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Yeager

Yeager

Titel: Yeager
Autoren: C.J. Cherryh
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ihrem Jumpsuit war Blut, ein Knie war von Blut getränkt. Deshalb zog sie sich aus und wusch das Hosenbein im Waschbecken, bis das Wasser blaßrosa ablief und der Jumpsuit so ziemlich sauber war. Es war schwer, dabei nicht ohnmächtig zu werden, sie stützte beim Schrubben die Ellbogen auf das Becken. Dann wrang sie den Jumpsuit aus und zog ihn wieder an, das eine Bein und eine ganze Menge Stellen anderswo waren eiskalt. Sie benutzte das Gebläse, um sie zu trocknen. Das war gefährlich, solange es auf den Docks derart ruhig war. Die Sicherheit hätte es hören können.
    Trotzdem hätte sie sich am liebsten weiter in der warmen Luft an die Wand gelehnt, wäre die ganze Nacht hiergeblieben. Immer wieder drückte sie den Schalter des Gebläses, die Füße eingestemmt, den Blick auf den Mann auf dem Fußboden gerichtet, und vor ihren Augen kamen und gingen Grau und Rot.
    Von der Kabine bis zu der Stelle, wo er gestorben war, lief eine Blutspur. Bet dachte an die Rasierklinge, aber die steckte wieder in ihrer Tasche, sie überzeugte sich. Zusammen mit zwei Ein-Cred-Scheinen.
    Sie ging draußen die Dockanlagen hinunter. Sie konnte sich nicht erinnern, wie sie hingekommen war. Sie erinnerte sich an die Toilette, das war alles. Sie erinnerte sich an den Mann auf dem Fußboden. Sie erinnerte sich, in seinen Taschen nachgesehen zu haben. Jetzt blieb sie stehen und hielt ringsherum Umschau und versuchte festzustellen, wo sie war.
    Man konnte auch aufgrund von Beweisen verhaftet werden.
    Die Stationsbank hatte ihre Fingerabdrücke. Aber eine Frau durfte die verdammte Damentoilette benutzen. Das hatte sie getan. Das hatte eine Menge Frauen getan. Der Mann aber war an einem Ort, wo er nichts zu suchen hatte. Bet ging schneller, dachte daran, daß die Polizisten ihr Genmuster unter seinen Fingernägeln feststellen konnten. Aber erst einmal mußte man sie haben, sie hatten viele Karten, viele Fingerabdrücke, und sie mußten all diese Frauen vernehmen.
    Wieder eine dunkle Stelle. Bet war schwach vor Hunger. Sie ging weiter, kratzte ein paar wenige durchweichte Waffelkrumen aus der Tasche und aß sie, und schließlich ging sie festeren Schrittes als vorher mit zwei Creds in der Tasche in eine Bar.
    Sie ließ sich einen Plastikbecher mit einer wässerigen Fischsuppe geben, und es gelang ihr sogar, sie zu essen.
    Der Barmann fühlte sich einsam, sie blieb sitzen und sprach mit ihm. Wie sich herausstellte, wollte er mehr als das. »Gut«, sagte sie. Der Kopf tat ihr weh, und ihr war schlecht, und sie war müde. Sie hatte es schon getan, um eine Wette einzulösen, aber noch nie, um ihre Zeche zu bezahlen. Doch er war ruhig, er war einsam, es interessierte sie nicht, wie er hieß, er hatte ihr etwas zu bieten, und sie war endlich so weit unten angelangt, wenn es ihr nur ein warmes Plätzchen verschaffte und sie im Augenblick vor der Polizei in Sicherheit war. »Ein Platz zum Schlafen«, sagte sie. »Zum Teufel, was soll’s.«
    »Das kannst du haben«, sagte er. »Aber geschlafen wird erst nachher.«
    Sie ging mit ihm nach hinten in den Lagerraum, er breitete eine Decke aus, sie legte sich mit ihm darauf, und er tat, was er tun wollte, während sie dalag und an Pell und an alte Schiffskameraden dachte.
    Sein Name war Terry. Er merkte, daß sie verletzt war, und sie erzählte ihm, ein Dockarbeiter sei im Zimmer grob geworden, und sie sei ihm davongelaufen. Er gab ihr etwas gegen ihre Kopfschmerzen, und er war vorsichtig mit ihr, er entschuldigte sich, als er sich um einen Gast kümmern mußte, und er kam zurück und wollte noch mal. Sie schlief schon halb.
    Das war also auch in Ordnung. Er ging sanft mit ihr um. Er war schlapp, verschwitzt und nervös, sie ließ ihn tun, was er wollte, er weckte sie ein paarmal auf, als er ihn endlich drin hatte, aber sie war zu schwach, um mitzumachen. »Ich komme morgen abend wieder«, sagte sie. »Dann werde ich besser sein.
    Werde tun, was du willst. Du gibst mir Frühstück.«
    Er antwortete nicht; er schnaufte gerade heftig und kam. Sie kippte wieder weg, zurück in die Dunkelheit. Ein paarmal spürte sie, daß er es von neuem versuchte. Am Morgen spendierte er ihr ein Frühstück. Sie saß an einem Tisch in der Bar und aß trockenen Toast und sah sich die Morgennachrichten an:
    Eine Frau hatte in einer Damentoilette auf Dock Grün einen toten Mann gefunden.
    Terry war damit beschäftigt, mit dem Eigentümer die Abrechnung durchzugehen. Er war unterwürfig, etwas übergewichtig, nichts fürs Auge
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