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Yeager

Yeager

Titel: Yeager
Autoren: C.J. Cherryh
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bestätigte.
    Geboren als Tochter einer Fremdarbeiterin auf dem Frachter
Candide,
Staatsangehörigkeit Allianz, Alter 37, Ausbildung Level 10, keine Angehörigen, frühere Tätigkeiten: verschiedene Schiffe, Wartungsarbeiten auf interplanetaren Schiffen, Pell.
    Die Liste der Beschäftigungen floß über seinen Schreibtisch, und dabei erinnerte er sich an andere Bewerber in der gleichen Kategorie. Sie arbeiteten entweder auf Thule an den interplanetaren Schiffen – Thules paar Boote in Betrieb zu halten, erforderte konstante Wartung – und häuften einen beachtlichen Kontostand an, oder sie waren nach Pell oder weiter nach Venture hinausgezogen. Yeager jedoch bekam Dreckarbeiten, sprang bei dieser oder jener unqualifizierten Tätigkeit ein, wenn jemand krank wurde. Offenbar wartete sie die ganze Zeit, daß sich etwas ergab. Und es hatte sich in letzter Zeit nichts ergeben.
    Ely sah sie bis zum Nachmittag dasitzen, als das Büro schloß, sah sie aufstehen und übertrieben gerade zur Tür gehen. Betrunken, hätte er gedacht, wenn er nicht gewußt hätte, daß sie sich den ganzen Tag nicht vom Stuhl gerührt hatte. Es war diese Art steifrückigen Stolperns. Vielleicht stand sie unter Drogen. Aber er hatte noch nie bemerkt, daß sie high wirkte.
    Er beugte sich über die Theke. »Yeager«, sagte er.
    Sie blieb im Eingang stehen und drehte sich um. Vor den Scheinwerfern der Docks draußen war ihr Gesicht hohl, müde, älter als die siebenunddreißig Jahre, die in der Akte standen.
    »Yeager, ich möchte mit Ihnen reden.«
    Sie kam zurück, weniger stolpernd, aber mit dieser Art von leerem Blick, der sagte, sie erwarte nichts anderes als Ärger.
    Aus der Nähe, über die Theke weg gesehen, hatte sie Narben – zwei, sternförmig, über dem linken Auge, eine lange auf der rechten Seite, eine am Kinn. Und die Augen…
    Ely wußte, wie eine Frau aussieht, die Schwierigkeiten hat, und jetzt hatte er sich die Schwierigkeiten aufgehalst. Augen wie Wunden. Augen ohne Vertrauen, ohne jede Hoffnung. »Ich möchte mit Ihnen reden«, wiederholte er. Sie musterte ihn zweimal von oben bis unten und nickte lustlos, und er führte sie nach hinten durch den Flur mit den Glaswänden in sein Büro.
    Er schaltete das Licht wieder an.
    Vielleicht machte sie sich Gedanken um ihre Sicherheit. Ganz bestimmt machte er sich Gedanken um die seine, um seine Karriere, die er gefährdete, wenn er die Frau nach der Dienstzeit mit nach hinten nahm. Er stellte den Com auf seinem Schreibtisch an, winkte Yeager zu einem Sessel und nahm selbst hinter dem Bollwerk seines Schreibtischs Platz. Er hoffte, seine Kollegin sei noch nicht zur Eingangstür hinaus. »Nan, Nan, bist du noch da?«
    »Ja.«
    Das war eine Erleichterung. »Ich brauche zwei Becher Coca, Nan, mit viel Zucker. Dafür hast du bei mir einen Gefallen gut.
    Macht es dir etwas aus?«
    Pause. »In beiden?«
    Er trank seine Coca immer ungesüßt. »Ja. Hast du ein paar Waffeln, Nan?«
    Wieder eine Pause. Ein trockenes: »Will nachsehen.«
    »Danke.« Ely lehnte sich in seinem Sessel zurück, betrachtete Yeagers finsteres Gesicht. »Woher stammen Sie?«
    »Geht es um einen Job?«
    Heiser. Sie roch stark nach Seife, nach der desinfizierenden Seife in öffentlichen Toiletten, und er brauchte eine Weile, bis er den Geruch untergebracht hatte. Unter der Deckenbeleuchtung fielen ihre hohlen Wangen und der Schweiß auf, der ungesund auf ihrer Oberlippe glitzerte.
    »Was war Ihre letzte Heuer?« fragte er.
    »Maschinistin. Auf dem Frachter
Ernestine.
«
    »Warum sind Sie von Bord gegangen?«
    »Ich hatte meine Überfahrt abgearbeitet. Schwere Zeiten. Sie konnten mich nicht behalten.«
    »Sie haben Sie entlassen?« Es war verdammt hart, wenn eine Schiffsfamilie eine Fremdarbeiterin ausgerechnet auf Thule hinauswarf, es sei denn, sie hatte es auch verdient, weil sie dieses oder jenes angestellt hatte.
    Yeager zuckte die Achseln. »Wirtschaftliche Gründe, nehme ich an.«
    »Nach was suchen Sie«
    »Frachter, wenn ich einen bekommen kann. Interplanetares Schiff geht in Ordnung.«
    Ein bißchen Hoffnung belebte ihr Gesicht. Ely fühlte sich schuldig, weil er die Verantwortung für diese Illusion trug. »Sie sind schon lange Zeit hier.« Um es schnell und geradeheraus hinter sich zu bringen, setzte er hinzu: »Ich habe nichts für Sie.
    Es gibt jedoch Arbeit in der Station. Sie wissen doch, daß Sie solche Arbeit bekommen können. Damit könnten Sie sich das Notwendigste verdienen, Unterkunft, Essen, Sie
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