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Yeager

Yeager

Titel: Yeager
Autoren: C.J. Cherryh
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kalten, erbarmungslosen Gleißen des Flutlichts oben, in der Kälte und in den Gerüchen nach kalten Maschinen und schalem Alkohol.
    »Ich habe ihr einmal einen Fünfer angeboten«, erzählte Nan.
    »Sie wollte ihn nicht nehmen. Glaubst du, daß sie richtig im Kopf ist? Meinst du, wir sollten – vielleicht – die Sicherheit benachrichtigen? Diese Frau ist in Schwierigkeiten.«
    »Ist es verrückt, hier wegzuwollen?«
    »Es ist verrückt, es immer weiter zu versuchen«, sagte Nan.
    »Sie brauchte nur abzuwarten. Noch ein Jahr, dann wird hier zugemacht, man packt uns zusammen und bringt uns irgendwohin. Dort könnte sie ebensogut eine Heuer finden wie hier.
    Es würde leichter sein als hier.«
    »Solange lebt sie nicht mehr«, gab Ely zu bedenken. »Nur kann man ihr das nicht sagen.«
    »Ich mag es nicht, daß sie ständig bei uns herumsitzt«, murmelte Nan.
    Ely wünschte, er könnte etwas tun. Er wünschte, sich im klaren zu sein, ob sie die Sicherheit benachrichtigen sollten.
    Aber die Frau hatte nichts getan außer zu hungern. Er hatte ein Jahr an dem Stellenvermittlungsprogramm mitgearbeitet, hatte geholfen, ein System aufzustellen, das human sein sollte, das den Bewerbern, die am längsten auf der Liste standen, den Vorrang gab und sie als erste zu Vorstellungsgesprächen schickte. Doch es endete damit, daß Fälle wie Bet Yeager ermutigt wurden, es endete mit Verbissenheit, die Leute erduldeten alles, bloß um ihren Platz auf der Liste zu behalten und keinen anderen vorzulassen. Woher sollte im Augenblick wohl ein Raumfahrer kommen, der Yeager ihren Platz streitig machen könnte, es sei denn, von der erwarteten
Mary Gold?
Nur sage einer das Yeager! Und dabei war sie bis auf die kleinen Zeitjobs heruntergekommen, die es ihr ermöglichten, noch ein Weilchen durchzuhalten, und jetzt gab es auch die nicht mehr.
    Noch ein paar Tage, und es bedeutete, daß die Station sie auf die Liste der Mittellosen setzte: Die Justizverwaltung der Station berechnete illegalen Verbrauchern für jeden Tag, an dem sie keine Zahlungsfähigkeit nachweisen konnten, zehn Creds. In Bet Yeagers Fall war das Geld wahrscheinlich schon vor einem Jahr zu Ende gegangen. Und sie hatte es so verdammt lange versucht.
    Nächste Woche, hatte sie gesagt. Vielleicht nächste Woche.
    Es wurde ein Schiff erwartet.
    Aber keins der anderen Schiffe hatte sie genommen.

2. KAPITEL
    Bet ging vorsichtig. Sie hatte einen Zufluchtsort in Sicht, die Damen-Toilette auf Dock Grün, eine schrankähnliche Einrichtung, nachträglich installiert, wie das ganze Dock nachträglich installiert worden war, die Bars und die Hotels, die billigen Restaurants. Die Station war für die alten Unterlicht-Schiffe gebaut worden und versuchte später, in ihrer zweiten Jugend, den Schneller-als-Licht-Schiffen und ihren völlig anderen Bedürfnissen gerecht zu werden.
    Und da war diese Toilette. Sie war mit Graffiti vollgeschmiert, und sie stank, und es war nur eine matte Lampe im Vorraum und eine nicht hellere drinnen. Sie hatte vier Kabinen und zwei Waschbecken, und in der frühen Blütezeit der Station hatten Raumfahrerinnen Schiffsnamen und Grüße für später eintreffende Schiffe eingekratzt:
    Meg Gomez von der
Polaris,
hieß es zum Beispiel. Hallo,
Golden Hind.
    Legendäre Schiffe. Schiffe aus der Zeit, als Stationen sich glücklich schätzen konnten, wenn alle zwei Jahre oder so ein Schiff anlegte. Die Wartungsabteilung hatte einiges davon übermalt.
    Verdammte Dummköpfe.
    Es war Heimat, dieses kleine Loch, ein sicherer Ort. Bet fand den schäbigen Raum wie üblich verlassen vor. Sie wusch sich das Gesicht und trank von dem tröpfelnden kalten Wasser, das das bessere der beiden Waschbecken lieferte.
    Ihre Beine ließen sie im Stich. Sie hielt sich an dem Becken fest, taumelte und sank an der Wand daneben zu Boden. Der Raum drehte sich um sie, und sie fürchtete einen Augenblick lang, das Bewußtsein zu verlieren.
    Sie war Essen nicht mehr gewöhnt. Die Coca hatte sie des Zuckers wegen gewollt, aber das bißchen, das sie getrunken hatte, hätte sie beinahe gleich in Elys Büro wieder von sich gegeben, und jetzt drohte die halbe Waffel hochzukommen.
    Ihre Augen tränten, und sie versuchte mit gleichmäßigem Atmen und wiederholtem Schlucken, ihren Magen zu bändigen.
    Schließlich konnte sie ein Stückchen Waffel aus der Tasche nehmen und daran knabbern, nicht, weil es gut schmeckte, es schmeckte jetzt nichts mehr gut, und sie fürchtete sich zu essen, weil ihr von dem
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