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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit
Autoren: Stephen Baxter
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funktionierende Zeitmaschine sehen?« fragte der Gouverneur, »…eine Passage, einen Zeittunnel, der uns mit der Menschheit vor anderthalbtausend Jahren verbindet?«
    »Ja, vielleicht tun wir das.« Parz starrte auf das Bild und versuchte, irgendwelche Einzelheiten der Pyramide zu erkennen. War es möglich, daß sich gleich unter diesen Schichten des deformierten Raum-Zeit-Kontinuums ein Sonnensystem befand, das frei von der Beherrschung durch die Qax war – ein System, bevölkert von freien, wagemutigen und unsterblichen Menschen, die kühn genug waren, ein derart gewaltiges Projekt wie ›Interface‹ zu realisieren? Er versuchte, durch diese körnigen Bildpunkte in eine bessere Vergangenheit zu sehen. Aber die Auflösung dieser Fernerfassungsaufnahme war so schlecht, daß sich seine alten Augen trotz der Sehhilfen bald überanstrengten.
    Das Qax sagte nichts.
    Mit dieser Abbildung als Standbild auf dem Monitor ließ sich Parz wieder in seinen Sessel sinken und schloß die schmerzenden Augen. Er hatte langsam genug von dem Spiel des Gouverneurs. Am besten brachte man es zu gegebener Zeit zu Ende.
    Der Gedanke, daß die Menschheit im Verlauf der Besatzung fast nichts Neues über die Qax gelernt hatte, war bedrückend: Sogar die Botschafter der Menschen wie Parz wurden auf Distanz gehalten. Dennoch hatte Parz seine diversen Kontakte genutzt, um Fragmente über Wissen und Philosophie sowie einen Einblick in die Natur der Qax zu erlangen und alles in das Bild integriert, das aus einer glücklicheren Vergangenheit überliefert war.
    Wie alle anderen hatte auch Parz bisher nie ein Qax zu Gesicht bekommen. Er vermutete, daß sie im physischen Sinne große Wesen waren – warum hätten sie sonst Spline-Frachter benutzt? – aber auf jeden Fall war es nicht ihre körperliche Erscheinungsform, sondern die geistige Kapazität und Motivation, die so faszinierten. Er war zu der Überzeugung gelangt, daß die Menschheit nur durch die Kenntnis des Feindes – indem man das Universum mit der Mentalität der Qax betrachtete – hoffen konnte, das drückende Joch der Besatzung abzuschütteln.
    Er war zum Beispiel zu der Vermutung gelangt, daß die Rasse der Qax aus relativ wenigen Individuen bestand – vielleicht nicht einmal zweitausend. Auf jeden Fall nicht zu vergleichen mit den Milliarden, aus denen einst die Menschheit bestanden hatte, in den Jahren vor der Entwicklung der AS-Technologie. Und er war sich sicher, daß lediglich drei oder vier einzelne Qax mit der Überwachung der Erde beauftragt waren und zu diesem Zweck in ihren gemütlich warmen Spline-Frachtern um den Planeten kreisten.
    Aus dieser Hypothese ergaben sich natürlich viele Implikationen.
    Die Qax waren wahrscheinlich unsterblich – es gab sicher Hinweise dafür, daß seit der Invasion ein und derselbe Gouverneur auf der Erde herrschte. Und bei einer so kleinen und statischen Population, und mit aller Zeit dieser Welt, würde jedes Qax den Rest seiner Spezies sicherlich sehr gut kennen.
    Vielleicht schon zu gut.
    Parz stellte sich vor, wie über die Jahrhunderte Rivalitäten entstanden waren, mit Intrigen, Manövern, endlosen Kabalen… und Handel. Bei einer so kleinen und eng verbundenen Spezies konnte es keine organisierten politischen Strukturen geben. Wie hätte zum Beispiel ein Konsens für eine Legislative erreicht werden können? Wie hätten Gesetze verabschiedet werden können, die nicht im Verdacht standen, die Freiheitsrechte des Einzelnen einzuschränken?
    … Aber es gab Naturgesetze, denen jede Gesellschaft unterlag. Parz, der jetzt in den Bereich der Kontemplation abdriftete, nickte selbst zu seinen Gedankengängen. Es war ganz logisch. Wie so viele andere unabhängige Verbände auch, mußten sich die Qax in einem Zustand der vollständigen Konkurrenz befinden; sie bewegten sich in einem Meer der vollständigen Information über die Aktivitäten und Pläne der anderen, wobei ein Anschein von Ordnung nur durch die Gültigkeit der Gesetze der Ökonomie aufrechterhalten wurde. Ja; diese Theorie war für Parz plausibel. Die Qax waren ihrem Wesen nach Händler. Das mußten sie sein. Und über Handelsbeziehungen hatten sie auch Kontakt zu anderen Spezies aufgenommen, als sie über ihren Heimatplaneten hinaus expandierten.
    Sofern nicht, wie es bei der Menschheit der Fall gewesen war, andere, verlockende Möglichkeiten winkten…
    Parz glaubte nicht – im Gegensatz zur Ansicht vieler Kommentatoren –, daß die Qax eine inhärent militaristische
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