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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
Autoren: Hermann Maurer
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Generationenvertrag«) eher verkürzen, wobei die Verkürzung der Lebensarbeitszeit durch zum Beispiel wiederholte Schulungen (siehe Beitrag 3.1: »Unser Ausbildungssystem funktioniert nicht mehr«) besonders sinnvoll sein mag, und andererseits können und sollen jene Aufgaben ausgebaut werden, die nur durch Menschen wahrgenommen werden können, zum Beispiel Aufgaben im sozialen Bereich.
    Automatisierung und Rationalisierung nehmen uns immer mehr Arbeit ab; wir dürfen auf diesen Triumph unseres Hirns stolz sein. Wir erhalten dadurch endlich Zeit uns Aufgaben zu widmen, die wir lange stiefmütterlich behandelt haben. Vielleicht gelingt es uns zu erreichen, dass alle Kindergärten mehr sind als nur Aufbewahrungsplätze für Kinder, Schulen Einrichtungen, in denen sich niemand mehr langweilt, Universitäten mehr sind als Diplomfabriken. Vielleicht gelingt es auch, eine Kranken- und Seniorenbetreuung aufzubauen, für die wir uns nicht schämen müssen. Und vielleicht bleibt mehr Zeit für Weiterbildung und interessante Hobbys. Auch bei diesen Tätigkeiten wird gearbeitet!
    Die unglückliche Terminologie, dass man »Arbeit« sagt, aber eigentlich »Erwerbsarbeit« meint, führt oft zu Missverständnissen: Rationalisierung ist gut; sie wird das Ausmaß der notwendigen Erwerbsarbeit immer mehr verringern; sie wird aber das Ausmaß anderer Arbeit als grundlegende menschliche Tätigkeit wenig berühren. (Siehe auch den Beitrag 1.5: »Wie weit kann man Automatisieren?«

    Anmerkung von  Peter Lechner:
    Aus der Seele gesprochen. Rationalisierungspotential nicht auszuschöpfen, um »Arbeitsplätze zu schaffen« ist ein Schuss, der nach hinten los geht. Wer’s nicht glaubt, dem sei das Buch »Die Ethik des Erfolges« von Hans-Olaf Henkel, Econ-Verlag, dringend empfohlen. In a nutshell: Das Gegenteil von »rational« ist »irrational«. Noch Fragen?

    1.2 Das Problem Pseudoarbeit
    In den letzten 40 Jahren ist die durchschnittliche Anzahl der Arbeitsstunden pro Jahr bei normaler Vollbeschäftigung um mehr als 35 % gesunken. Aus einer Woche mit 48 Arbeitsstunden wurde eine mit 38,5 Stunden, aus zwei Wochen Urlaub wurden fünf, Kaffeepausen und Mittagessen am Arbeitsplatz wurden als Teil der Arbeitszeit angerechnet, die Regelungen für Sonderurlaube wurden großzügiger und einiges mehr. Aus den einstmals 2.400 Arbeitsstunden eines Jahres wurden inzwischen etwa 1.650. Der erwachsene Mensch beschäftigt sich also nur mehr weniger als 20 % seiner Zeit (nur noch 4,5 Stunden im Tagesdurchschnitt!) mit Erwerbsarbeit. Diese durch zunehmende Produktivitätssteigerung mögliche erfreuliche Tendenz setzt sich fort und schlägt sich in vermehrter verfügbarer Freizeit nieder. Sie wäre insgesamt noch stärker, wenn ein gefährliches Phänomen nicht entgegenwirken würde: das Phänomen Pseudoarbeit. Pseudoarbeit ist Arbeit, die der Gesellschaft  insgesamt nichts bringt (dabei häufig weitere Pseudoarbeit schafft oder verfügbare Freizeit reduziert), wobei die Unproduktivität der Arbeit von denen, die sie ausführen, oft gar nicht erkannt wird: Alle Arten von Gebühreneinhebung, die auch einfacher möglich wären, und viele Verwaltungstätigkeiten, die auf überholte oder widersprüchliche Regeln zurückzuführen sind, gehören dazu. Eine Liste entsprechender Beispiele ist beliebig lang.
    Z.B. hat fast jeder Österreicher einen Fernsehapparat. Es hat daher wenig Sinn, eine eigene Gebühr und einen eigenen Verrechnungsapparat, ja sogar eigene Schwarzseher- Suchtruppen einzurichten. Wenn die Österreicher wirklich mehrheitlich glauben, dass sie ein staatliches Fernsehen benötigen und finanzieren wollen, dann sollte diese Stützung als Teil einer Gesamtsteuer erbracht werden, um zu verhindern, dass Millionen Arbeitsstunden jährlich nur durch einen eigenen Verrechnungsmodus für Fernsehgebühren vertan werden.
    Ähnliches gilt für den gesamten Bereich Autobahnpickerl, für die Mauteinhebung bei Straßen oder Tunnels und Brücken, oder für die LKW Maut, die dann irgendwann auch einmal sicher für PKWs eingeführt werden wird. Wozu all diese verschiedenen aufwendigen Verfahren Geld einzuheben, wenn es ohnehin eine Treibstoffsteuer gibt: diese kann man ja entsprechend anheben. 
    Ich habe Verständnis dafür, dass eine Firma, die im Zentrum einer Stadt eine teure Tiefgarage baut, für deren Benutzung Geld verlangt. Wenn aber eine jahrelang vorhandene Abstellfläche plötzlich in einen teuren Parkplatz verwandelt wird und bei den in der Nähe
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