. Sämtliche Zaltanas liefen barfuß, und die meisten von ihnen waren schlank. Ihre Haut war sonnengebräunt.
    Schließlich trat ein älterer Mann einen Schritt vor. „Ich bin Bavol Cacao Zaltana, der Sippenälteste der Zaltana-Familie. Bist du Yelena Liana Zaltana?“
    Ich zögerte. Dieser Name klang so förmlich, ungewöhnlich und fremd. „Mein Name ist Yelena“, antwortete ich.
    Ein junger Mann, nur ein paar Jahre älter als ich, bahnte sich einen Weg durch die Menge und blieb neben dem Sippenältesten stehen. Mit seinen jadegrünen Augen musterte er mich durchdringend. In seiner Miene spiegelte sich eine Mischung aus Hass und Abscheu. Ich spürte einen Hauch von Magie an meinem Körper.
    „Sie hat getötet“, rief er laut. „Sie stinkt nach Blut.“

2. KAPITEL
    D em Zaltana-Clan, der nahezu vollständig im Gemeinschaftsraum versammelt war, verschlug es den Atem. Entsetzen und Wut spiegelten sich in den Gesichtern, deren Mienen unversehens feindlich und abweisend geworden waren. Schutz suchend stellte ich mich hinter Irys und hoffte, auf diese Weise die negativen Kräfte, die aus so vielen Augenpaaren strömten, abwehren zu können.
    „Leif, du hattest schon immer einen Hang zum Dramatischen“, wies Irys den jungen Mann zurecht. „Yelena hat ein schweres Leben gehabt. Urteile nicht über etwas, von dem du nichts weißt.“
    Unter ihrem bohrenden Blick wurde Leif ganz verlegen.
    „Ich stinke auch nach Blut. Oder etwa nicht?“, fragte sie.
    „Aber Ihr seid die Vierte Magierin“, erwiderte Leif.
    „Also weißt du, was und warum ich es getan habe. Ich schlage vor, du informierst dich erst einmal darüber, was deine Schwester in Ixia erleiden musste, ehe du sie beschuldigst.“
    Seine Wangenmuskeln verkrampften sich, und an seinem Nacken traten die Sehnen hervor, als er die Antwort, die ihm auf den Lippen lag, hinunterschluckte. Ich riskierte einen weiteren Blick durch den Raum. In den Gesichtern der Anwesenden zeigten sich nun Nachdenklichkeit, Angst und sogar Verlegenheit.
    Plötzlich wurde mir die Bedeutung von Irys’ Worten klar. Bruder? Ich habe einen Bruder?
    Um ihre Mundwinkel zuckte es. Ja. Einen Bruder. Dein einziges Geschwisterkind. Du wüsstest es längst, wenn du nicht jedes Mal das Thema gewechselt hättest, als ich versuchte, dir etwas über die Zaltanas zu erzählen.
    Na großartig. Mein Glück ließ mich wirklich nicht im Stich. Und ich hatte schon geglaubt, sämtliche Probleme in Ixia zurückgelassen zu haben. Aber warum überraschte mich das eigentlich? Während alle anderen Sitianer in Dörfern lebten, die auf festem Boden standen, wohnte
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