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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
Autoren: Hermann Maurer
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verließen ihre Schleusen, begannen mit der faszinierenden Arbeit des Erkundens der Umgebung, des Zusammentragens von Stein-, Boden-, Pflanzen- und Tierproben. Nichts wurde direkt an Bord der Paleont-8 gebracht, sondern vor ihr bzw. in den Schleusen (bei geschlossenen Innentoren) gestapelt. Nur einmal würden sich (bei der Abreise) die Außentore der Schleusen schließen, nur einmal die Innentore öffnen. Nur so war – nach paleontischem Ermessen – auch die geringste Gefahr einer Kontamination der Erde zu verhindern.
    Die Tage vergingen. Mehr und mehr begannen die Paleonter das Leben auf der Erde zu verstehen: die Bedeutung der Bäume für den Sauerstoff-Kohlendioxidhaushalt, die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt und die Welt des Menschen – und Städte, die mit ferngesteuerten Kleinstflugzeugen vorsichtig erkundet wurden. Übrigens hatte man ein einfaches, unbewohntes Haus – inzwischen von den Paleontern »Cabin X« getauft – in kaum 10 Kilometer Entfernung des Landeplatzes entdeckt. Bei Gelegenheit war an ein Eindringen in die »Cabin X« gedacht, doch noch war kein zerstörungsfreier Weg gefunden worden.
    Als am 18. Tag nach der Landung der Morgen graute und die Paleonter wieder zu den Aussichtsluken und Schirmen der ferngesteuerten Erkundungsroboter eilten, war der Anblick, den die Umgebung von Paleont-8 bot, so entsetzlich, entsprach so sehr den schwärzesten Albträumen der Raumfahrer, dass sie zunächst nur bleich, schweigend und verzweifelt das Unfassbare wieder und wieder durch die verschiedensten Luken und die Videokameras ihrer Spähroboter ansehen konnten: Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen musste die Paleont-8 eine für die irdische Pflanzenwelt tödliche Seuche eingeschleppt haben, denn über Nacht hatten sich alle noch am Vortag gesund-grünen Atemorgane (»Blätter«) der Bäume dramatisch gelb, braun und rot verfärbt und waren offenbar im Begriff abzusterben. Viele waren schon abgefallen und immer weitere taumelten in der langsam stärker werdenden Herbstsonne zu Boden.
    Wie konnte das Furchtbare geschehen sein? Kein noch so kleines nicht sterilisiertes Gerät war bei den Erkundigungen eingesetzt worden! Noch bestand aber vielleicht Hoffnung: War die Krankheit vielleicht so lokalisiert, dass man versuchen konnte, sie zu bekämpfen? Sofort ausgesandte fliegende Robotsonden brachten vernichtende Ergebnisse. Die geheimnisvolle Krankheit hatte nach Westen und Osten hin alle Bäume erfasst, so weit man feststellen konnte, alle Bäume nach Norden bis zur Vegetationsgrenze und einen breiten Streifen nach Süden. Dort allerdings, noch weiter südlich, war die Krankheit noch nicht zu sehen, waren die Bäume noch grün. Bestand noch Hoffnung, dass sich die Krankheit nicht weiter ausbreiten würde? Ständige Beobachtungen während des ganzen Tages schienen diese Hoffnung zu nähren. Die Grenze der absterbenden Bäume schien sich nicht weiter nach Süden zu bewegen! Die darauf folgende Nacht aber zerstörte jede Zuversicht: braun-sterbende Blätter auch immer weiter südlich. Die Krankheit schien sich unaufhaltsam vor allem in den Nächten auszubreiten …
    Die Paleonter wussten, dass alles Leben auf der Erde ohne Bäume verloren war, vor allem auch die Menschen. Sie fühlten sich verantwortlich für die – so schien es ihnen – sich abzeichnende Katastrophe. Wieder einmal hatten sie (wie nur? was war falsch gelaufen?) ein Ecosystem durch ihr Eindringen zerstört. Sie würden einen Bericht darüber an ihre Heimatwelt senden, als Hypermediapaket per Hyperfunk, aber sie fühlten sich so weit schuldig, dass sie als Besatzung des Raumers Paleont-8 beschlossen, ihr Leben durch Vernichtung ihres Schiffes zu beenden. Einen letzten Wunsch würde man sich noch leisten: das Eindringen in die entdeckte Cabin X mit einer der Flugsonden, um als letzten Triumph Bilder der Menschenzivilisation, die man gerade zerstört hatte, zur Heimatwelt zu übermitteln.
    Die Robotsonde durchschlug eines der Fenster der Cabin X – diese Beschädigung schien nun auch schon gleichgültig – und begann Bilder aus dem Inneren zu senden: Bilder von Werkzeugen, von Kochgeräten, von vielen nicht sofort identifizierbaren Objekten einer fremden Zivilisation. Die Wissenschaftler auf dem Heimatplaneten würden Jahre brauchen, um all das übermittelte Videomaterial verarbeiten zu können! Da erfasste die Robotsonde plötzlich an einer Wand das Bild eines grünen Baumes …, zeigte daneben noch ein Bild desselben Baumes mit
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