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Yeager

Yeager

Titel: Yeager
Autoren: C.J. Cherryh
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dem Geruch der Seife aus öffentlichen Toiletten.
    Er fischte in seiner Tasche herum. Was herauskam, war ein Zwanzig-Creds-Schein. Kleineres Geld fand er nicht. Er hielt ihr den Schein hin, wenn auch bedauernd.
    »Nein, Sir«, lehnte Yeager ab. »Ich kann jetzt noch nicht sagen, wo ich in zwanzig Tagen sein werde. Es ist ein Schiff fällig.«
    »Geben Sie es mir zurück, wenn Sie eine Heuer haben. Dann haben Sie das Geld.«
    »Ich mag keine Schulden, Sir.«
    »Von Prinzipien werden Sie nicht satt, Yeager. Wenn Sie nicht essen, können Sie nicht arbeiten.«
    »Nein, Sir. Aber ich komme zurecht. Mit Verlaub, Sir.«
    »Seien Sie nicht…« so
verdammt dumm,
wollte er sagen.
    Wahrscheinlich würde sie dann gehen. Er sagte: »Ich möchte, daß Sie morgen früh hier sind. Mit vollem Magen. Nehmen Sie das Geld. Bitte.«
    »Nein, Sir.« Ihre Unterlippe zitterte. Sie sah das Geld, das er ihr hinhielt, nicht einmal an. »Keine Wohltätigkeit.« Sie berührte die Tasche, in der sie die Mappe mit dem Brief hatte.
    »Ich habe, was ich brauche. Danke. Bis morgen.«
    »Morgen«, wiederholte er.
    Sie nickte knapp, drehte sich um und ging.
    Militär,
dachte er, seine Eindrücke zusammenfassend. Und dann wurde er nervös, denn in dem Brief stand nichts dergleichen. Sehr wenige Frachter waren dermaßen peinlich sauber, und Militär bedeutete Stationsmiliz oder, was ebensogut sein konnte, Flotte oder Union, wenn Yeagers Dienstzeit mehr als ein paar Jahre zurücklag.
    Das machte ihm Angst – denn große, bewaffnete Handelsschiffe waren selten, und wo die
Norwegen,
das einzige richtige Schlachtschiff im Besitz der Allianz, zu irgendeinem gegebenen Zeitpunkt war, wußte Gott allein, und wo die Flotte der Earth Company war, wußte auch Gott allein, und bei jedem nicht identifizierten Blip, der sich in der Station auf den Schirmen der Fernerfassung zeigte, zitterte ganz Thule.
    Ruf die Sicherheit an, hallte es in Elys Schädel wider. Eine Überprüfung war noch keine Festnahme. Die Sicherheitsleute konnten Yeagers Werdegang nachgehen, herumfragen, feststellen, ob sich unter den dreitausend Seelen auf Thule jemand befand, der sich an Bet Yeager auf der
Sita
oder in Pells berüchtigter Q-Zone erinnerte.
    Doch natürlich würden die Sicherheitsleute sie festnehmen, wenn sie ihnen mit dieser Das-geht-Sie-nichts-an-Haltung kam.
    Thules sehr nervöse Sicherheit würde sie einbuchten und verhören… nun ja, und ihr zu essen geben… aber man würde ihr immerfort unbeantwortbare Fragen stellen wie: Wo wohnen Sie? und: Wovon leben Sie? Und vielleicht war Bet Yeager das, was sie zu sein behauptete, und hatte in ihrem Leben kein anderes Verbrechen begangen, als auf Thules Docks zu hungern, aber wenn sie auf die Fragen über ihre Finanzen die falschen Antworten bekamen, würden sie Bet Yeager auf die Liste der Stationsbewohner setzen und sie mit dem, was sie schuldig war, belasten, und damit hätten sie Bet Yeager zur Verbrecherin gemacht.
    Eine Raumfahrerin würde in einer kleinen Zelle im Abschnitt Weiß eingesperrt werden. Eine Raumfahrerin, die bereit war, alles zu erdulden, um nur in der Nähe der Docks zu bleiben und sich die Chance auf eine Heuer zu erhalten, würde damit enden, daß sie für eine sterbende Station arbeitete, bis man die Lichter abschaltete.
    Das alles konnte seine Rückfrage Bet Yeager antun.
    Ely ging in das vordere Büro, stellte sich hinter die Theke, sah Yeager die Eingangstür öffnen.
    Er hatte keine Ahnung, wo Yeager die Hauptnacht verbrachte. Vielleicht verkroch sie sich in irgendeiner kalten Ecke der Docks, ebenso wie in den früheren Nächten.
Warten Sie!
hätte er jetzt noch rufen können. Er konnte sie mit nach Hause nehmen, ihr ein Abendessen geben, sie im Vorderzimmer schlafen lassen. Aber er dachte an seine Frau, er dachte an ihre eigene Sicherheit und an die Möglichkeit, daß Bet Yeager mehr als ein bißchen verrückt war.
    Der Ruf kam ihm nicht über die Lippen, und Yeager ging aus der Tür, hinaus in das helle Licht und die tiefen Schatten der Dockanlagen.
    »Hu«, sagte er und kehrte aus seinen Gedanken zurück ins Büro, zurück zu Nan, die an ihrem Schreibtisch stand und ihn ansah.
    Er deutete mit einer Kopfbewegung zur Tür hin. »Kennst du die?«
    »Sie ist jeden Tag hier«, antwortete Nan.
    »Weißt du etwas über sie?«
    Nan schüttelte den Kopf. Sie schalteten die letzten Lichter aus, gingen zur Tür. Die Tür schloß sich hinter ihnen, und sie gingen zusammen die Dockanlagen hinunter, unter dem
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