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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux
Autoren: Stephen Baxter
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todgeweihten Liebhabers auf den tödlichen Bogen zugetrieben wäre.
    Esk driftete zusammen mit dem Geflecht aus Seilen durch die Ebene der oszillierenden, bogenförmigen Instabilität und wurde um den virtuellen Begrenzungsbogen gewirbelt. Ohne daß er eine Kursänderung versucht hätte, wurde sein Flug abgebremst, und dann trieb er auf einer spiralförmigen Bahn in die Instabilität hinein, wie ein Luft-Schwein, das die Orientierung verloren hatte.
    Esks Körper zerplatzte, die Haut schälte sich von Brust und Bauch, und die Extremitäten rissen mit einer Leichtigkeit ab, als ob er eine Puppe gewesen wäre.
    Farr stieß einen unartikulierten Schrei aus. Es war der erste Laut, den er seit dem Verlassen des Netzes von sich gegeben hatte.
    Dura ergriff seine Hand und drückte sie fest. »Hör mir zu«, übertönte sie den tosenden Bogen. »Es hat schlimmer ausgesehen, als es war. Esk war schon tot, als er den Bogen erreichte.« Das entsprach durchaus den Tatsachen; als Esk in die Zone der aufgehobenen Suprafluidität geriet, setzten auch die Körperfunktionen – Atmung, Kreislauf und Muskulatur – aus, die von der Suprafluidität der Luft unterstützt wurden. Esk mußte den Eindruck gehabt haben, sanft einzuschlafen, während die Luft in den Überströmkapillaren des Gehirns gerann.
    Das hoffte sie zumindest.
    Die Instabilität entfernte sich von der Position des Netzes und wanderte weiter, um schließlich irgendwo im Süden zu verpuffen. Dura sah, wie der Bogen bereits Energie abgab und zusammenschrumpfte.
    Zurück blieb ein Lager, das genauso gründlich zerstört worden war wie der Körper des armen Esk.
    Dura zog Farr gegen den leichten Widerstand des Magfelds näher zu sich heran und strich ihm übers Haar. »Es ist vorbei. Gehen wir zurück und schauen, was wir tun können.«
    »Nein«, entgegnete er und klammerte sich an seine Schwester. »Es wird nie vorbei sein, nicht wahr, Dura?«

    Die Menschen bewegten sich in kleinen Gruppen durch die glitzernden Feldlinien, die sich mittlerweile wieder stabilisiert hatten, und hielten Ausschau nach Verwandten und Freunden. Dura driftete zwischen den Gruppen umher und suchte nach Logue beziehungsweise nach Leuten, die etwas über Logues Verbleib wußten; während der ganzen Zeit hielt sie Farrs Hand.
    »Dura, hilf uns! Oh, beim Blut der Xeelee, hilf uns!«
    Sie vernahm die Stimme aus einer Entfernung von einem Dutzend Mannhöhen – brüchig und verzweifelt. Sie drehte sich in der Luft um und suchte nach dem Rufer.
    Farr faßte sie am Arm und wies in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. »Dort. Es ist Mur, neben diesem Netzfragment. Siehst du ihn? Und Dia ist anscheinend auch bei ihm…«
    Die hochschwangere Dia… Dura schwamm schnell durch die Luft, wobei sie ihren Bruder mitzog.
    Mur und Dia hingen allein in der Luft, nackt und ohne Werkzeuge. Mur hielt seine Frau an den Schultern und wiegte ihren Kopf. Dia lag ausgestreckt und mit leicht gespreizten Beinen da; die Hände hatte sie auf den angeschwollenen Unterleib gelegt.
    Das Gesicht des jungen Mur verriet Härte und Entschlossenheit; er sah Dura und Farr mit pechschwarzen Augen an. »Es ist soweit. Sie ist früh dran, aber der Störfall… ihr müßt mir helfen.«
    »In Ordnung.« Mit sanftem Druck schob Dura Dias Hände weg und fuhr mit dem Finger über den Unterleib. Sie spürte, wie das Baby in der Gebärmutter zappelte. Der Kopf steckte tief im Becken. »Ich glaube, der Kopf ist eingeklemmt«, sagte sie. Dia sah sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an; Dura versuchte, sich ein Lächeln abzuringen. »Aber sonst ist alles in Ordnung. Es wird nicht mehr lange dauern…«
    »Mach weiter, verdammt!« zischte Dia mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    Verzweifelt schaute Dura sich um. Die Luft um sie herum war leer; die nächsten Menschlichen Wesen waren Dutzende von Mannhöhen entfernt. Sie waren auf sich allein gestellt.
    Sie schloß für einen Moment die Augen und wehrte sich gegen die Versuchung, die Luft nach Logue abzusuchen. Statt dessen versenkte sie sich in ihr Innerstes, um dort Kraft und Stärke zu finden.
    »Es wird alles gut werden«, sagte sie. »Mur, leg ihren Kopf in den Schoß und faß sie an den Schultern. Du mußt sie festhalten; mit leichten Schwimmbewegungen stabilisierst du deine Position und…«
    »Ich weiß selbst, was ich zu tun habe«, sagte Mur barsch. Er faßte Dia an den Schultern und trat mit den kräftigen Beinen langsam Luft.
    Dura fühlte sich der ganzen Sache nicht gewachsen.
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