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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux
Autoren: Stephen Baxter
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zerreißen.« Sie fühlte sich entrückt, als ob sie sich an weit zurückliegende Dinge erinnerte.
    Je näher die Welle kam, desto stärker wurde sie von der Feldlinie abgestoßen und bildete dabei phantastische fraktale Muster aus. Es hatte den Anschein, als ob eine Elastizitätsgrenze überschritten worden wäre und die Feldlinie unter der übermäßigen Belastung nachgäbe.
    Trotz der von ihm ausgehenden Gefahr hatte der Vorgang, der sich nur wenige Mannhöhen entfernt abspielte, einen ästhetischen Reiz.
    Sie hörte die dünne Stimme von Adda, der sich irgendwo auf der anderen Seite des Netzes befand. »Verschwindet vom Netz. Oh, verschwindet vom Netz!«
    »Tu, was er sagt. Komm!«
    Langsam hob der Junge den Kopf; er klammerte sich noch immer mit leerem Blick ans Seil, als ob er die tödliche Schönheit überhaupt nicht wahrnähme. Sie schlug ihm auf die Hand. »Komm schon!«
    Der Junge schrie auf und befreite sich aus dem Netz. Er sah sie an, wobei in seinem Blick der Vorwurf stand, verraten worden zu sein… und doch war es eher das Gesicht eines wachsamen Kindes als das eines verwirrten und vor Angst gelähmten Erwachsenen. Dura ergriff seine Hand. »Farr, du mußt jetzt schwimmen, wie du noch nie zuvor geschwommen bist. Nimm meine Hand; wir dürfen uns nicht verlieren…«
    Dann stieß sie sich vom Netz ab. Zuerst schien sie Farr hinter sich her zu ziehen, doch bald hatten ihre Schwimmbewegungen sich synchronisiert. Mit kräftigen Stößen schwammen sie durch das zähe Magfeld und entfernten sich vom Netz, das dem Untergang geweiht war.
    Keuchend vor Anstrengung blickte Dura zurück. Wie eine tödliche, blauweiße Wand driftete die Schockwelle durch die Luft und raste wie eine Sense auf das Netz mit den daran hängenden Menschen zu. Dura verglich die Welle mit einem wundervollen Spielzeug; es glühte in einem hellen Licht, und die durch den Wärmestrom verursachte Geräuschentwicklung war so enorm, daß man fast keinen klaren Gedanken fassen konnte. Dura hörte das Quieken der Luft-Schweine, und streiflichtartig dachte sie an das alte Tier, mit dem sie für einen Moment in einer merkwürdigen Halbkommunikation gestanden hatte; sie fragte sich, ob die arme Kreatur überhaupt wußte, wie ihr geschah.
    Vielleicht die Hälfte der Menschlichen Wesen hatte Addas Rat befolgt und die Flucht ergriffen. Die anderen, die anscheinend vor Angst erstarrt waren, klammerten sich noch immer ans Netz. Die schwangere Dia driftete mit Mur in der Luft; Philas machte sich noch immer am Netz zu schaffen, was indes völlig sinnlos war, und ignorierte das Flehen ihres Ehemanns Esk, sich in Sicherheit zu bringen. Dura vermutete, daß Philas glaubte, mit ihren Anstrengungen die Instabilität zu bannen.
    Dura wußte, daß die Energie der Rotations-Instabilitäten schnell aufgezehrt wurde. Sehr bald schon würde dieser phantastische Dämon in sich zusammenfallen, und die Luft würde wieder ruhig und still daliegen. Und tatsächlich schrumpfte die glühende, tosende und nach sauren Photonen stinkende Instabilität schon merklich zusammen, während sie auf das Netz zuhielt.
    Doch wie sie sofort erkannte, schrumpfte sie nicht schnell genug…
    Mit einem durch die Konvektion verursachten Heulen, das so laut war wie tausend Stimmen, raste die Instabilität in das Netz…

    Es war, als ob eine Faust in ein Tuch gerammt worden wäre.
    Die Luft innerhalb des Netzes verwandelte sich von einem Suprafluid in eine viskose, turbulente Masse, die wie eine rasende Bestie um die Feld-Instabilität wirbelte. Dura sah, wie die Knoten platzten; mit einer fast majestätisch anmutenden Trägheit zerfiel das Netz zu einem Gewirr aus Seilen und Matten, an die Erwachsene und Kinder sich klammerten.
    Die Luft-Schwein-Herde wurde wie von der Hand eines Riesen in die Luft geschleudert. Dura sah, daß einige Tiere, die offensichtlich schon tot waren oder gerade verendeten, schlaff im Magfeld hingen; der Rest raste durch die Luft, wobei die Tiere blaue Gaswolken aus den hinteren Körperöffnungen ausstießen.
    Ein Mensch, der sich an ein Floß aus Seilen klammerte, wurde von der Instabilität selbst angezogen.
    Die Entfernung war zu groß, als daß Dura es mit Bestimmtheit hätte sagen können, aber sie glaubte, Esk erkannt zu haben. Sie war bereits Dutzende Mannhöhen von der Position des Netzes entfernt; zu weit, um ihn anzurufen, geschweige denn um ihm zu Hilfe zu kommen. Und dennoch sah sie das nun Folgende so deutlich, als ob sie selbst auf den Schultern ihres
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