Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
ist uns gelungen, die Produktion von Hawking-Strahlung zu beschleunigen, also die natürliche Auflösung des Schwarzen Lochs, in dem die KI enthalten war, was…?‹
    ›Verdammt. Diese KI war doch wahnsinnig. Ihr Geister habt uns vielleicht alle zum Tode verurteilt. Botschafter, ich werde einen umfassenden Bericht erstellen müssen. Ich werde veranlassen, dass die Operation abgebrochen wird und menschliche Beobachter in jeder Forschungseinrichtung der Geister stationiert werden.‹
    ›Die KI ist eine mächtige Ressource. Jack Raoul, wir stehen vor der Vernichtung des Kosmos. Nicht einmal die Xeelee vermögen uns zu schützen. Das Risiko war auf jeden Fall gerechtfertigt. Und was das Projekt betrifft, ist es schon zu weit fortgeschritten, um…‹
    Ich bemerkte, dass Wallung in die Schar der Geister kam. Sie zogen sich noch weiter vom Mond zurück.
    Ein Alarmsignal ertönte in meinem Kopf. Die Notizbücher hatten etwas gefunden, das sie beunruhigte. Weitere Virtuelle Diagramme zogen als Grundfarben-Projektionen am geistigen Auge vorbei.
    Die in den Mond getriebenen Schächte glühten dunkelrot. Ich sah, wie das geschmolzene Gestein am Rand einer Grube Blasen warf und in den zylindrischen Tunnel rutschte. Es war, als ob ein Feuer im Kern des Monds brannte; Licht strömte ins All und strahlte den Bauschutt an, der sich um den Mond gelegt hatte. Der Widerschein des Feuers auf den Hüllen der Geister verwandelte sie in funkelnde Perlen.
    In der Dunstkugel aus Dunkelmaterie, die um den Mond lag, sah ich schemenhafte Gebilde wie aufgescheuchte Vögel flattern.
    … Und nun war Eve neben mir. Sie war zu einem Geist transformiert worden wie ich; ihr markantes Gesicht war unter dem Chrom leicht zu erkennen.
    Sie beobachtete den in der Metamorphose befindlichen Mond. Die Höllenglut spiegelte sich in ihren versilberten Augen.
    Der Senken-Botschafter krümmte sich nervös; seine Hülle glühte rot. Er nahm auf vielen Frequenzen Verbindung mit seinen Kameraden auf.
    ›Er ist nicht stabil. Der Photino-Stern. Nicht wahr, Eve?‹
    ›Nein‹, sagte sie versonnen, ohne den Blick vom Mond zu wenden. ›Die Photino-Dichte ist zu hoch.‹
    ›Ja.‹ Das passte zu dem, was Eves Notizbücher mir auch sagten. ›Die hohe Dichte im Kern stimuliert den Zerfall der Photinos. Das freie Klein-Gordon-Feld, das die Geister erzeugen wollen, kollabiert. Es implodiert…‹
    Plötzlich flohen die Geister, einschließlich des Senken-Botschafters. Ich sah, dass ihre Schiffe wie leuchtende Fäden vor dem Hintergrund der intergalaktischen Dunkelheit verschwanden.
    Fast die ganze Oberfläche des Mondes war nun geschmolzen. Er fiel in sich zusammen.
    ›Die Geister glaubten, sie würden den Photino-Vögeln eine Heimat bieten‹, sagte ich. ›Das war ein Irrtum. Und du wusstest das. Sie haben…‹
    ›…eine Bombe gebaut‹, sagte sie. ›Eine Dunkelmaterie-Bombe.‹
    ›Du bist das, nicht wahr? Die Planck-Null-KI. Hinter der Maske meiner Frau…‹
    Sie legte den Kopf an meine metallische Brust.
    Mein Zorn war verflogen. Ich fühlte nur noch Mitleid.
    Ich schloss Eve in die Arme. Ihre Haut fühlte sich warm und unglaublich menschlich an.
    ›Aber es wird dich zerstören‹, sagte ich. ›Was auch immer dich am Leben erhält, es ist in diesem Mond.‹
    Sie drehte sich zu mir um und lächelte mich mit leeren silbernen Augen an. Ich sah, dass sie meinen Ring am Finger trug.
    Das Ding im Herzen des Monds wurde weißglühend und überstrahlte das trübe Glühen des Kerns der Galaxis.
    Der Mond explodierte.
    Ein Schauer aus geschmolzenen Gesteinströpfchen ging über uns nieder und prasselte auf meine Haut. Ich schloss die mechanischen Augen, schmiegte mich an Eve und wartete darauf, dass der Sturm abflaute.
    Eve – die Planck-Null-KI – war nicht völlig zerstört. Ich war in der Lage, sie anhand der Aufzeichnungen und fragmentierten Datenspeicher teilweise zu rekonstruieren.
    Sie war noch immer empfindungsfähig, aber mit starken Einschränkungen. Ihre Rest-Fähigkeiten entsprachen denen eines normalen Menschen.
    Ich nahm sie mit nach Hause.
    Nun verbringen wir die meiste Zeit in einer Simulation unsres alten Apartments in einer Virtuellen Traumwelt.
    Ich habe versucht, die Beweggründe für ihr Handeln herauszufinden.
    Als sie durch die bedrückende Quanten-Einsamkeit, in der sie seit ihrer Geburt existiert hatte, fast schon in den Wahnsinn getrieben worden war, hatten die Geister sie aus dem Gefängnis im Schwarzen Loch befreit und ihr alle Daten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher