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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme
Autoren: Stephen Baxter
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Kerr-metrische Interface zu.
    Als Erwal ins Meer aus Licht eintauchte, war es wie ein Abschied, und sie fühlte einen fast unerträglichen Schmerz… und dann war der Freund verschwunden.
    Sie fiel in Fremdartigkeit.
    * * *
    In dem Maß, wie die geister-grauen Photino-Vögel die fahle Substanz des Rings zerstückelten, breitete die an einen Bluterguss erinnernde Verfärbung sich aus.
    Paul sagte sich nüchtern, dass die Zerstörung des Rings auch das ultimate Ziel der menschlichen Rasse gewesen war. Doch wo das Ende nun nahte, verspürte der letzte Mensch – Paul – nur eine kultivierte Trauer und einen ästhetischen Schmerz angesichts des Verlusts einer solchen Kraft und Herrlichkeit.
    Die überlebenden Qax wurden zu Statisten degradiert und von den Photino-Vögeln ignoriert.
    Nach etwa einem halben Jahr zogen die Photino-Vögel sich zurück. Das Ergebnis ihrer Arbeit war ein vielleicht ein Lichtjahr breiter Riss im Ring. An dieser Schnittstelle franste die Substanz des Rings zu funkelnden Fäden aus, die von der Struktur wegdrifteten.
    Das Kerr-metrische Interface flackerte und verschwand. Das Universum war versiegelt.
    Paul dirigierte die Aufmerksamkeits-Brennpunkte näher an die Lücke heran. Die zerrissenen Fäden aus kosmischer Stringmaterie schrumpften, so dass die Lücke im Ring sich mit annähernder Lichtgeschwindigkeit verbreiterte.
    Photino-Vögel umkreisten die Wunde, als ob sie einen triumphierenden Tanz aufführten.
    Die gewaltige Struktur hatte keinen Selbstheilungs-Mechanismus. Nun setzte das lange, langsame Sterben ein, und die Photino-Vögel rückten ab, um sich wieder ihren eigenen geheimnisvollen Aufgaben zu widmen.
    Wie Wellen, die im Strudel eines sinkenden Schiffs entstehen, ergoss ein Schwall Gravitationsstrahlung sich aus der Gravitations-Quelle des Rings, und die riesige Senke in der Raumzeit wurde geschlossen.
    Die Beobachter – die Qax und die letzten Schwärme der Photino-Vögel – verließen den Schauplatz. Paul packte seine Quantenfäden und glitt in die zunehmende Dunkelheit.
    * * *
    Das Xeelee-Schiff trat aus dem Kerr-metrischen Interface aus. Es rollte die Schwingen zusammen, kam zum Stillstand und untersuchte mit den Sensoren das neue Universum.
    * * *
    Erwal starrte auf einen Bildschirm, der sich plötzlich in eine leere silberne Fläche verwandelt hatte und nur ihr müdes Gesicht widerspiegelte.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Sura.
    Erwal runzelte die Stirn. »Keine Ahnung.« Sie versuchte den Fokus des Bildschirms zu bewegen, doch es tat sich nichts. Und die Handschuhe umschlossen die Hände wie tote Gegenstände.
    Das Schiff reagierte nicht mehr auf ihre Berührung. Sie zog die Hände zurück.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Sura. »Haben wir den Ring durchquert? Was sollen wir nun tun?«
    »Woher soll ich das denn wissen?«, erwiderte Erwal mürrisch. »Wir warten erst mal ab.«
    Sura zog sich zurück.
    Nach ein paar Stunden erhob Erwal sich vom Sitz und streckte sich. Der ganze Körper schmerzte.
    Nach der intensiven Anspannung hatte sie plötzlich das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen. Um diese Anwandlung zu bekämpfen, entwickelte sie eine Routine. Nach jeder der darauf folgenden Schlafphasen ging sie zum Steuertisch und steckte die Hände in die Handschuhe. Das Schiff reagierte nicht.
    Dann gab sie die Routine auf.
    Erschöpft und der geheimnisvollen Aussperrung überdrüssig, versuchte sie, ihr Leben in diesem seltsamen Schiff-Dorf einzurichten und das Fremdartige draußen zu vergessen.
    * * *
    Das Xeelee-Schiff hatte die Aufgabe, die Überlebenschancen der menschlichen Passagiere zu optimieren.
    Es analysierte die Umgebung und fragte sich, wie das angesichts der völligen Leere des Raums zu bewerkstelligen sei.
    Dunkle erkaltende Gaswolken erstreckten sich bis an die Grenzen dieses expandierenden Universums. Sterne gab es nicht. Genauso wenig gab es Anzeichen von Leben, ganz zu schweigen von intelligentem Leben.
    Das Verhältnis von Wasserstoff zu Helium betrug hier etwa eins zu vier. Dies und andere kosmologische Parameter sagten dem Xeelee-Schiff, dass dieses Universum nach der Singularität sich in weitgehender Übereinstimmung mit dem Heimatuniversum entwickelt hatte. Die Relationen zwischen den Fundamentalkräften waren vergleichbar.
    Das war natürlich günstig.
    Das semi-empfindungsfähige Schiff war imstande, selbst Überlegungen anzustellen. Vielleicht waren sie durch eine bestimmte Eigenschaft des Rings in eine unbewohnbare Umgebung verschlagen
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