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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
Autoren: Hermann Maurer
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weit hinaus, zu den großen fahl-grünen Eisfällen des Pluto, von denen die Nachbarn so schwärmten; sie möchte das »Am Rande des Sonnensystems«-Gefühl einmal erleben, das Fastdunkel des Pluto, nach dem alles auf der Erde wieder ekelhaft grell, kantig und scharf wirkt. Die lange Anreise ist ein Argument, das sie nicht gelten lässt: »Endlich kann man sich einmal richtig ausruhen«, meint sie.
    Ihr Mann hingegen zählt alle Schönheiten eines Besuchs der Mondkolonie auf: den Kontrast zwischen saftigen Wiesen mit Bächen und Seen unter einer der Großkuppeln und die tote Mondwüste außerhalb; das Gefühl »Ich kann fliegen wie ein Vogel«, das nur in der künstlichen Atmosphäre des Mondes wegen seiner geringen Schwerkraft möglich ist usw. »Mond, Mond«, meinen die Kinder verächtlich, »der ganze Pöbel fliegt heute schon zur Rimini- oder Mallorcakuppel.« Keine der Ideen wird von allen gutgeheißen. Auch Kompromissvorschläge wie eine Rundtour durch die abwechslungsreichen Monde des Jupiter oder ein Treck in gepanzerten Fahrzeugen durch die Schluchten des Mars finden keine Mehrheit.
    Mürrisch sitzt man beisammen. Der Sohn sucht im Hyper-X gelangweilt nach weiteren Möglichkeiten. Plötzlich horchen alle auf: Die Verhandlungen der Raumergewerkschaft mit der IPTS sind zusammengebrochen. Schlimmer noch, militante Mitarbeiter der Gewerkschaft haben die Energiereaktoren der geostationären Umsteigestationen 2-11 niedergefahren. Nur der Betrieb der Stationen 1 und 12 bleibt für Notfälle aufrecht. Eine Normalisierung des interplanetarischen Verkehrs ist frühestens in zwei Monaten möglich: Bis dahin sind alle nicht-essenziellen Reisen untersagt.
    Lähmendes Schweigen in der Familie. Zuerst will es niemand so recht glauben. Aber je mehr Neuigkeiten bekannt werden, umso klarer wird es: Der Traum vom Juli-Urlaub ist ausgeträumt. Heuer heißt es zu Hause bleiben; man wird sich mit ein paar Ausflügen in die Südsee oder nach Grönland – alles Dinge, die sattsam bekannt sind und wahrlich nichts Neues mehr bieten – begnügen müssen. Man ist jetzt doch tatsächlich mindestens zwei Monate lang eingesperrt, ohne Alternativen, ohne Bewegungsfreiheit: Gefangen auf der Erde!
    PS: Kann es wirklich zu solchen »Wertverschiebungen« kommen? Warum nicht? Wenn heute mehrere Monate der gesamte Flugverkehr ausfiele, würden wir uns dann nicht auch fast »eingesperrt« vorkommen? Oder wenn gar noch alle anderen auf Erdöl basierenden Fahrzeuge ausfallen würden, dann doch sicher. Und trotzdem sind niemandem vor 50 Jahren Flugzeuge oder vor hundert Jahren Autos abgegangen!
    PPS: IPTS heißt natürlich Inter Planetary Transport Society. Die Aktienverteilung, Stand 2141, ist: 24 % Indien, 21 % China, 13 % Japan, 6 % USA und Europa. Alle anderen Staatengebilde sind nur Kleinaktionäre.

    12.6 Das Haus unter der Erde

    Das Haus ‚Fensterbunker’ liegt auf einem 240 m² großen Grundstück in extrem guter Lage in Graz (Rosenhügel), es hat einen 40 m² großen Start-/Landeplatz für den Moeller400 (der 1993 von Gordon Vette erstmals testgeflogen wurde). Der Rest des Grundstücks ist Wiese, ein paar Büsche, Blumen, Bäume. Wo ist das Haus? (Siehe »XPERTEN: Das Paranetz«).
    Es liegt 250 Meter tiefer, unter der Erde, wo man weder Heizung noch Kühlung braucht, unbegrenzt Platz hat … und eine herrliche Aussicht. Denn alle Fenster sind »virtuell«, d. h., sie schauen aus wie Fenster, bieten eine herrliche Sicht, UV-freie Sonnenstrahlung, aber zeigen, wofür man gerade ein Abonnement bezahlt hat: die Nordküste von Hawaii (mit Wellen und Surfern, wie sie »gerade« echt existieren … auf vielfachen Wunsch allerdings um zehn Stunden Zeit verschoben, damit der Tag dem Tag entspricht); den Blick auf den Großglockner oder in das Rote Meer mit seiner Unterwasserlandschaft; die Riegersburg in der Steiermark; Mistras, die Feste oberhalb von Sparta; das Mare Imbrium am Mond; den Cachiero de Itiquira – einen herrlichen Wasserfall eine Autostunde von Brasilia weg; den Eisdom im Tennengebirge; die Freiheitsstatue in New York, …, und natürlich bei jedem Fenster etwas anderes und auf Wunsch jederzeit durch ein anderes Bild austauschbar.
    Übrigens, eine Tür des »Fensterbunker«-Hauses hat, wenn man sie öffnet, einfach Erde oder Sandstein dahinter: Das Haus kann jederzeit durch weitere Grabungen erweitert werden – mit einem Arbeits- oder Kinderzimmer oder mit einem Stollen bis hin zur nächsten U-Bahn-Station …
    Warum
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