Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Artefakt«, mutmaßte das Qax.
    »Ja.« Parz holte ein Chart auf den Bildschirm – glühende Gitterkonstruktionen vor einem lachsrosa Hintergrund – und schickte es per Tastendruck über die Datenleitung zum Gouverneur. »Dies ist ein Videobild der Initiierung des Wurmlochs in der Jupiterumlaufbahn, vor etwa anderthalbtausend Jahren. Der Vorgang firmierte unter der Bezeichnung ›Projekt Interface‹.« Er fuhr mit einem Fingernagel über die Abbildung, um auf die Details hinzuweisen. »Im wesentlichen bestand die Konstruktion aus zwei pyramidenförmigen Gitterrohrrahmen. Beide hatten eine Basiskantenlänge von etwa fünf Kilometern. Diese Rahmen bildeten die Begrenzung einer Raum-Zeit-Brücke.« Er blickte hoch, irgendwo in Richtung der Decke. Nicht zum erstenmal wünschte er sich, daß er irgendein Bild vom Gouverneur hatte, an dem er seine Aufmerksamkeit festmachen konnte, nur einen kleinen Hinweis, um die in diesen Meetings herrschende Orientierungslosigkeit abzumildern. Bisher hatte er sich immer von der Aura des Gouverneurs eingeschlossen gefühlt, als ob dieser irgendein mächtiger Gott wäre. »Wollen Sie Einzelheiten hören, Gouverneur? Die sogenannte Einstein-Rosen-Brücke ermöglicht in Nullzeit den Transfer zwischen zwei Punkten im Raum-Zeit-Kontinuum aufgrund…«
    »Weiter.«
    Parz nickte. »Einer der Pyramiden-Gitterrohrrahmen verblieb in der Jupiter-Umlaufbahn, während der andere mit Unterlichtgeschwindigkeit von der Erde wegtransportiert wurde, in Richtung des Zentrums dieser Galaxis.«
    »Warum gerade dorthin?«
    Parz zuckte die Schultern. »Die Richtung war im Grunde irrelevant. Es ging nur darum, das eine Ende der Einstein-Rosen-Brücke viele Lichtjahre von der Erde entfernt zu positionieren und es später wieder zurückzuholen.«
    Parz’ Terminal klingelte leise. Abbildungen, auf die das Qax jetzt direkt zugriff, liefen über den Bildschirm: Konstruktionszeichnungen der Pyramiden aus allen Perspektiven, seitenweise relativistische Gleichungen… Die Gitterkonstruktionen wirken wie Kunstwerke, dachte er; oder wie Ohrschmuck, der an der narbigen Wange des Jupiter baumelt.
    »Wie wurden die Pyramiden konstruiert?« fragte das Qax.
    »Aus irgendwelchen exotischen Werkstoffen.«
    »Woraus?«
    »Das ist ein Begriff aus unserer Sprache«, erwiderte Parz schroff. »Schlagen Sie ihn nach. Eine Substanz mit besonderen Eigenschaften, die es ermöglichen, ein Wurmloch offenzuhalten. Die Technologie wurde von einem Menschen namens Michael Poole entwickelt.«
    »Wie du weißt, wurde, als die Menschheit in ihre jetzigen engen Geschäftsbeziehungen mit den Qax eintrat, das zweite Terminal dieser Raum-Zeit-Brücke - der stationäre, der sich noch immer im Orbit um den Jupiter befindet – zerstört«, dozierte der Gouverneur.
    »Ja. Ihr zerstört ohnehin alles, was ihr nicht versteht«, kommentierte Parz trocken.
    Das Qax erwiderte zunächst nichts. Dann meinte es: »Wenn dich die Dysfunktion deines Körpers behindert, können wir auch später weitermachen.«
    »Lassen Sie es uns zu Ende bringen«, entgegnete Parz. »Nach fünfzehn Jahrhunderten kehrt das Gegenstück der Brücke in das Sonnensystem zurück. Es befindet sich im Schlepp der Cauchy, eines alten terranischen Frachtraumers; wir vermuten, daß die vor eintausendfünfhundert Jahren gestartete Schiffsbesatzung wegen der Zeitdilatation noch am Leben ist.«
    »Warum kommt das Brückenteil zurück?«
    »Weil es bei der Mission so vorgesehen war. Sehen Sie.« Parz schickte weitere Daten über den Rechner. »Sie sollten in etwa zu diesem Zeitpunkt zurückkommen, und das tun sie auch.«
    »Vielleicht funktioniert die Raum-Zeit-Brücke seit der Vernichtung der zweiten, stationären Pyramide nicht mehr«, spekulierte das Qax. »Wir sollten deshalb diesen – Besuch von den Sternen – nicht als Bedrohung interpretieren. Was meinst du?«
    »Vielleicht haben Sie recht.«
    »Warum sollten wir uns irren?«
    »Weil der eigentliche Zweck des Projekts ›Interface‹ nicht darin bestanden hatte, einen Weg zur Reise durch den Raum zu finden… sondern durch die Zeit. Ich bin zwar kein Physiker, aber ich glaube nicht, daß eure Zerstörung des zweiten Terminals die Funktionsfähigkeit der Brücke beeinträchtigt hat.«
    Auf Parz’ Bildschirm erschien nun die einfache Darstellung eines Pyramidengitters; das Bild war bis zur Auflösungsgrenze vergrößert und fokussiert, ohne daß jedoch Details erkennbar waren.
    »Willst du damit andeuten, daß wir hier eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher