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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme
Autoren: Stephen Baxter
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blauverschobenen Photonen und Gravitationen. Doch allmählich machte er eine Struktur aus. Es handelte sich um eine Kugel mit einem Durchmesser von einer Million Meilen, in deren Innern Fusionsfeuer glühten. Jedoch war die Struktur durch den mit annähernder Lichtgeschwindigkeit erfolgten Zusammenstoß mit dem Schutt in der Ring-Kammer schwer beschädigt worden. Brennendes Material löste sich in großen Brocken von der Oberfläche und wurde von der Kugel wie ein Kometenschweif nachgeschleppt, während sie auf die Zusammenrottung der Photino-Vögel zuraste.
    Es sah aus wie eine Eiskugel, die in Dampfschwaden geworfen wurde. Doch es war ein Stern: Ein Stern, der fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und dann durch den Hyperraum katapultiert worden war. Und er zielte direkt aufs Operationszentrum der Photino-Vögel.
    Es war eine Waffe. Die Qax waren angekommen.
    Danach entwickelten die Dinge eine rasante Dynamik.
    * * *
    Das Schiff war seit Tagen unterwegs.
    Erwal hatte keinen Maßstab für die Entfernung, die sie bereits bewältigt hatte, doch spürte sie, dass sie sehr weit von der Heimat entfernt war.
    Sie und ihre Kameraden waren völlig auf sich gestellt. Selbst der Freund hatte sich wieder zurückgezogen.
    Von Zeit zu Zeit schob sie die Hände in die Handschuhe und spürte das Pulsieren des wundervollen Schiffs. Und gelegentlich – wenn die Kameraden schliefen – öffnete sie eins von den Paneel-Fenstern und schaute missmutig auf die hellen Sphären, die wie Insekten gegen das Paneel flogen, und auf die entfernten Schlieren aus trübem Licht, die langsamer vorbeizogen.
    Im Schiff gab es natürlich keinen Rhythmus von Tag und Nacht, der eine Zeitmessung ermöglicht hätte; dafür zählte Erwal die Schlafperioden während der Reise. Nach der vierzehnten spürte sie durch eine unmerkliche Veränderung des Gefühls in den Handschuhen, dass die Bewegung des Schiffs sich änderte.
    Schlaftrunken öffnete sie ein Paneel-Fenster.
    Das Sperrfeuer aus Sternen ließ sichtlich nach, und die entfernten Lichtkleckse bewegten sich fast gar nicht mehr. Waren sie am Ziel? Sie schaute auf den Bildschirm.
    Eine Wand aus trübem, blau gefleckten Sternenlicht zog sich durch den Himmel. Sie starrte sie ehrfürchtig an.
    Ihre Kameraden regten sich in den Deckennestern auf dem Boden. Hastig schaltete sie das Paneel ab, setzte sich auf den Sitz und fragte sich, was nun zu tun sei.
    * * *
    Der Angriff der Qax näherte sich dem Höhepunkt.
    Der zum Geschoss umfunktionierte Stern würde in ein paar Minuten im Betätigungsfeld der Dunkelmaterie-Photino-Vögel einschlagen. Sein Höllenfeuer erzeugte unzählige tanzende Reflexe auf Bolders Ring. Plötzlich brachen von den Qax gelenkte Spline-Schiffe aus dem Hyperraum und eröffneten aus fleischigen Hüllen das Feuer. Paul sah, dass die Photino-Vögel reagierten: Ätherische Schwärme stiegen vom Ring-Material auf, wie Nebel von feuchter Erde aufwallte, und stellten sich den Qax entgegen.
    Ein Schwarm von Photino-Vögeln kam dem Stern zu nahe. Paul sah, wie die mörderische Gravitationsstrahlung die Struktur des Schwarms aufriss. Binnen weniger Sekunden waren die Vögel vergangen.
    Und just in diesem entscheidenden Moment fiel ein Klumpen aus Bewusstseins-Knoten aus dem Hyperraum – kurz vor der Kampfzone.
    Die Menschen waren angekommen. Paul eilte zu ihnen.
    * * *
    Mit ausgebreiteten Schwingen jagte das Xeelee-Schiff durch einen Sturm aus Licht.
    Das Paneel-Fenster zeigte blaue Sterne. Sie drängten sich zu Hunderten, und ein paar standen so dicht beisammen, dass sie durch Nabelschnüre aus Feuer verbunden waren. Die Dörfler verharrten reglos und starrten das Bild gebannt an. Kinder klammerten sich an die Beine ihrer Eltern und weinten leise.
    »Stell das ab!« Sura schlug die Hände vors Gesicht. »Ich ertrage den Anblick nicht; stell das ab!«
    Erwal ballte die Hände in den Handschuhen zu Fäusten. »Ich kann nicht«, sagte sie grimmig.
    Der Freund war wieder in ihrem Kopf, und seine Visionen hallten so laut, dass sie keinen klaren Gedanken zu fassen vermochte.
    Vorwärts, sagte er. Sie musste weiterfliegen, tiefer in diesen Schwarm aus Insekten-Sternen vordringen und das Schiff mit der bisher erworbenen fliegerischen Routine durch dieses Sperrfeuer aus Sternen manövrieren. Tränen traten ihr in die Augen, doch sie riss sich zusammen. Ihre Welt verengte sich aufs Gefühl der Handschuhe um die sich verkrampfenden Hände und den Sternen-Regen in den Augen.
    Mit einer lautlosen
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