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Yeager

Yeager

Titel: Yeager
Autoren: C.J. Cherryh
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hätten, die wenigen Bars waren größtenteils leer. Früher, als Bet noch ein paar Scheine übriggehabt hatte, war sie in Bars gegangen, um es warm zu haben. Docks waren immer kalt, jedes Dock, das jemals gebaut worden war, fror einem den Arsch ab. Wenn auf Thule Schichttag war, wurde Feierabend gemacht, genau wie in irgendeiner alten Erdenstadt. Wahrscheinlich sank die Lufttemperatur in den Dockanlagen so rapide, weil dann in ganz Thule so viele Maschinen den Betrieb einstellten und die Leute es in ihren Wohnungen warm haben wollten. Was bedeutete, es war höchst unwahrscheinlich, daß Bewohner der Station während der Hauptnacht hierherkamen, und die Zeitpläne dachten nicht daran, das zu ändern.
    Deshalb wurde überall da draußen auf den Docks nichts verladen, nichts unterschrieben, bewegt, getan, bis am Hauptmorgen die Lichter wieder angingen. Thule starb. Der Handel mit der Erde war nach dem Krieg wieder aufgeblüht, aber Thule hatte sich als überflüssig erwiesen, ein paar große neue Superfrachter wie die
Dublin Again
waren fähig, eine Abkürzung an den Hinder-Sternen vorbei zu nehmen, und die Entdeckung einer neuen dunklen Masse jenseits von Bryants Stern bedeutete sodann, daß Thule, Venture, Glory und Beta umgangen wurden, also mehr als die Hälfte der wiedereröffneten Stationen auf einen Streich.
    Eine Route direkt zur Erde via Bryants Stern, vorbei an dem Ort, wo die
Ernestine
sie zurückgelassen hatte, und der Alte hatte entschuldigend gesagt: »Sei nicht dumm, Bet. Wir müssen nach Pell zurück, das geht nicht anders. Wir werden knapp an Arbeitskräften sein, aber wir können es dennoch schaffen. Hier ist nicht gut sein, und weiter draußen ist es noch schlimmer.«
    Ich hoffe, du hast es geschafft,
wanderten ihre Gedanken zu dem alten Kato. Doch sie wußte, wie gering die Chancen der
Ernestine
waren, dieses kleinen Schiffes, das meistens leer fuhr und gegen die Strömungen von wirtschaftlichen Bedingungen und Glück und unter der Bürde seiner eigenen Masse versuchte, nach Fell zurückzugelangen. Denn die Hinder-Sterne stellten eine große Gefahr dar, die Hinder-Sterne hatten mehr als ein kleines Schiff verschlungen, und die letzte Hoffnung der
Ernestine
war, nachdem sie durch einen größeren Maschinenschaden ihren ganzen Frachtkredit verloren hatte, Pell zu erreichen, und wenn es als Wrack wäre, ein paar Passagiere an Bord, deren Fahrgeld ihr ein bißchen Kredit in Pells Banken verschaffen würde.
    Pell war jedoch nicht der Ort, an den Bet Yeager wollte.
    »Ohne mich«, hatte sie gesagt. »Ohne mich.«
    Die Leute von der
Ernestine
hatten ihr zugeredet; sie hatten wiederum gewußt, welche Chancen Bet hatte. Die Fremdarbeiter, die von anderen Schiffen abmusterten, fanden hier einen neuen Job und zogen weiter. Jim Belloni hatte versucht, ihr ein Drittel seines Handgeldes zu geben, als er mit der
Polly Freas
abreiste. Er hatte sie königlich betrunken gemacht. Er hatte es in ihrem Bett zurückgelassen.
    Da hatte sie sich von neuem betrunken. Sie bereute diese Extravaganz immer noch nicht. Nicht einmal, als ihr Magen sich verkrampfte. Erlebnisse wie dieses hielten einen in Nächten wie dieser warm.
    Bet nickte wieder für eine Weile ein und wachte davon auf, daß sie die Eingangstür gehen hörte.
    Ihr Herz machte einen Satz. Es war ungewöhnlich, jetzt, am Schichttag, in der Hauptnacht, daß jemand ausgerechnet in diesem Winkel ausgerechnet diese Toilette brauchte. Vielleicht die Instandhaltung. Ein Klempner oder so jemand, der das eine Waschbecken reparieren wollte.
    Bet zog die Knie in den Armen hoch, blieb einfach, wo sie war, zitterte ein bißchen in der Kälte. Dem Schritt nach war es ein Mann, der hereinkam. So ein Flegel. Keine Ankündigung für eine eventuelle Benutzerin der Toilette.
    Sie hörte, daß die Tür sich schloß. Hörte ihn atmen. Roch den Alkohol. Also war es kein Klempner.
    Du hast die falsche Tür erwischt, Kumpel. Hau ab! Du siehst doch, daß du hier falsch bist.
    Der Mann ging die kleine Strecke bis zur Tür und blieb stehen.
    Hau ab, Kumpel! Geh weg! Bitte.
    Die Tür schloß sich. Bet ließ den Kopf auf die Knie sinken.
    Und immer noch hörte sie ihn atmen.
    O
Gott.
    Sie erschauerte. Sonst bewegte sie sich nicht.
    Die Schritte kehrten zu der Kabine zurück. Bet sah schwarze Stiefel, einen blauen Overall.
    Er versuchte, die Tür zu öffnen. Ratterte mit der Klinke.
    »Mach, daß du hier wegkommst!« rief Bet.
    »Sicherheit«, sagte er. »Kommen Sie
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