Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yeager

Yeager

Titel: Yeager
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
er in einsamer Glorie in Mariners Reederei gesessen hatte. Ganz bestimmt hatten sie in diesem Büro mit merkwürdigen Typen zu tun. Alle hatten Schwierigkeiten. Einige von ihnen
machten
Schwierigkeiten.
    Er legte Yeagers Brief vor sich auf den Schreibtisch. Ihr Blick folgte seiner Bewegung – die erste Spur von Nervosität, jetzt, da Nan fort war – , hob sich wieder und traf auf den seinen.
    »Wie lange«, fragte Ely, »sind Sie schon hier?«
    »Ein Jahr. Ungefähr.«
    »Wie viele Jobs?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht zwei, drei.«
    »In letzter Zeit?«
    Ein Kopfschütteln.
    »Vielleicht kann ich etwas für Sie finden.«
    »Was?« fragte sie, sofort mißtrauisch.
    »Hören Sie, Yeager«, sagte er, »reden wir offen miteinander.
    Ich sehe Sie hier seit – langer Zeit. Das da…« – er schnippte mit dem Finger nach dem Brief von der Ernestine – »behauptet, Sie wüßten, wie man arbeitet. Zeigen Sie diese Bescheinigung bei Vorstellungsgesprächen? «
    Ein Nicken. Ausdruckslos.
    »Aber Sie nehmen keine Stationsarbeit an.«
    Ein Kopfschütteln.
    »Hier steht nichts von einem Abschlußzeugnis. Oder einem Dienstgrad.«
    »Der Krieg«, sagte sie. »Alles verloren.«
    »Was für Schiffe?«
    »Frachter.«
    »Wo?«
    »Mariner. Pan-paris.«
    »Name.« Mariner war sein Heimatterritorium. Er kannte die dortigen Namen.
    »Ich habe auf vielen Schiffen gearbeitet. Die Flotte kam durch, jagte uns zum Teufel. Ich war in der Station.« Sie verriet keine Empfindung, sie machte nur einen Bericht, sachlich, mit heiserer Stimme, die ihm an den Nerven zerrte. Für einen Augenblick wurde alles zu lebendig, stürmten zu viele Erinnerungen auf ihn ein: die Flüchtlingsschiffe, der Gestank und das Sterben.
    »Mit welchem Schiff wurden Sie transportiert?«
    »Mit der
Sita.
«
    Das war ein richtiger Name.
    »Keine Akten, keine Papiere der Stellenvermittlung.« Yeager stellte den Becher hin, an dem sie kaum genippt hatte, und steckte die Waffel in die Tasche. »Sie wurden mir gestohlen.
    Wie alles andere auch. Trotzdem vielen Dank.« Sie stand auf.
    »Warten Sie. Setzen Sie sich wieder. Hören Sie mir zu, Yeager.«
    Sie stand da und blickte auf ihn herab. Leichter Schweiß glitzerte auf ihrem Gesicht vor dem Dunkel draußen und der einsamen Schreibtischlampe in der nächsten Glaszelle, die Nans Büro war.
    »Ich war dort«, sagte er. »Ich war auf der
Pearl.
Ich weiß, wovon Sie reden. Ich war in Q, genau wie Sie. Wo wohnen Sie? Von was leben Sie? Woher bekommen Sie Geld?«
    »Ich komme zurecht, Sir.«
    Ely holte tief Atem, griff nach dem Brief, reichte ihn ihr, und sie nahm ihn mit zitternder Hand. »Es geht mich also nichts an.
    Sie nehmen also keine Almosen. Ich sehe Sie Tag für Tag herkommen. Sie warten schon lange, Yeager.«
    »Ja«, bestätigte sie. »Aber ich nehme keine Arbeit in einer Station an.«
    »Lieber verhungern Sie. Hat man Ihnen andere Jobs angeboten?«
    »Nein, Sir.«
    »Sie lehnen sie ab?«
    »Nein, Sir.«
    Das hätte in der Akte gestanden. Es war ungesetzlich, eine Arbeit abzulehnen, wenn der Bewerber mittellos war.
    »Also führen bei Ihnen die Vorstellungsgespräche zu nichts.
    Keines. Warum?«
    »Ich weiß es nicht, Sir. Ich bin wohl nicht das, was die Leute suchen.«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Yeager. Sie tun ein paar Wochen lang die Dreckarbeit in diesem Büro, Sie kehren den Boden und sortieren den Abfall. Wollen Sie das für einen Cred pro Tag tun?«
    »Ich bleibe auf der Liste?«
    »Sie bleiben auf der Liste.«
    Eine Weile stand sie bloß da. Dann nickte sie. »Bar«, verlangte sie.
    Anders ging es gar nicht. Ely nickte. Sie sagte: »In Ordnung«, und sie war seine Verantwortung, ein nicht leicht zu lösendes Problem, und seine Frau würde ihn ansehen und ihn fragen, was, zum Teufel, er sich dabei denke, wenn er einer Fremden sieben Creds die Woche gab. Ein Posten im Stellenvermittlungsbüro auf Thule war keine Luxuskoje, und wenn Abschnitt Blau es nachprüfte, hatte er keine Erklärung. Wahrscheinlich verletzte er Vorschriften. Drei oder vier fielen ihm auf der Stelle ein.
    Zum Beispiel Beschäftigung von Schwarzarbeitern in einem Stationsbüro.
    Zum Beispiel Unterlassung der Meldung bei der Sicherheit, daß es sich hier wahrscheinlich um eine illegale Verbraucherin handele. Es war absolut ausgeschlossen, daß Bet Yeager sich ein Zimmer leisten konnte. Es stand absolut fest, daß sie die Einrichtungen der Station in Anspruch nahm und nichts dafür zahlte.
    Tag für Tag in der Stellenvermittlung. Mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher