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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit
Autoren: Stephen Baxter
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hatte darin bestanden, die riesigen Projekte der Xeelee zu begleiten, die Projekte, deren Zweck darin bestanden hatte, einen Fluchtweg aus diesem tödlichen Kosmos zu schaffen.
    Zum Erreichen ihrer Ziele waren die Xeelee sogar zurück durch die Zeit gereist, um ihre eigene Evolution zu modifizieren und ihre Geschichte in eine geschlossene zeitgleiche Kurve zu überführen, ein Vakuumdiagramm. Das Anti-Xeelee war das diesen Prozeß vorantreibende Bewußtsein und reiste – wie ein Antiteilchen – von dem Moment seiner Auflösung zurück durch die Zeit bis zum Augenblick seiner Entstehung.
    Jetzt war sein Auftrag ausgeführt. Das Anti-Xeelee verspürte so etwas wie Zufriedenheit bei dem Gedanken, daß seine Ladungen entkommen und jetzt außerhalb der Reichweite von diesen… anderen waren, denen die Xeelee letztlich nichts hatten entgegensetzen können.
    Das Anti-Xeelee hatte seine Schuldigkeit getan.
    Es dehnte sich aus und wurde dabei dünner; bald würde sich sein Bewußtsein mit einem kurzen, nicht zu lokalisierenden Schwall von Selektronen und Neutralinos multiplizieren, fragmentieren, zerbrechen und im Vakuum versinken…
    Aber jetzt noch nicht. Es gab etwas Neues.

    Michael brauchte nicht lange, um den Status seines fragilen Schiffes zu ermitteln.
    Die Lebenskuppel bezog noch immer Restenergie aus ihren internen Zellen. Die würde noch, wie lange reichen? – ein paar Stunden? Soweit er sagen konnte, bestand weder eine funktionale Verbindung zwischen der Kuppel und dem Rest der Hermit Crab noch hatten die Verbindungen überlebt, die Harry zu dem Spline-Schiff geschaltet hatte… außer einer, die ominös auf den Schalttafeln glühte, die Michael beharrlich ignorierte; was ihn betraf, konnten die verdammten Rebellen-Drohnen das Schiff jetzt zernagen.
    Ihm fehlte es also an Bewegungsenergie. Nicht so sehr, was die Technik des Schiffes betraf, sondern hinsichtlich der Veränderung seiner eigenen Situation.
    Doch machte er sich weder darüber Gedanken noch fürchtete er sich vor der Zukunft, so wie sie sich ihm darbot. Es war schon ein Wunder, daß er überhaupt die Passage durch das Wurmloch-Netzwerk überlebt hatte…
    Das alles war ein bizarrer Bonus.
    Harry war natürlich nicht mehr da.
    Das Universum jenseits der Lebenskuppel wirkte alt, tot und dunkel. Die Lebenskuppel war eine isolierte kleine Blase aus Licht und Leben.
    Michael war allein, hier am Ende der Zeit. Er konnte es fühlen.
    Er bereitete sich ein frugales Mahl; der banale Arbeitsablauf, der in einer Insel aus strahlendem Licht um die kleine Kombüse der Lebenskuppel verrichtet wurde, hob auf eine merkwürdige Weise seine Stimmung. Er brachte das Essen zu seiner Couch, legte sich, den Teller auf einer Hand balancierend, hin und dimmte die Beleuchtung der Kuppel.
    Gott allein mochte wissen, wo er hier war… falls das ›wo‹ nach einer solchen Erschütterung der Raumzeit überhaupt noch eine Bedeutung hatte. Die Sterne waren entfernt, dunkel, rot. Konnte so viel Zeit vergangen sein? – oder, fragte er sich, konnte etwas, eine unbekannte Macht, die Alterung der Sterne beschleunigt haben, in den Äonen nach der winzigen Zeitspanne der Menschheit?
    Es gab keine Anzeichen für eine großmaßstäbliche menschliche Existenz oder entsprechende Aktivitäten; im Grunde nicht einmal für intelligentes Leben generell.
    Intelligenz würde Zeit gehabt haben, sich zu entfalten, überlegte Michael. Nach Millionen Jahren, mit Überlicht-Raumfahrt und Singularitäten-Technologie in den Händen Hunderter Species, hätte das Universum sich verändert haben müssen…
    Die Rekonstruktion des Universums hätte so augenfällig sein müssen wie ein sich über tausend Lichtjahre erstreckender Neon-Schriftzug.
    … Doch das Universum war nur gealtert.
    Er wußte anhand der subjektiven Dauer seiner Passage durch die Wurmlöcher, daß er nicht mehr als ein paar Millionen Jahre übersprungen haben konnte – ein Bruchteil der großen Reise zur zeitgleichen Unendlichkeit – und doch war bereits die Ebbe des Lebens eingetreten. Gab es noch Menschen, irgendwo?
    Er lächelte sehnsüchtig. Soviel zu Shiras erhabenen Träumen vom universellen Leben, von der Manipulation der dynamischen Evolution der Raumzeit selbst…
    Es würde keinen ›Letzten Beobachter‹ geben. Das Projekt der Freunde von Wigner hätte letztlich nicht gelingen können: Es wäre niemand dagewesen, der sich die ausgefeilte Botschaft hätte anhören können. Aber, dachte Michael beim Blick auf das verfallende
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