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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit
Autoren: Stephen Baxter
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Die Hülle bestand weder aus Kunststoff noch aus Metall, sondern aus einem runzligen, lederartigen Überzug, der an die Haut eines vernarbten alten Elefanten erinnerte. Diese ›Haut‹ war mit metergroßen Pockennarben übersät, großen Stückpforten, in denen unübersehbar Sensoren und Waffen glitzerten. In einem dieser Löcher rollte ein Auge und fixierte Parz eindringlich; das Auge war eine drei Meter breite Kugel und wirkte erschreckend menschlich; ein Zeugnis der Macht konvergenter Evolution. Parz wandte sich ab und fühlte sich fast schuldig deswegen. Wie die übrigen Organe des Spline war das Auge vergütet worden, um die Belastungen eines Raumfluges überstehen zu können – einschließlich der verschärften Bedingungen im Hyperraum – und für die Bedürfnisse der Raumschiffbesatzung modifiziert. Doch Parz wußte, daß der Spline nach wie vor ein eigenes Wahrnehmungsvermögen besaß; und er fragte sich, in welchem Maße die Intensität dieses großen Blicks durch das Bewußtsein des Spline selbst, beziehungsweise durch die Sekundärbeobachtung der Besatzung hervorgerufen wurde.
    Parz schob das Gesicht näher an das Bullauge. Oberhalb des fleischigen Horizontes des Spline hob sich die Krümmung eines blauen Segmentes der Erde gegen die Dunkelheit ab, und dem alten Mann war es, als ob ein Stahlseil sein Herz zu diesem unerreichbaren Stück seines Heimatplaneten zerren wollte. Und über dem blauen Segment ortete er ein weiteres Spline-Schiff, das perspektivisch auf die Größe seiner Faust reduziert wurde. Er erkannte, daß es sich bei diesem Raumer um ein Kriegsschiff handelte; seine biologische Hülle starrte vor Geschützständen – die meisten waren drohend auf Parz gerichtet, als ob sie ihn dazu auffordern wollten, es doch mal zu versuchen. Die massive Drohung des kilometergroßen Schlachtschiffes wirkte lächerlich auf Parz; er schüttelte eine knochige Faust gegen den Spline und streckte ihm die Zunge heraus.
    Jetzt registrierte er, daß oberhalb des Kriegsschiffes noch ein weiteres Spline-Schiff stand, und zwar in einer solchen Entfernung, daß Parz es trotz der durch Horn- und Netzhautverstärkung optimierten Optik nur als pinkbraunen Punkt ausmachen konnte. Und hinter diesem Raumer rollte noch ein Spline durch das All. Wie fleischgewordene Monde umkreiste die Flotte die Erde mit spielerischer Dominanz.
    Parz war einer von einer Handvoll Menschen, die seit der Implementierung des Besatzungsstatuts durch die Qax die Erde hatten verlassen dürfen, und einer von noch wenigeren, die sich überhaupt einem Abschnitt der Hauptflotte der Qax genähert hatten.
    Die Menschheit war vor zweieinhalbtausend Jahren zum erstenmal ins All gestartet, optimistisch, expandierend und voller Hoffnung… oder so kam es Jasoft jetzt zumindest vor. Dann war es zur ersten Kontaktaufnahme mit einer extraterrestrischen Spezies gekommen – einem geistigen Kollektivlebewesen mit der Bezeichnung Squeem – und alle Hoffnungen wurden zu Grabe getragen.
    Die Menschheit wurde unterworfen, und die erste Besetzung der Erde begann.
    Doch schließlich wurde die Herrschaft der Squeem abgeschüttelt, und die Menschheit bereiste erneut den Weltraum.
    Dann waren die Qax auf ein terranisches Raumschiff gestoßen.
    Zunächst war alles eitel Sonnenschein gewesen. Mit den Qax wurden Handelsbeziehungen aufgebaut und ein Kulturaustausch vorbereitet.
    Aber die Freude war nur von kurzer Dauer.
    Als die Qax gemerkt hatten, wie schwach und naiv die Menschen im Grunde waren, schickten sie die Spline-Kriegsschiffe los.
    Dennoch hatte die Menschheit in dieser kurzen Phase der ersten Kontaktaufnahme schon am meisten über die Qax und den Grund ihrer Überlegenheit gelernt. So hatte man zum Beispiel erfahren, daß die von den Qax eingesetzten Spline-Raumschiffe von riesigen Meereslebewesen mit ausgeprägten Extremitäten abgeleitet waren, die einst die Tiefen eines planetenumspannenden Ozeans durchpflügt hatten. Die Splines hatten die Raumfahrt entwickelt und für Jahrtausende die Sterne bereist. Dann, vor etwa einer Million Jahren, hatten sie eine strategische Entscheidung getroffen.
    Sie ›konstruierten‹ sich neu.
    Sie beschichteten ihre Haut, vergüteten ihre inneren Organe – und erhoben sich von der Oberfläche ihres Planeten wie kilometergroße, mit Auswüchsen besetzte Ballons. Sie waren zu lebendigen Raumschiffen geworden, die sich von der kargen Materie im interstellaren Raum ernährten. Die Spline hatten sich in Trägerschiffe
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