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Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia

Titel: Yelena und der Mörder von Sitia - Snyder, M: Yelena und der Mörder von Sitia
Autoren: Maria V. Snyder
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Waffe, wenn er der Magier war, der uns unbeweglich gemacht hatte? Ob Irys ebenso leicht einen Pfeil abwehren konnte, wie sie den Zauber des Mannes gebrochen hatte?
    „Ja“, sagte Irys zu dem Mann.
    „Auf dem Markt haben wir Gerüchte gehört und uns gefragt, ob Ihr uns wohl einen Besuch abstatten würdet, Vierte Magierin. Bitte wartet hier“, sagte er. „Ich hole das Oberhaupt.“
    Irys sank auf einen der Stühle, während die Mädchen ihre Blicke durch das Zimmer schweifen ließen und die Aussicht aus dem einzigen Fenster bewunderten. Nervös lief ich in dem kleinen Raum auf und ab. Der Wächter schien durch die Wand zu verschwinden, aber als ich genauer hinschaute, entdeckte ich eine Öffnung, durch die man auf eine Brücke gelangte, die ebenfalls aus Ästen bestand.
    „Setz dich“, forderte Irys mich auf. „Entspann dich. Hier bist du sicher.“
    „Selbst nach diesem herzerwärmenden Empfang?“, fragte ich ironisch.
    „Das übliche Verfahren. Unbegleitete Besucher sind äußerst selten. Da es im Dschungel von Räubern nur so wimmelt, nehmen die meisten Reisenden die Dienste eines Wächters aus Zaltana in Anspruch. Was ist nur los mit dir? Seitdem ich dir gesagt habe, dass wir hierher gehen, bist du gereizt und aggressiv.“
    Mit einem Blick auf meine Beine fuhr sie fort: „Du stehst in Kampfpositur, als wolltest du jeden Moment angreifen. Diese Menschen sind deine Familie. Warum sollten sie dir etwas antun wollen?“
    Jetzt erst merkte ich, dass ich meine Waffe vom Rücken genommen hatte und abwehrbereit umklammerte. Ich folgte ihrem Rat und nahm eine entspannte Haltung ein.
    „Entschuldige.“ Ich steckte den Streitkolben, einen Holzstab von ein Meter fünfzig Länge, in die Halterung an meinem Rucksack zurück.
    Vor lauter Angst vor dem Unbekannten verhielt ich mich vollkommen verkrampft. Solange ich denken konnte, hatte man mir in Ixia erzählt, dass meine Familie tot sei. Dass ich sie für immer verloren hätte. Trotzdem hatte ich stets davon geträumt, eine Adoptivfamilie zu finden, die mich lieben und sich um mich kümmern würde. Die Hoffnung hatte ich erst aufgegeben, als Mogkan und Reyad mich für ihre Experimente benutzten, und nun, da ich Valek hatte, glaubte ich, keine Familie mehr zu brauchen.
    „Das ist nicht wahr, Yelena“, sagte Irys laut. „Deine Familie wird dir helfen herauszufinden, wer du bist und warum du so bist. Du brauchst sie mehr, als du ahnst.“
    „Hast du nicht gesagt, dass es gegen den Ehrenkodex verstößt, in den Köpfen anderer Menschen zu lesen?“ Es machte mich wütend, dass sie in meine privaten Gedanken eingedrungen war.
    „Als Lehrerin und Schülerin sind wir miteinander verbunden. Du hast mir freiwillig einen Weg zu deinem Bewusstsein geöffnet, als du mich als deine Mentorin akzeptiert hast. Es wäre leichter, einen Fluss umzuleiten, als unsere Verbindung zu unterbrechen.“
    „Ich kann mich nicht erinnern, dir einen Weg geöffnet zu haben“, erwiderte ich gereizt.
    „Wenn du es bewusst getan hättest, dann gäbe es diese Verbindung auch nicht.“ Aufmerksam schaute sie mir ins Gesicht. „Du hast mir dein Vertrauen und deine Loyalität geschenkt. Mehr braucht es nicht, um ein Band herzustellen. Ich werde nicht in deine intimsten Gedanken und Erinnerungen eindringen, aber deine vordergründigen Gefühlsregungen bleiben mir nicht verborgen.“
    Ich wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment kehrte der grünhaarige Wächter zurück.
    „Folgt mir“, sagte er.
    Wir bahnten uns einen Weg durch die Baumkronen. Korridore und Brücken verbanden die Räume hoch über der Erde miteinander. Von unten hatte man nicht den geringsten Hinweis auf dieses Labyrinth von Zimmern sehen können. Niemand begegnete uns, als wir an Schlaf- und Wohnräumen vorbeikamen. Sie waren mit Gegenständen aus dem Dschungel eingerichtet, wie ich bei einem flüchtigen Blick in das Innere feststellte. Kokosnussschalen, Nüsse, Beeren, Gräser, Zweige und Blätter waren zu kunstvollen Wandbehängen, Buchhüllen, Kisten und Statuen verarbeitet worden. Jemand hatte sogar eines dieser langschwänzigen Tiere aus schwarzen und weißen Steinen angefertigt.
    „Irys“, sagte ich und deutete auf die Statue, „was sind das für Tiere?“
    „Valmure. Sehr intelligent und verspielt. Millionen von ihnen bevölkern den Urwald. Sie sind auch sehr neugierig. Erinnerst du dich noch daran, wie sie uns von den Bäumen beobachtet haben?“
    Ich nickte. Natürlich erinnerte ich mich an die kleinen
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